Dresden
Merken

Vergewaltigung in Dresdner Bierkneipe?

Ein 69-jähriger Rentner soll vor Jahren eine Frau in einer Dresdner Kneipe vergewaltigt haben. Vor Gericht bestreitet er die Vorwürfe und bleibt ungewöhnlich cool.

Von Alexander Schneider
 3 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Auf der Herrentoilette einer Dresdner Bierkneipe soll ein Rentner vor drei Jahren eine Frau vergewaltigt haben. Erst jetzt schlägt sich das Amtsgericht Dresden mit der delikaten Sache herum.
Auf der Herrentoilette einer Dresdner Bierkneipe soll ein Rentner vor drei Jahren eine Frau vergewaltigt haben. Erst jetzt schlägt sich das Amtsgericht Dresden mit der delikaten Sache herum. © dpa/David-Wolfgang Ebener

Dresden. Als sich der Angeklagte und das vermeintliche Opfer Anfang Januar 2020 in ihrer Cottaer Stammkneipe zur Begrüßung auf die Wange küssten, waren Corona, Abstandsregeln oder gar Masken noch kein Thema. Der 69-jährige Rentner hatte die weit jüngere Frau schon lange nicht mehr gesehen, entsprechend groß war die Freude. Doch die Nacht endete in einem Drama, denn der Rentner soll seine Bekannte in der Toilette der Bierkneipe vergewaltigt haben.

Laut Anklage habe er der Frau in der Herrentoilette unter den BH gefasst und seine Hand auch in ihre Hose gesteckt. Trotz erkennbaren Widerstands habe er ihr dann auch die Hose geöffnet und sei vaginal in sie eingedrungen. Er habe, heißt es in der Anklageschrift vom Dezember 2020, "unter Ausnutzung eines Überraschungsmoments den Beischlaf vollzogen".

Angeklagter: Frau zeigte ihre Brüste

Dass die delikate Sache erst jetzt, drei Jahre, zwei Monate und einen Tag nach der Tat, in einem Strafprozess am Amtsgericht Dresden aufgeklärt werden muss, könnte wiederum mit der Pandemie zusammenhängen. Jedenfalls gibt es Prozesse, die während Corona nicht angesetzt wurden, weil die Richter es den Geschädigten ersparen wollten, mehrfach vernommen zu werden, weil Prozesse pandemiebedingt unterbrochen werden könnten. So erklärte sich der Dresdner Verteidiger Christian Janeczek, warum sein Mandant so lange mit dem schweren Vorwurf leben musste.

Dem Angeklagten, ein ehemaliger Stahlbauer, scheint es äußerlich nicht sehr mitgenommen zu haben. Gelassen erzählt er, wie er mit der Frau ins Gespräch kam, sie ihm auch von Problemen mit ihrem Partner berichtet und schließlich versucht habe, ihn anzumachen. Er habe das abgelehnt – auch als sie plötzlich in der Toilette hinter ihm stand. Sie habe ihren Pullover hochgezogen und ihre Brüste gezeigt.

Er habe darauf nicht geachtet, habe versucht, den Pullover wieder herunterzuziehen und gesagt: "Was soll denn das? Bist du blöde oder was?" Dann sei er nach oben zu seinem Bier gegangen. Die Frau sei zurückgekommen, habe gefragt, ob er noch da sei. Als er das bestätigt hatte, habe sie gesagt: "Das ist gut. Ich hab die Polizei gerufen. Er hat mich gerade vergewaltigt."

DNA der Frau am Penis des Angeklagten

Der Rentner, er sieht deutlich jünger aus, blieb bis zum Eintreffen der Polizei an der Bar sitzen, trank sein Bier und blieb so gelassen wie jetzt in seinem Prozess. Auch die wenigen anderen Gäste der Kneipe hatten die Bemerkung der Frau nicht ernst genommen. Der Angeklagte und die Geschädigte wurden als Stammgäste beschrieben. Er habe an jenem Abend vier bis fünf Bier gehabt, sie angeblich sechs bis acht Gläser Rotwein.

Die Geschädigte, optisch könnte sie vom Alter her die Tochter des Rentners sein, wurde zum Schutz ihrer Privatsphäre unter Ausschluss der Öffentlichkeit vernommen. Im Anschluss jedoch sagte Verteidiger Janeczek, es gebe Widersprüche, er rechne daher mit einem Freispruch aufgrund der Aussagen der Geschädigten. Auch Psychopharmaka, die die Frau genommen habe, sollen eine Rolle gespielt haben.

Doch nach einem schnellen Ende sieht es zunächst nicht aus. Es gibt objektive Spuren – DNA des Angeklagten am BH, DNA der Geschädigten am Penis – doch die Spuren passen offenbar nicht zu den geschilderten Abläufen. Die Vorsitzende Richterin fragte den Staatsanwalt etwa, welche "strafbare Handlung" er nun eigentlich nachweisen wolle. Vorerst wird wohl weiterverhandelt, zwei Termine sind noch geplant.