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Remmo-Clan hat Villa in Berlin geräumt - und verwüstet

Weggerissene Holzböden, zerbrochene Glasscheiben, aufgebrochene Türen - nach der Übergabe einer Clan-Villa in Berlin-Neukölln an den Staat muss diese zunächst gesichert werden.

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Polizisten sind im Berliner Ortsteil Buckow im Bezirk Neukölln vor einer Villa des Remmo-Clans im Einsatz.
Polizisten sind im Berliner Ortsteil Buckow im Bezirk Neukölln vor einer Villa des Remmo-Clans im Einsatz. © dpa

Berlin. Nach fast sechs Jahren ist es ein Sieg für den Rechtsstaat. Der bekannte arabischstämmige Remmo-Clan in Berlin-Neukölln musste am Mittwoch eine vom Staat beschlagnahmte Villa endgültig räumen. Nach jahrelangen Auseinandersetzungen vor Gerichten und begleitet von einem großen Polizeieinsatz übernahm am Vormittag eine Gerichtsvollzieherin das große Haus im Stadtteil Buckow ganz im Süden Berlins. Die Polizei konnte sich aber weitgehend passiv verhalten: Das Haus war seit dem Vortag nicht mehr bewohnt. Türen und Fenster standen offen, Möbelstücke waren vor der Tür abgestellt. Das Innere war zu einem großen Teil zerstört, im Hof türmte sich Sperrmüll.

Die Villa mit großer Wohnfläche und Gartenhaus gehört zu 77 Immobilien, die im Jahr 2018 von der Berliner Staatsanwaltschaft beschlagnahmt wurden. Mehrere Urteile bestätigten, dass das Anwesen mit Geld aus kriminellen Geschäften gekauft wurde.

Ausziehen wollte die Großfamilie R. nicht. Zu ihr gehören Männer, die unter anderem wegen des Diebstahls der großen Goldmünze aus dem Berliner Bodemuseum verurteilt wurden. Fünf Männer aus dem Clan wurden zudem 2023 wegen des Diebstahls von Diamanten aus dem Grünen Gewölbe in Dresden zu Gefängnisstrafen verurteilt. Bis zuletzt versuchte sie vor Gericht, die Räumung abzuwehren. Einen letzten Antrag wies das Amtsgericht Neukölln in der vergangenen Woche zurück.

Sperrmüll liegt auf dem Gelände der Clan-Villa in Buckow
Sperrmüll liegt auf dem Gelände der Clan-Villa in Buckow © dpa

Um 10.00 Uhr am Mittwochmorgen rollte ein Dutzend Mannschaftswagen der Polizei vor der Villa an, die idyllisch gegenüber einer alten Dorfkirche samt Friedhof und nahe einem kleinen Teich liegt. 130 zum Teil vermummte Polizisten sperrten das Gelände und die Straße ab. Ein Spürhund war dabei, ein Polizist trug eine Ramme auf der Schulter, Zivilpolizisten vom Landeskriminalamt begleiteten die uniformierten Kollegen. "Wir haben uns auf alle Szenarien vorbereitet", sagte eine Polizeisprecherin.

Kurz vor 10.30 Uhr erschien die Gerichtsvollzieherin. Zusammen mit Polizisten und einem Vertreter des Bezirks Neukölln betrat sie das Haus durch die offen stehende Eingangstür. Damit war die Immobilie rechtmäßig an den Staat übergeben. Die Polizeisprecherin sprach von einem reibungslosen Einsatz.

Ein Polizist steht an der Eingangstür mit entfernter Klingelanlage.
Ein Polizist steht an der Eingangstür mit entfernter Klingelanlage. © dpa

Nach einer ersten Begehung schilderte Bezirkssprecher Christian Berg seine Eindrücke: "Das Haus befindet sich in einem sehr desolaten Zustand." Holzböden seien rausgerissen, Geländer weggerissen, Türen zerstört und Glasscheiben zerbrochen. Lose Elektrokabel hingen demnach in den Räumen herum. Berg sprach von mutwilliger Zerstörung. Im Garten war ein großer Sperrmüllhaufen inklusive Bauschutt zu sehen. Autoteile lagen herum. Mit der Familie müsse man nun klären, wer den Schaden bezahle, sagte Berg. Nach Zeitungsberichten soll die Großfamilie bereits ein anderes Haus im Nachbarbezirk gemietet haben.

Villa gehört rechtskräftig dem Land Berlin

Berg betonte aber: "Insgesamt sind wir erstmal sehr zufrieden." Das Bezirksamt freue sich, dass die Sache endlich abgeschlossen worden sei. Nun müsste das Haus gesichert werden. Die künftige Verwendung stehe noch nicht fest. Der Bezirk strebe eine soziale Nutzung an. Erzieherinnen aus der benachbarten Kita, die neugierig durch den Zaun guckten, berichteten von einem Feuerwerk, das die Bewohner noch am Montagnachmittag veranstaltet hätten. Sie hätten nichts dagegen, wenn ihre Kita das Grundstück mitnutzen könne, sagten die Frauen.

Einige Jahre nach der Beschlagnahmung im Jahr 2018 und ersten Gerichtsverfahren war die Villa rechtskräftig in den Besitz des Landes Berlin übergegangen. Der Bezirk Neukölln wurde als Kommune dafür zuständig. Die Großfamilie blieb aber als Mieter weiter wohnen, bezahlt wurde die Miete vom Sozialamt. Mehrfach kündigte der Bezirk das Mietverhältnis und setzte Räumungsfristen. Bis diese vor Gericht durchgesetzt wurden, vergingen erneut Jahre.

In der Zwischenzeit kam es wiederholt zu Polizeieinsätzen auf dem Grundstück. Bei Durchsuchungen ging es unter anderem um Ermittlungen zu Diebstählen. Zuletzt erschien die Polizei im Januar im Zusammenhang mit einem Angriff auf eine Polizistin an Silvester. Eine 15-jährige Jugendliche aus der Familie wurde in der Nacht beim Feiern auf der Straße von einem Polizeiauto angefahren. Ein Verwandter der Jugendlichen soll daraufhin die Polizistin im Wagen brutal angegriffen und schwer verletzt haben.

Im Mai hatte das Landgericht Dresden fünf Angehörige der Berliner Großfamilie Remmo zu mehrjährigen Freiheitsstrafen verurteilt. Ein sechster Angeklagter hatte ein Alibi und wurde freigesprochen.

Die Täter waren am 25. November 2019 in Sachsens Schatzkammermuseum eingebrochen. Sie erbeuteten 21 historische Schmuckstücke aus Diamanten und Brillanten im Gesamtwert von 116,8 Millionen Euro und verursachten über eine Million Euro Schaden. (SZ/dpa)