Update Feuilleton
Merken

Vorwürfe gegen Lindemann: Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Rammstein-Sänger

Nach den Vorwürfen gegen Rammstein-Sänger Till Lindemann ermittelt jetzt die Berliner Staatsanwaltschaft gegen den Frontmann der Band. Offenbar liegen mehrere Strafanzeigen vor.

 3 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Die Berliner Staatsanwaltschaft hat wegen des Vorliegens eines Anfangsverdachts Ermittlungen gegen Rammstein-Frontsänger Till Lindemann eingeleitet.
Die Berliner Staatsanwaltschaft hat wegen des Vorliegens eines Anfangsverdachts Ermittlungen gegen Rammstein-Frontsänger Till Lindemann eingeleitet. © dpa/Malte Krudewig

Von Jost Müller-Neuhof, Alexander Fröhlich, Anna Thewalt, Oliver Reinhard

Die Berliner Staatsanwaltschaft hat wegen des Vorliegens eines Anfangsverdachts Ermittlungen gegen Rammstein-Frontsänger Till Lindemann eingeleitet. Dies hat die Justizsenatorin Felor Badenberg (parteilos) nach Informationen des Berliner Tagesspiegels den Mitgliedern des Justizausschusses im Abgeordnetenhaus am Mittwoch unter Ausschluss der Öffentlichkeit mitgeteilt.

Demnach habe die Staatsanwaltschaft von Amts wegen Ermittlungen eingeleitet, zudem lägen mehrere Strafanzeigen nach Paragraf 177 des Strafgesetzbuches gegen Lindemann vor, hieß es.

Paragraf 177 regelt, dass, „wer gegen den erkennbaren Willen einer anderen Person sexuelle Handlungen an dieser Person vornimmt oder von ihr vornehmen lässt oder diese Person zur Vornahme oder Duldung sexueller Handlungen an oder von einem Dritten bestimmt“, mit Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu fünf Jahren bestraft werden kann.

Mehrere Dutzend Frauen haben Vorwürfe gegenüber Till Lindemann erhoben

Zuvor war die Öffentlichkeit bei der Besprechung des Themas von der Ausschusssitzung im Abgeordnetenhaus ausgeschlossen worden. Der Linken-Abgeordnete Sebastian Schlüsselburg hatte die Frage gestellt, inwieweit es aktuell staatsanwaltliche Ermittlungen gegen Till Lindemann gegebenenfalls wegen eines strafrechtlichen Anfangsverdachts gebe. Die Justizsenatorin wollte auf diese Frage nur unter Ausschluss der Öffentlichkeit antworten – die Abgeordneten aller Fraktionen im Ausschuss stimmten dem zu.

Mehrere Dutzend Frauen erhoben in den vergangenen Wochen teilweise anonym Vorwürfe gegen Rammstein-Frontmann Till Lindemann. Sie seien im Rahmen von Konzerten in beängstigende bis gefährliche Situationen gebracht worden. Auch zu sexuellen Handlungen soll es zum Teil gekommen sein, sogar unter Einsatz von K.o.-Tropfen. Eine Frau, die Lindemann gezielt Frauen zugeführt und teils unter Drogen gesetzt haben soll, ist vom Management der Band der Zutritt zu den Konzerten verwehrt worden. Lindemann ließ über seinen Anwalt die Vorwürfe des Gebrauchs von K.o.-Tropfen als "unwahr" zurückweisen.

Noch am Montag hatte sich die Staatsanwaltschaft geweigert, über mögliche Ermittlungen zu informieren. „Wir sehen uns an einer Auskunftserteilung gehindert“, hatte eine Sprecherin erklärt. Die Strafverfolgungsbehörden hätten bei Auskünften gegenüber der Presse nach der Rechtsprechung selbständig die für die Presse entwickelten Voraussetzungen für eine zulässige Verdachtsberichterstattung zu beachten.

„Wesentlich ist dabei, dass Behördeninformationen ein besonderes Vertrauen genießen, damit aber auch die große Gefahr einer öffentlichen Vorverurteilung der Betroffenen einhergeht“, sagte die Sprecherin. „Weder bei der möglichen Erstattung einer Anzeige noch einer etwaigen Vorprüfung von Amts wegen wäre bereits der erforderliche Mindestbestand an Belegtatsachen gegeben, der dazu führen könnte, dass der presserechtliche Auskunftsanspruch die Persönlichkeitsrechte der Betroffenen überwöge.“

Staatsanwaltschaft bestätigt Ermittlungen gegen Rammstein-Sänger

Am Mittwochabend bestätige eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft Berlin die Ermittlungen gegen Lindemann. Das Verfahren sei aufgrund mehrerer Strafanzeigen und von Amts wegen erfolgt. Es handele sich um Anzeigen Dritter, "nicht am etwaigen Tatgeschehen beteiligter Personen", hieß es von der Staatsanwaltschaft. Weitere Angaben könnten derzeit nicht erteilt werden, hieß es mit Verweis auf die laufenden Ermittlungen und den Schutz von Persönlichkeitsrechten Beteiligter.

Lindemann hatte Vorwürfe gegen ihn am vergangenen Donnerstag zurückgewiesen. Seine Interessen lässt er anwaltlich vertreten, wie die Berliner Rechtsanwälte Simon Bergmann und Christian Schertz am 8. Juni bekannt gaben. "In den sozialen Netzwerken, insbesondere auf Instagram, Twitter und bei YouTube, wurden von diversen Frauen schwerwiegende Vorwürfe zulasten unseres Mandanten erhoben", hieß es in einer Mitteilung. "So wurde wiederholt behauptet, Frauen seien bei Konzerten von Rammstein mithilfe von K.o.-Tropfen beziehungsweise Alkohol betäubt worden, um unserem Mandanten zu ermöglichen, sexuelle Handlungen an ihnen vornehmen zu können. Diese Vorwürfe sind ausnahmslos unwahr."

Zu den Ermittlungen der Berliner Staatsanwaltschaft gab es von den Anwälten auf dpa-Anfrage am Mittwochabend zunächst keine Stellungnahme. (mit dpa)