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Kein Breitband für Freitelsdorf?

Der Ort soll dieses Jahr wegen Abwasser und Straßenbau aufgebuddelt werden. Doch fürs Breitband gibt es noch kein Zeichen.

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© Kristin Richter

Von Kathrin Krüger-Mlaouhia

Ebersbach. Auf Freitelsdorf kommen ab Sommer große Bauvorhaben zu. Zuerst wird das Abwasser verlegt, dann soll die Straße erneuert werden, samt Fußwegen und neuer Straßenbeleuchtung. „Nur die Telekom spielt nicht mit“, verkündete Bürgermeister Falk Hentschel jetzt im Gemeinderat. Das Unternehmen hatte angekündigt, im Ort die Breitbanderschließung auf eigene Kosten zu ermöglichen.

Falk Hentschel, Bürgermeister Ebersbach: „Die Rechtslage zu den Leerrohren ist nicht so klar. Am Ende werden diese Rohre auch gar nicht gebraucht.“
Falk Hentschel, Bürgermeister Ebersbach: „Die Rechtslage zu den Leerrohren ist nicht so klar. Am Ende werden diese Rohre auch gar nicht gebraucht.“

Nach dieser Willensbekundung hieß es im Vorjahr noch unter Bürgermeisterin Margot Fehrmann, dass der Margenta-Konzern im ersten Quartal dieses Jahres tätig werden will, „weil er ja bis März 2020 fertig sein soll“. „Aber der regional zuständige Berater für Infrastruktur bei der Telekom konnte uns keine zeitlich konkrete Auskunft geben“, so Bürgermeister Hentschel. Was soll die Gemeinde tun? Wenn einmal die Straße aufgemacht wird, könnte man Glasfaser für alle Hausanschlüsse legen. Doch die Telekom will die Vectoring-Technik einsetzen. Dabei werden Glasfaserkabel nur bis zu den grauen Telefonkabelkästen an der Straße verlegt. Die letzten Strecken bis in die Hauskeller bzw. Wohnungen laufen über die alten Kupferkabel.

Muss Gemeinde Leerrohre bezahlen?

Deshalb hadert die Gemeinde Ebersbach damit. Hier wird diese Methode für bald veraltet gehalten. Denn beim Vectoring werden laut Expertenmeinung aus den alten Telefonkabeln nur 50 bis 100 Mbit pro Sekunde rausgequetscht. Das ehemalige Staatsunternehmen hat dafür zwar grünes Licht von den Behörden. „Angesichts steigender Datenvolumen könnte das künftig aber zu knapp bemessen sein“, sagt Bürgermeister Hentschel. Vor allem vor der politischen Ansage: Glasfaser bis ans Haus!

Noch mehr als langsames Internet quält ihn aber die Vorstellung, dass die Telekom erst im kommenden Jahr oder 2020 investieren will. Und nun auf Kosten der Gemeinde innerorts Leerrohre mit vielen Abzweigungen mit verlegt werden müssen. „In Freitelsdorf erwägen die Einwohner schon Unterschriften zu sammeln, um bei der Telekom Druck zu machen“, so Falk Hentschel. Über Land liegen bereits sehr viele Leerrohre fürs schnelle Internet, hat der Ebersbacher Bürgermeister herausgefunden. Laut DigiNetz-Gesetz soll die Gemeinde in der Pflicht sein, die Leerrohre innerorts mit zu verlegen. „Die Rechtslage ist aber nicht so klar“, kontert Hentschel. „Zumal die technische Umsetzung mit Verzweigungen in den Rohrsträngen kompliziert ist und das die Gemeinde einiges kosten könnte. Außerdem müssten wir die Investition im Haushalt abschreiben und zusätzlich in Zukunft für die Vermarktung Umsatzsteuer bezahlen“, moniert Falk Hentschel. Ihm wäre es lieber, wenn Freitelsdorf mit unter den 60 000 Kilometer Leitungen wäre, die die Telekom dieses Jahr verlegen will. Ist der Ort nun dabei oder nicht, fragte die SZ Telekom-Sprecher Georg von Wagner. Doch genaue Antwort bleibt die Telekom schuldig. Die Information, wann genau gebaut werde, obliege der Vertraulichkeit, lässt der Sprecher wissen. Man hätte zwar im Markterkundungsverfahren die Bereitschaft erklärt, Freitelsdorf mit Internet zu versorgen. Doch das müsse spätestens bis 2020 passieren, so von Wagner. Dann will man mit einer Geschwindigkeit von bis zu 100 Mbit/s, womöglich schon 250 Mbit/s, ausbauen. Auch von Wagner pocht auf die Mitverlegungspflicht von Leerrohren durch die Kommune. Deshalb hält die Gemeinde nun auch nach anderen ausbauwilligen Firmen Ausschau.

Breitband-Koordinator muss helfen

Diese Kalamität wäre ein Fall für den neuen Breitband-Koordinator des Landkreises, Mario Hempel. Er ist seit 15. März bei der Wirtschaftsförderung Region Meißen GmbH angestellt. Als Kompetenzstelle soll Hempel den Kommunen in schwierigen Entscheidungen helfen. Auch aus diesem Grund ist die Gemeinde Ebersbach erst kürzlich der Wirtschaftsfördergesellschaft beigetreten.