Feuilleton
Merken

2026 wird in Sachsen zum "Jahr der jüdischen Kultur"

Jüdisches Leben gibt es seit dem Mittelalter in Sachsen. Nun soll ein Themenjahr diese Kultur würdigen. Dabei geht es besonders um Austausch und jüdische Perspektiven.

 3 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Sachsen wird 2026 zum "Jahr der jüdischen Kultur".
Sachsen wird 2026 zum "Jahr der jüdischen Kultur". © Archiv/Peter Endig/dpa

Chemnitz. Mit einem Themenjahr unter dem Titel "Tacheles" soll 2026 landesweit die vielfältige jüdische Kultur und Geschichte Sachsens sichtbar gemacht und gefeiert werden. "Die jüdische Kultur ist ein integraler Teil der sächsischen Kultur", betonte Kulturministerin Barbara Klepsch (CDU) am Donnerstag in Chemnitz.

Es gehe darum, Austausch und Begegnungen zu ermöglichen und bisher unentdeckte Schätze zu heben - vor allem in den Regionen abseits der großen Städte. Gerade nach dem Massaker der Terrororganisation Hamas vom 7. Oktober sei eine klare Haltung und Solidarität mit der jüdischen Gemeinschaft wichtig. "Mit dem Themenjahr bekunden wir diese Solidarität nicht nur, sondern setzen sie ganz konkret um." Die Initiative reiche aber schon länger zurück.

Eröffnet werden soll es mit dem Anzünden der ersten Chanukka-Kerze am 14. Dezember 2025. Geplant ist eine große inhaltliche Bandbreite von Geschichte und Erinnerungskultur über Film, Literatur und Musik bis hin zu Kulinarik und Humor in den unterschiedlichsten Formaten. Angedacht sind Ausstellungen, Konzerte und Festivals ebenso wie Diskussionen, Gottesdienste und offene Feiern jüdischer Festen wie Chanukka oder Pessach für jeden.

Die Vorsitzende des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden Nora Goldenbogen zeigte sich erfreut über die breite und dezentrale Ausrichtung des Themenjahres. Wichtig sei nicht nur über Juden zu reden, sondern jüdische Perspektiven zu bieten und Begegnungen mit Jüdinnen und Juden zu ermöglichen. Ihren Angaben nach haben die jüdischen Gemeinden Sachsens rund 2.500 Mitglieder. Darüber hinaus gibt es auch Juden, die nicht in den Gemeinden organisiert sind.

Das konkrete Programm des Themenjahres wird noch entwickelt, eine erste Ausschreibung für Projekte soll im Sommer erfolgen. Das Staatliche Museum für Archäologie (smac) etwa plant eine Präsentation zur Mikwe, einem rituellen jüdischen Bad, das vor wenigen Jahren bei Bauarbeiten im Chemnitzer Stadtzentrum entdeckt worden war. Den Angaben zufolge wollen sich alle großen Konzerthäuser und Museen im Freistaat an dem Themenjahr beteiligen.

Die Idee zu dem Themenjahr sei aus Diskussionen in Dresden und Leipzig zu einer musealen Präsentation jüdischer Kultur entstanden, erläuterte Klepsch. Statt für einen statischen Ort, habe man sich dann für ein dynamisches, die Regionen übergreifendes Format entschieden. Der Titel "Tacheles" soll dabei für freie Meinungsäußerung, offenes Gespräch und Dialog auf Augenhöhe stehen.

Goldenbogen führte an, dass seit einiger Zeit offener Antisemitismus wieder stärker werde und neue Dimensionen annehme - ebenso wie rechtsextremes politisches Handeln. Auch sie verwies auf das Massaker vom 7. Oktober und den Gaza-Krieg. Das Themenjahr sei dazu da, zu diskutieren und sich zu informieren, betonte sie. Das helfe auch, mit solchen Konflikten besser umzugehen. (dpa)