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Neiße Filmfestival startet wie gewohnt nach zwei Jahren Corona

Das Filmfestival in der Dreiländerregion an der Neiße beginnt 2022 wieder im Mai: mit 140 Veranstaltungen. Neben der Ukraine dominiert das Thema Familie die Beiträge.

Von Martin Skurt
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Der Eröffnungsfilm „Klondike“ (2022) erzählt die Geschichte einer ostukrainischen Familie im Krieg, die ein Kind erwartet.
Der Eröffnungsfilm „Klondike“ (2022) erzählt die Geschichte einer ostukrainischen Familie im Krieg, die ein Kind erwartet. © Neiße Filmfestival

Darauf hat das Neiße-Filmfestival gewartet: Normalbetrieb wie immer seit 2004. Dieses Jahr steht die Familie im Vordergrund, durchaus mit Humor. Denn ein polnisches Sprichwort besagt: Mit der Familie sieht man am besten auf einem Foto aus. Neun Filme widmen sich in der Fokus-Reihe "Family Affairs" diesem Thema, genauso wie einige Filmbeiträge. Außerdem überschattet der Ukraine-Krieg nicht nur Europa, sondern auch das Festival in der Dreiländerregion an der Neiße.

"Die aktuellen Ereignisse in der Ukraine, ein in keiner Weise zu akzeptierender Krieg, bringen Leid, zerreißen Familien, Millionen Menschen sind auf der Flucht", schreiben Leiterin Ola Staszel und ihr Kollege Andreas Friedrich im Grußwort des Programmhefts. Mit dem Eröffnungsfilm "Klondike" (2022) von Maryna Er Gorbach wollen sie ein Zeichen für Frieden setzen. Er handelt von einer ostukrainischen Familie, die mitten im Krieg 2014 ein Kind erwartet. Der Film wurde schon auf dem US-amerikanischen Sundance-Festival und auf der Berlinale gezeigt.

Nach der Filmvorführung im Zittauer Gerhart-Hauptmann-Theater spielt der ukrainische, seit 1996 in Berlin lebende DJ Yuriy Gurzhy. Bekannt ist er durch die "Russendisko" mit Wladimir Kaminer. Ein weiterer ukrainischer Höhepunkt ist die Band Dakhabrakha aus Kiew. Die Musik streift die Genres Folk, Beat, Jazz und Trance. Die Musikerinnen und Musiker beschreiben es selbst als Ethno-Chaos.

Die Band Dakhabrakha aus Kiew spielt am 20. Mai im Görlitzer Kühlhaus. Das Filmfestival hatte die Band schon für 2020 angefragt. Wegen der Pandemie haben sie es erst dieses Jahr geschafft – trotz Krieg.
Die Band Dakhabrakha aus Kiew spielt am 20. Mai im Görlitzer Kühlhaus. Das Filmfestival hatte die Band schon für 2020 angefragt. Wegen der Pandemie haben sie es erst dieses Jahr geschafft – trotz Krieg. © Neiße Filmfestival

Thalbach erhält Ehrenpreis

Wie jedes Jahr treten zudem verschiedene Filme in unterschiedlichen Wettbewerben an. Um den besten Spielfilm konkurrieren je drei Produktionen aus Deutschland, Polen und Tschechien. Sie erzählen von Dystopien, sozialen Missständen und Romanzen. Der Sieger-Film wird mit dem 10.000 Euro dotierten "Neiße-Fisch" ausgezeichnet, gefördert vom sächsischen Kulturministerium. Der Preis für den besten Dokumentarfilm liegt bei 5.000 Euro. Darum bewerben sich neun Produktionen. Zudem können mehr als 30 Kurzfilme einmal 1.000 Euro gewinnen. Insgesamt reichten Menschen mehr als 700 Filme für die Wettbewerbe ein – so viele wie noch nie. 23 Spielstätten an 14 Orten umfasst das Festival 2022. Weißwasser ist dieses Jahr das erste Mal dabei.

Ein weiterer Höhepunkt in diesem Jahr: die Retrospektive zu Katharina Thalbach. Jedes Jahr verleiht das Festival einer besonderen Filmpersönlichkeit aus Deutschland, Polen oder Tschechien einen Ehrenpreis. Dieses Jahr ehrt man die Berlinerin. Die kleine Frau gehöre zu den großen Schauspielerinnen der Gegenwart, so der Ankündigungstext.

Retrospektive zu Katharina Thalbach: Der Film "Du bist nicht allein" (2007) läuft am 21. Mai in der Kultur.Werkstatt B26 in Löbau. Axel Prahl spielt den arbeitslosen Maler und Ehemann Thalbachs, der sich in der Plattenbausiedlung in Berlin Mahrzahn neu ve
Retrospektive zu Katharina Thalbach: Der Film "Du bist nicht allein" (2007) läuft am 21. Mai in der Kultur.Werkstatt B26 in Löbau. Axel Prahl spielt den arbeitslosen Maler und Ehemann Thalbachs, der sich in der Plattenbausiedlung in Berlin Mahrzahn neu ve © Neiße Filmfestival

Neben den Filmen gibt es ein Rahmenprogramm, unter anderem zum Fokus-Thema Familie. Das Kulturcafé "Alte Bäckerei" in Großhennersdorf zeigt die Ausstellung "Familia". Fotografin Oksana Yushko hat dafür seit 2014 ukrainisch-russische Paare porträtiert. In der Schau "Voll der Osten. Leben in der DDR" sind Harald Hauswalds Fotografien aus den 1980er-Jahren zu sehen, und zwar Menschen aus Ost-Berlin in Alltagsszenen. Die Ausstellung befindet sich in der Zittauer Sparkasse auf der Frauenstraße. Außerdem liest Lutz Seiler am 18. Mai im Gerhart-Hauptmann-Theater aus seinem Buch "Stern 111". Der Autor erzählt darin eine Familiengeschichte in der Wendezeit.

  • Das Festival geht vom 17. bis zum 22. Mai.
  • Tickets für die Filme gibt es nur in den Spielstätten. Für Geflüchtete, nicht nur aus der Ukraine, ist der Eintritt frei.
  • Weitere Infos zum Festival online oder in der Handy-App.