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Dresdner Arzt-Gattin soll Beweise für Abrechnungsbetrug vernichtet haben

Im Betrugsprozess gegen ein Dresdner Arztehepaar sind drei Festplatten zerstört worden. Dahinter soll die 42-jährige Arzt-Gattin stecken. Sie bestreitet das jedoch entschieden.

Von Alexander Schneider
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Carmen L. spricht mit ihrem Mann Lutz. Das Foto stammt vom Auftakt ihres gemeinsamen Prozesses am Landgericht Dresden im April 2020. Nun steht die Ehefrau allein vor dem Amtsgericht Dresden, weil sie in jenem Prozess Beweise zerstört haben soll.
Carmen L. spricht mit ihrem Mann Lutz. Das Foto stammt vom Auftakt ihres gemeinsamen Prozesses am Landgericht Dresden im April 2020. Nun steht die Ehefrau allein vor dem Amtsgericht Dresden, weil sie in jenem Prozess Beweise zerstört haben soll. © Benno Löffler (Archiv)

Dresden. Zwei Jahre und fünf Monate verhandelte das Landgericht Dresden gegen den Arzt Lutz L. und seine Ehefrau, die Ergotherapeutin Carmen L. Nach 90 Sitzungstagen wurden sie im September vergangenen Jahres wegen Betruges schuldig gesprochen – er in 429 Fällen, sie in 408 Fällen. Er muss für vier Jahre und zwei Monate ins Gefängnis, sie für zwei Jahre und vier Monate. Vorbei ist die Geschichte damit aber noch nicht.

In dem Prozess ging es um Abrechnungsbetrügereien in medizinischen Versorgungszentren in Dresden. Beide sollen als geschäftsführende Gesellschafter über Jahre medizinische und therapeutische Leistungen falsch abgerechnet haben, allein bei den angeklagten Fällen aus den Jahren 2009 bis 2012 entstand durch ein "System an Falschabrechnungen" laut Gericht ein Schaden von 1,3 Millionen Euro.

Anklage: Frau wollte Prozess torpedieren

Es war ein spektakulärer Prozess. Unter anderem war Lutz L. zwischenzeitlich untergetaucht, wurde in England verhaftet. Angeblich hatte der 53-Jährige versucht, mit seinem Verschwinden den Prozess zum Platzen zu bringen, denn die Taten wären 2023 verjährt. Auch Carmen L. soll versucht haben, den Prozess zu torpedieren. Es geht um die Vernichtung von Beweismitteln auf einem sogenannten "Sichtungs-PC".

Seit dieser Woche muss sich die Frau daher vor dem Amtsgericht Dresden in einem neuen Prozess verantworten. Laut Anklage soll die 42-Jährige 2020 als Angeklagte in ihrem laufenden Betrugsprozess drei Festplatten mit einer Unmenge an Daten, Beweismittel, vernichtet haben. Konkret sei ihr von einem ihrer Verteidiger ein Computer übergeben worden, auf denen Ermittler drei Festplatten mit der Software des Versorgungszentrums aufgespielt hatten. Die Angeklagte habe alle Festplatten ausgetauscht, um die Daten für sich zu behalten, heißt es in der Anklage. Es sei ihr mit der vorgeworfenen Unterschlagung um die Verschleierung der Daten gegangen.

"Wäre nicht in der Lage gewesen, Speicher auszutauschen"

Die Vorwürfe wurden im Sommer 2020 bekannt, lange bevor der Prozess endete. Verteidiger Dietrich Kleemann erklärte für seine Mandantin, sie habe den Computer "zu keinem Zeitpunkt übergeben bekommen", insbesondere nicht von den in der Anklage genannten Verteidigern.

Die Daten auf den Festplatten hätten wohl schon eine erhebliche Rolle gespielt, "aber in erster Linie gegen ihren Ehemann", nicht gegen sie. Sie waren wichtig, um etwa Behandlungszeiten zu rekonstruieren. Die 42-Jährige habe bis zur Rückgabe des Computers nichts davon gewusst und wäre selbst auch gar nicht in der Lage gewesen, die Speicher auszutauschen, so Kleemann.

Es gibt jedoch belastende Fotos dieser ausgebauten Festplatten, die bei einer Wohnungsdurchsuchung sichergestellt wurden. Die Fotos wurden angeblich mit Carmen L.s Handy, einem Apple Iphone 7 plus, aufgenommen. Dazu sagte Kleemann, jeder in der Familie habe Zugriff auf die Apple-Geräte, Iphones und Tablets, das gelte auch für den Apple-Cloudspeicher, der unter der E-Mail-Adresse der Angeklagten angelegt wurde. Jetzt muss der Richter Zeugen finden, um die Angaben zu prüfen. Der Prozess wird fortgesetzt.