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Haftstrafe für Internetbetrüger gefordert

Nach gut einem Monat endet am Freitag in Dresden der Prozess gegen zwei Betrüger. Sie sollen mit gestohlenen Zahlungskarten-Daten groß eingekauft haben.

Von Alexander Schneider
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Am Landgericht Dresden endet am Freitag der Prozess gegen zwei Internetbetrüger, die für einen Millionenschaden verantwortlich sein sollen.
Am Landgericht Dresden endet am Freitag der Prozess gegen zwei Internetbetrüger, die für einen Millionenschaden verantwortlich sein sollen. © SZ-Archiv

Dresden. Ein Buchhalter aus Moskau war nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft Dresden Herr über ein beispielloses Betrugssystem im Internet. Allein zwischen 2014 und 2018 sollen die Täter rund 20 Millionen Euro Schaden verursacht haben. Die Masche: Die Besteller orderten mit ausgespähten Zahlungskartendaten unter anderem bei deutschen Onlineshops wie Cyberport in Dresden, Saturn, Mediamarkt, Conrad oder Ebay-Kleinanzeigen hochwertige Ware, ließen diese an sogenannte Warenagenten liefern, die ihrerseits die Pakete sofort ins osteuropäische Ausland verschickten. So verschwand schnell die Spur zu den Urhebern.

Seit Februar stehen zwei Männer wegen Betruges im großen Stil vor dem Landgericht Dresden. Der eine ist der mutmaßliche Drahtzieher des kriminellen Systems, Alexandr P., ein 36-jähriger Buchhalter mit russisch-moldawischer Staatsangehörigkeit. Der andere ist Dimitrij M. (27), ein deutsch-russischer Wirtschaftsinformatiker aus Aschaffenburg in Bayern. Mit einer europaweiten Durchsuchungsaktion hatten die Staatsanwaltschaft Dresden sowie Kollegen aus Litauen und anderen Ländern diesem Schwindel im Juni 2018 ein Ende gemacht. Sie zogen die Server in mehreren Ländern aus dem verkehr.

Im Zentrum: eine Computerplattform

Am Donnerstag plädierte die Staatsanwaltschaft in dem Prozess. Für die ermittelnde Staatsanwältin ist P. einer der Chefs des Systems, der die Computerplattform als einer von wenigen Administratoren kontrolliert habe. Über diese Plattform wurde der gesamte Betrug demnach professionell abgewickelt. Dort erhielten die Besteller ihre Aufträge, dort erfuhren sie, in wessen Namen sie die Ware ausliefern ließen, dort wurden ihre Provisionen berechnet. Auch die Warenagenten erhielten dort ihre Aufträge, wohin sie die Pakete weiterschicken müssen. Alexandr P. habe jahrelang über diese Plattform gewacht und habe sie von Programmierern an seine Bedürfnisse anpassen lassen. 7.000 Euro habe er so monatlich verdient.

Die Staatsanwältin forderte für ihn sieben Jahre und neun Monate Haft. Für den Mittäter K. plädierte sie auf eine Freiheitsstrafe von dreieinhalb Jahren. Beide Männer hätten umfangreiche Angaben gemacht und Geständnisse abgelegt, die strafmildernd zu berücksichtigen seien, so die Staatsanwältin. Am heutigen Freitag ist neben den Plädoyers der Verteidiger auch mit dem Urteil zu rechnen.

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