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Salman Rushdie erhält Friedenspreis des Deutschen Buchhandels

Der Schriftsteller Salman Rushdie, der bei einem Attentat schwer verletzt wurde, bekommt den Friedenspreis unter anderem für seine Unbeugsamkeit und seine Lebensbejahung.

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Der indisch-britische Schriftsteller Salman Rushdie (76) ist am Sonntag mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet worden.
Der indisch-britische Schriftsteller Salman Rushdie (76) ist am Sonntag mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet worden. © dpa/Pool

Frankfurt/Main. Der indisch-britische Schriftsteller Salman Rushdie (76) ist am Sonntag mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet worden. In seiner Laudatio in der Frankfurter Paulskirche lobte der Schriftsteller Daniel Kehlmann den Preisträger als einen der großen Erzähler der Literaturgeschichte. Rushdie sei "der vielleicht wichtigste Verteidiger der Freiheit von Kunst und Rede in unserer Zeit". Vor allem aber sei Rushdie "ein weiser, neugieriger, heiterer und gütiger Mensch und somit der würdigste Träger" des Preises, sagte Kehlmann.

Wie eine Radioantenne nehme Rushdie vor anderen wahr, was "in der gärenden Substanz des Weltgeistes" geschehe, sagte Kehlmann. Nach dem Mordaufruf des iranischen Ayatollahs Khomeini 1989 sei der Schriftsteller selbst zu einer "Symbolfigur für Kunstfreiheit" geworden.

Rushdie, der seit einem Mordanschlag auf ihn im vergangenen Jahr auf einem Auge blind ist, warnte in seiner Preisrede vor Angriffen auf das freie Wort. Derzeit werde die Freiheit, insbesondere die Meinungsfreiheit, auf allen Seiten angegriffen, sagte der Autor vor 700 Gästen in der Frankfurter Paulskirche. Bildungseinrichtungen und Büchereien seien der Zensur ausgesetzt, extremistische Religionen und bigotte Ideologien würden in Lebensbereiche vordringen, in denen sie nichts zu suchen hätten. Progressive Stimmen sprächen sich für eine neue Art von Zensur aus, "die sich den Anschein des Tugendhaften gibt".

"Von links wie rechts gerät die Freiheit unter Druck", sagte Rushdie. "Das hat es so bislang noch nicht gegeben." Das Internet trage dazu bei, in dem gut gemachte Websites mit böswilligen Lügen gleich neben der Wahrheit stünden. Der Schriftsteller forderte dazu auf, weiterhin "schlechte Rede mit besserer Rede zu kontern, falschen Erzählungen bessere entgegenzusetzen, auf Hass mit Liebe zu antworten und nicht die Hoffnung aufzugeben, dass sich die Wahrheit selbst in einer Zeit der Lügen durchsetzen kann".

Auge bei Attentat verloren

In der Begründung der Verleihung des Friedenspreises lobte der Börsenverein des Deutschen Buchhandels Rushdie als einen "der leidenschaftlichsten Verfechter der Freiheit des Denkens und der Sprache". Die Vorsteherin Karin Schmidt-Friderichs trug aus der Preisurkunde vor: "In seinen Romanen und Sachbüchern verbindet er erzählerische Weitsicht mit stetiger literarischer Innovation, Humor und Weisheit. Dabei beschreibt er die Wucht, mit der Gewaltregime ganze Gesellschaften zerstören, aber auch die Unzerstörbarkeit des Widerstandsgeistes Einzelner."

Salman Ahmed Rushdie wurde 1947 im indischen Bombay (heute Mumbai) geboren, heute lebt er in den USA. Mit seinem 1981 erschienen zweiten Roman "Midnight s Children" ("Mitternachtskinder") errang er internationale Bekanntheit. Für seinen 1989 erschienenen Roman "Die satanischen Verse" rief der iranische Ayatollah Khomeini zum Mord an dem Autor auf. Rushdie musste untertauchen und jahrelang im Verborgenen leben. Unterdessen schrieb er weiter Romane, Kurzgeschichten, Reiseberichte, Essays und journalistische Beiträge. Rushdie gilt als einer der bedeutendsten zeitgenössischen Schriftsteller englischer Sprache. Seine Romane wurden in mehr als 40 Sprachen übersetzt.

Kurz nach Vollendung seines jüngsten Romans "Victory City" (erschienen 2023) wurde er bei einem Attentat im August 2022 im US-Bundesstaat New York lebensgefährlich verletzt, er verlor ein Auge.

Der Friedenspreis wird seit 1950 vergeben und ist mit 25.000 Euro dotiert. Den Preis erhielten unter anderen Albert Schweitzer, Václav Havel, Susan Sontag, Liao Yiwu, Margaret Atwood und im vergangenen Jahr der ukrainische Schriftsteller, Übersetzer und Musiker Serhij Zhadan. (epd)