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Werbe-Star Liechtenstein: „Ich wäre gern wie Manfred Krug“

Lange bevor Friedrich Liechtenstein Edeka-Ikone wurde, gründete er Puppenfestspiele in Sachsen. Auf der neuen Platte singt er auch einen Hit seines DDR-Idols.

Von Andy Dallmann
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Was für eine Karriere: Seit einem Werbespot 2014 ist Friedrich Liechstenstein in aller Munde und vor allem in aller Ohren. "Ich bewohne meine eigenen Luftschlösser", sagt er.
Was für eine Karriere: Seit einem Werbespot 2014 ist Friedrich Liechstenstein in aller Munde und vor allem in aller Ohren. "Ich bewohne meine eigenen Luftschlösser", sagt er. ©  PR

Ein millionenfach im Netz geklickter Werbespot machte Hans-Holger Friedrich alias Friedrich Liechtenstein 2014 schlagartig in ganz Deutschland bekannt. Mit einer dezent an Barry White erinnernden Stimme sang er damals „Supergeil“ und offerierte diverse Lebensmittel. Ein älterer Herr mit schicker Brille, gepflegtem Graubart und in edler Garderobe eroberte so den Werbemarkt und sorgte international für Aufsehen. Dabei ist Liechtenstein eigentlich Schauspieler, Regisseur, Musiker und war sogar Theaterintendant. Jetzt veröffentlichte er ein neues Album mit gesprochenen Texten zu einem Mix aus eigenen Songs und Coverversionen. Im Interview spricht er über seine Karriere, Vorbilder und darüber, was er einst in Hohnstein gemacht hat.

Zucken Sie zusammen, wenn jemand in Ihrer Nähe supergeil sagt?

Nein. Auch da gilt: Nicht den Troll füttern!

Gibt es Werbespots, an die Sie sich heute lieber nicht mehr erinnern wollen?

Alles ist bisher sehr gut gelaufen. Ich habe ja meine verborgene Agenda, meinen doppelten Boden, und ich mache das, was ich als Werbebotschafter tun darf, wirklich sehr gern. Ich hoffe, das spürt man auch.

Wie sind Sie als Puppenspieler, Schauspieler und Regisseur eigentlich zur Werbung gekommen?

Man muss sehr vorsichtig mit seinen Wünschen sein. Wünsche gehen immer irgendwie und irgendwann in Erfüllung. Ich bin sehr zufrieden mit meiner Situation, kann ich doch mein Heiligstes – zum Beispiel meine Musik – machen, ohne dabei an die kommerziellen Verflechtungen zu denken, die es zum Überleben braucht. 2002 steckte ich tatsächlich in einer großen Krise. Von daher bin ich jetzt einfach dankbar, denn seit 2012 läuft es für mich dank der Werbung sehr gut. Aber es hat eben auch zehn Jahre gedauert, das zu erreichen.

War es für Sie ein Fest, als reiferer Herr die jungen Kollegen bei Werbespot-Castings auszustechen?

Ich bin nicht so ein Wettbewerbsmensch. Mein Ehrgeiz hält sich da in Grenzen. Ich kämpfe in meiner eigenen Disziplin. Und wenn ich wirklich auf etwas neidisch war, dann auf mein mögliches Leben.

Sind Sie selbst jemand, der sich von Werbung beeinflussen lässt?

Kino und Fernsehwerbung liebe ich, nur Radiowerbung mag ich nicht. Ich blättere auch gern in Zeitschriften rum und lasse dabei die Anzeigenseiten nicht aus. Das Hotel Miramonte in Bad Gastein beispielsweise hat da eine sehr tolle Auswahl an Magazinen.

Seine Fans finden Friedrich Liechtenstein genau so wie er damals das Angebot einer Lebensmittelkette: "supergeil".
Seine Fans finden Friedrich Liechtenstein genau so wie er damals das Angebot einer Lebensmittelkette: "supergeil". ©  [M] dpa / SZ

Hatten Sie als Mensch, der in der DDR aufgewachsen ist, in Sachen Werbung einen gewissen Nachholbedarf?

Man konnte ja nur in Dresden und Umgebung kein Westfernsehen schauen. Wir haben immer viel Westfernsehen geschaut und es gab auch jede Menge Illustrierte mit schönen Anzeigen, an die ich irgendwie herangekommen bin. Werbung hatten wir also genug, allein die Produkte und Situationen, für die dort geworben wurde, waren Mangelware oder für uns gleich gar nicht zu haben.

Ist es eigentlich mittlerweile schon fast etwas cool, in Stalinstadt geboren worden zu sein? Der spätere Name Eisenhüttenstadt hat ja deutlich weniger Konfliktpotenzial.

Nein, das ist sicher nicht cool, aber es gehört zu meinem Leben. Ich wäre lieber wie Erich Honecker im Saarland oder wie Frau Merkel in Hamburg geboren worden. Ich wünsche Eisenhüttenstadt alles Gute für die Zukunft, vielleicht wird da alles irgendwann noch ganz toll.

Sie begannen 1980, also mit 24, Ihr Studium an der Berliner Schauspielschule „Ernst Busch“. Was haben Sie davor gemacht?

Nee, nee, 1980 war ich 21. Das Geburtsdatum, das im Internet bei Wikipedia zu finden ist, stimmt nicht. Aber das ist mir inzwischen auch schon irgendwie egal. Doch zur Frage: Ich war damals Koch.

Wo haben Sie nach dem Studium bis zur Wende überall gearbeitet?

Nach meinem Studium an der Ernst-Busch-Schule habe ich ein Baby-Jahr genommen, da hatte ich bereits meine zwei Kinder. 1986 habe ich dann in der Sächsischen Schweiz mit Freunden ein Puppentheater-Festival geleitet. Ich habe also nur drei Jahre lang wirklich als Künstler im Osten gearbeitet.