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Wegen eines Reissacks: Vier Männer sollen 38-Jährigen in Dresden verprügelt haben

Vier Männer sollen einen 38-Jährigen in einem Dresdner Asia-Markt vermöbelt haben, der zehn Kilo Reis umzutauschen versuchte. In dem Prozess dazu gibt es einige Unstimmigkeiten.

Von Alexander Schneider
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In Dresden soll ein 38-Jähriger zusammengeschlagen und gefesselt worden sein, nachdem er einen Sack Reis in einem Geschäft umtauschen wollte.
In Dresden soll ein 38-Jähriger zusammengeschlagen und gefesselt worden sein, nachdem er einen Sack Reis in einem Geschäft umtauschen wollte. © picture alliance/dpa/Luong Thai Linh

Dresden. In der Regel ist ein Sack Reis, selbst wenn wenn er in China umgefallen ist, ein Synonym für eine Sache, die absolut niemanden interessiert. Weder im Reich der aufgehenden Sonne, noch hier im Okzident, schon gar nicht Mitten in Dresden. Seit April 2022 jedoch kann man diese Chiffre nicht mehr so einfach stehen lassen. Das Interesse an einem Zehn-Kilo-Sack Rundkorngetreide hat dazu geführt, dass ein Asia-Markt in der Prager Straße zum Schauplatz eines ungewöhnlichen Gewaltexzesses wurde. Und alles angeblich nur, weil ein Kunde seine Ware mit Nachdruck umtauschen wollte.

Kunde wollte Langkornreis statt Rundkornreis

Der 38-jährige Iraker, alleinerziehender Vater zweier Kinder, hatte Rundkorn gekauft, aber Langkorn haben wollen. 15 Euro soll der Sack gekostet haben. Weil er die Beschriftung, immerhin auf Deutsch, nicht verstanden hat, habe er sich von zwei Verkäuferinnen versichern lassen, dass ihm die zehn Kilo wieder abgenommen werden. "Das ist doch kein Problem", hätten die Frauen ihn beruhigt.

Noch am selben Nachmittag jenes verhängnisvollen 6. Aprils stand er bald wieder in dem Laden und forderte nun den angeblich zugesicherten Umtausch. Doch nun sei er mit seinem aufgerissenen Reissack von einem Mitarbeiter zum nächsten geschickt worden. Niemand habe ihm die Ware getauscht. Was genau sich aber dann in der zunehmend aufgeheizten Atmosphäre zwischen den orientalischen Leckereien abgespielt hat, beschäftigt seit Mittwoch das Amtsgericht Dresden.

Drei Vietnamesen, der Inhaber (51) des Marktes und zwei Mitarbeiter (49, 59), sowie einem deutschen Ladendetektiv (43) wird gefährliche Körperverletzung vorgeworfen. Die Männer sollen den Kunden, der mit seinem fünfjährigen Sohn in dem Geschäft war, zusammengeschlagen und in einem Lagerraum gefesselt haben. Unter anderem sollen die Männer ihrem Opfer mehrfach gegen den Kopf getreten haben.

Sehen die Angeklagten heute anders aus?

Jürgen Saupe, Verteidiger des 49-Jährigen, erklärte, sein Mandant habe "Hilfe geleistet", den Kunden, der völlig außer sich gewesen sei und mit Waren herumgeschmissen habe, festzuhalten. Er habe Kolleginnen aufgefordert, die Polizei zu rufen, sich aber nicht an Körperverletzungen beteiligt. Der 59-Jährige sagte, er habe mit der Sache nichts zu tun, und der Inhaber selbst erklärte, er habe alles bei der Polizei gesagt und wolle sich im Gericht nicht erneut dazu äußern. Der Detektiv schließlich sagte, er habe privat in dem Laden eingekauft, sei dazugekommen und habe geholfen, den 38-Jährigen zu fixieren. Der Kunde habe mit einem Glas nach anderen geschlagen. Weil der Mann sich weiter gewehrt habe, habe er ihm Handfesseln angelegt.

Der Geschädigte wurde zwei Stunden vernommen. Er habe Todesangst gehabt, sei in therapeutischer Behandlung gewesen. Dass er so ausgerastet sei, wie es die Angeklagten beschrieben hatten, verneinte er. Er habe auf den Umtausch des Sacks Reis bestanden, sei dann blutig geschlagen worden. Die Angeklagten hätten angeblich ihr Äußeres verändert: Der nun grauhaarige 59-Jährige habe damals eine Glatze gehabt, dafür habe der 49-Jährige heute sein Haar schwarz gefärbt, es sei weiß gewesen. Der Prozess wird fortgesetzt.