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Grünes Gewölbe: Remmo-Kronzeuge wegen Diebstahls wieder verurteilt

Der Mann, der wesentlich zur Verurteilung des Diamantendiebs Abdul Majed Remmo beigetragen hat, steht selbst oft vor Gericht. Nun ist er in Dresden wieder verurteilt worden.

Von Alexander Schneider
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Abdul Majed Remmo (im Bild) wurde Mitte Mai wegen seiner Beteiligung am Einbruch ins Grüne Gewölbe zu einer Jugendstrafe von fünf Jahren verurteilt. Der 24-Jährige war von einem Mitgefangenen belastet worden.
Abdul Majed Remmo (im Bild) wurde Mitte Mai wegen seiner Beteiligung am Einbruch ins Grüne Gewölbe zu einer Jugendstrafe von fünf Jahren verurteilt. Der 24-Jährige war von einem Mitgefangenen belastet worden. © dpa

Dresden. Remmo-Kronzeuge Abdelaziz T. wurde am Landgericht Dresden schon wieder verurteilt. Es ging um den gewerbsmäßigen Diebstahl von Bargeld aus der Handtasche einer Barkeeperin in der Szene-Kneipe "Red Rooster" und den Besitz einer Kleinstmenge Drogen Anfang dieses Jahres.

Schon Anfang Mai lag der Fall vor einer Berufungskammer des Landgerichts Dresden, nachdem der 48-Jährige am Amtsgericht Dresden acht Monate ohne Bewährung kassiert hatte. Interessant ist Abdelaziz T. jedoch nicht wegen dieser Bagatelldelikte, sondern weil er im vergangenen Jahr eine tragende Rolle im Prozess um den Einbruch ins Grüne Gewölbe gespielt hatte.

Einer der inzwischen zu fünf Jahren Haft verurteilten Diamantendiebe, Abdul Majed Remmo (24), soll dem 48-Jährigen offenbart haben, er sei an dem spektakulären Einbruch Ende November 2019 mit von der Partie gewesen. Der 24-Jährige hatte das zwar bestritten, doch er wurde Mitte Mai als Mittäter verurteilt – auch aufgrund der Aussage von Abdelaziz T., wie der Vorsitzende Richter Andreas Ziegel ausführlich begründete.

Täterwissen macht Zeugen glaubwürdig

Der junge Remmo war offensichtlich über eine weitere Tat gestolpert, an der er beteiligt gewesen sein soll: Einen versuchten Banküberfall im August 2020, bei dem es einen Schusswechsel mit Sicherheitskräften und einen verletzten Wachmann gegeben hatte. Nach Überzeugung Ziegels hatte der Zeuge T. den Ermittlern auch "Täterwissen" dieses Banküberfalls gesteckt – Wissen, das er nur von Abdul Majed erfahren haben konnte. Das heißt, die Männer müssen miteinander gesprochen haben, Remmos Behauptung war widerlegt.

Wohl auch wegen T.s Angaben wurde der 24-jährige Remmo Anfang Februar am Landgericht Berlin wegen versuchten Raubes angeklagt. Auch dieser Überfall erinnert an den Dresdner Einbruch. Die Räuber hatten geplant, mit einem zum Rammbock umfunktionierten Pritschenwagen das Fenster der Bank aufzubrechen – am helllichten Tag. Auf der Flucht steckten die Täter ihre Autos in Brand. Remmos Verteidiger hatten versucht, Abdelaziz T. als absolut unglaubwürdig darzustellen, als jemanden, der für Hafterleichterungen die Unwahrheit sagt. Sie hatten auch behauptet, der 48-Jährige sei vor allem wegen dutzendfacher Betrügereien bekannt.

Elf Vorstrafen in 30 Jahren

Zumindest Letzteres dürfte so nicht stimmen. Bei T.s Taten – elf Verurteilungen seit 1993 – handelt es sich vor allem um Computerbetrug, Abhebungen an Geldautomaten, weniger um das Vortäuschen falscher Tatsachen. Ansonsten saß der Algerier wegen Raubes, Drogenhandels und vor allem wegen seiner Diebstähle in Haft.

Wie zuletzt Anfang 2023. Laut Anklage soll T. am 3. Januar kurz vor der Öffnung des "Red Roosters" 200 US-Dollar aus der Tasche der Barkeeperin gestohlen haben. T. selbst gab die Tat zu, aber behauptete, nur 18 Dollar erbeutet zu haben. Anhand von Bildern der Überwachungskamera ließ sich die Summe nicht feststellen. Nachdem auch die 43-jährige Geschädigte aus Panama keine genauen Angaben ihrer Dollar-Summe machen konnte, war die Gewerbsmäßigkeit des Diebstahls vom Tisch. T. erhielt für die Taten eine Geldstrafe von 120 Tagessätzen, die mit seiner U-Haft bereits vollstreckt war. Nach 142 Tagen in Haft kam er auf freien Fuß.