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Seine Welt steht seit 40 Jahren Kopf

Breakdancer Heiko Hahnewald war in dieser Woche zum Workshop in Dippoldiswalde. Bald feiert er großes Bühnenjubiläum.

Von Viktoria Langenhuizen
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Heiko Hahnewald in Action. Beim "Headspin"  schützt eine spezielle Mütze den Kopf.
Heiko Hahnewald in Action. Beim "Headspin" schützt eine spezielle Mütze den Kopf. © Egbert Kamprath

Zehn Mädchen und zwei Jungen hüpfen quirlig auf und ab. Die Stühle wurden an die Wand gerückt, denn die Kids brauchen Platz für ihre Moves. Breakdancer Heiko Hahnewald ist zu Gast und leitet einen viertägigen Tanzworkshop. Der 57-Jährige startete 1984 seine Karriere. Als Teil der Crew "Skyliners" aus Meißen ist er weiterhin aktiv. "Breakdance ist für mich mein Lebensinhalt. Ich wollte als Kind schon immer im Zirkuszelt um die Welt reisen und auf der Bühne stehen."

Beim Zirkus ist Heiko Hahnewald nicht gelandet, trotzdem ist sein Alltag alles andere als langweilig: "Die Tricks zu üben, sich auf dem Kopf zu drehen und quasi zu fliegen - das ist schon toll." Der Sport, aber auch die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, halten den Breakdancer jung. "Ich mache fünf bis sechsmal die Woche Sport. Außerdem trinke ich keinen Alkohol, nehme keine Drogen und rauche nicht."

Mittlerweile ist Heiko Hahnewald vor allem als Coach bei verschiedenen Projekten aktiv. "Nach den Herbstferien leite ich mehrere Ganztagsangebote an Schulen." In der Weihnachtszeit wird er außerdem mit den "Skyliners" wieder viele Auftritte vor Publikum habe. Die Shows geht er ganz gelassen an: "Wenn man weiß, man kann seine Sachen, dann hat man auch kein Lampenfieber mehr."

Mit Breakdance sein Geld verdienen

Mit dem Workshop möchte Heiko Hahnewald die jungen Teilnehmer ermutigen, etwas Neues auszuprobieren. "Die Kinder sollen sehen, dass sie Erfolg haben, wenn sie fleißig arbeiten." Der Trainer kritisiert, dass viele Kinder und Jugendliche mittlerweile leicht abgelenkt und weniger belastbar sind. Ein Grund hierfür sieht er neben der verstärkten Nutzung von digitalen Medien auch an fehlender Struktur im Alltag. "Kind sein, ist nicht mehr wie früher - alles ist so schnelllebig."

Regelmäßig und diszipliniert einem Sport nachzugehen, kann Kindern dabei helfen, eigenständiger zu werden. Für Heiko Hahnewald persönlich war es immer das Wichtigste, "einen Job zu haben, der einen voll und ganz ausfüllt und in dem man aufblüht."

Völlig in seinem Element schwirrt der Trainer im schwarzen Sportlook durch die Halle. "Los, du machst das!", feuert er seine Schützlinge an. Wenn sich jemand nicht sofort traut, nach vorne zu gehen und alleine zu tanzen, ermutigt Heiko Hahnewald ihn. "Mir ist es besonders wichtig, das Selbstwertgefühl der Kinder zu stärken."

Breakdance wird olympisch

Breakdance-Angebote gibt es in Sachsen einige. Chemnitz und Dresden verfügen über größere Trainingszentren, aber auch in Freital werden Kurse angeboten. Bei den Olympischen Spielen in Paris im nächsten Jahr wird Breakdance erstmals Teil des Programms sein.

Die steigende Popularität und Kommerzialisierung führen jedoch dazu, dass der Charme des Sports laut Heiko Hahnewald schwindet. "Der ursprüngliche Gedanke der Jugendkultur geht verloren. Diese neuen Wettkampfsysteme sind einfach nicht mehr so authentisch und ehrlich wie früher." Daher ist es dem Breakdance-Pionier besonders wichtig, mit seinen Workshops auch Kinder und Jugendliche in ländlichen Regionen anzusprechen. So werde der Sport vielleicht wieder real.

Die Kinder in Dippoldiswalde hatten viel Spaß, sich beim Workshop einmal richtig auszupowern. "Ich konnte vorher schon ein Rad und einen Handstand", erzählt die 12-jährige Lara sichtlich stolz. Da sie bereits vor Publikum aufgetreten ist, sieht sie der Abschlussaufführung ganz entspannt entgegen. Die Worte des Workshop-Leiters hat sie scheinbar schon verinnerlicht und erklärt souverän: "Je mehr man übt, desto einfacher wird es." Dem großen Auftritt steht nichts mehr im Weg.