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Helene Fischer in Leipzig: Königin der Perfektion mit kleinen Makeln

Nach fünf Jahren ist Helene Fischer zurück in Leipzig mit gleich fünf Konzerten in einer Woche. Wie die Eröffnung lief und welche Fanfragen auf der großen Bühne beantwortet wurden.

Von Natalie Stolle
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Die "Rausch" Tour von Helene Fischer zeigte sich in gewohnter Manier perfekt durchchoreografiert und mit bombastischer Bühnenakrobatik.
Die "Rausch" Tour von Helene Fischer zeigte sich in gewohnter Manier perfekt durchchoreografiert und mit bombastischer Bühnenakrobatik. © VH

„Leipzig, seid ihr bereit? – Wir sind es noch nicht“ Mit diesen Worten eröffnete Helene Fischer am Dienstagabend ihre Show und bewies damit vor allem eines: Die Königin des Schlager-Olymps ist nicht fehlerfrei. Zuerst streikte die Technik, doch dann lief alles glatt, wie man es von ihr und ihrem Team gewohnt ist.

Ihr letzter Besuch in Leipzig ist fünf Jahre her, nun ist sie zurück mit ihrer „Rausch“ Tournee und gleich fünf Shows in der letzten Aprilwoche. An Leipzig und das Publikum von damals erinnere sie sich gut, erzählte sie den Fans, von denen einige seit den frühen Morgenstunden vor der Quarterback Arena campierten.

Fischer am Trapez – trotz Rippenquetschung

Doch eine Sache in Leipzig störte: Die Arena ist tatsächlich zu klein! Die Bühne ist niedriger als Fischer und ihr Team das gewohnt sind, was sich bei einem späteren Act mit einer Leiter, die nicht ganz ausgefahren werden kann, bemerkbar machte. Denn wer Helene Fischer kennt, der weiß, lediglich singen, das ist ihr zu wenig.

Als es Anfang März hieß, sie hätte sich eine Rippe beim Training gequetscht, was zur Verschiebung von einigen Tourterminen führte, war noch nicht klar, ob sie ihre Show wie geplant durchziehen kann. Dementsprechend haben vielleicht auch einige Fans mit einer eher reduzierten Darbietung gerechnet. Von Schmerzen oder Zurückhaltung jedoch keine Spur.

Helene Fischer performte auf Podesten, schwang sich wie ihre Tänzer vom Cirque Du Soleil auf Trapezen in luftige Höhe und ließ sich zur Krönung an einen Roboterarm schnüren, der sie durch die Gegend schweben ließ. Das Publikum war wie immer begeistert, wenngleich manch eine Omi besorgt die Hände vor die Augen schlug.

Ein Bad in der Menge mit Abstand

Von atemlos konnte bei der Sängerin jedoch nie die Rede sein. Jeder Ton saß perfekt, die Kostümverwandlungen waren makellos. Über die kommerziell erfolgreichsten Songs zum Mitsingen, Schlager-Oldies, gefühlvollen Balladen und mitreißendem Techno war alles vertreten. Für die Fans aller Altersgruppen, ob beste Freundinnen in ihren Zwanzigern, Mutter und Tochter und älteren Herrschaften, die den Schlager feiern wollten, war ausreichend gesorgt.

Doch neben den spektakulären Bühnenshows ist Fischer auch die Nähe zu ihren Fans wichtig. So wurde in der Pause die Bühne umfunktioniert und Fischer sang die nächste halbe Stunde auf einer kleinen Plattform inmitten der Fans. Da wurden dann Hände geschüttelt, von vergangenen schweren Zeiten und Hoffnung geredet. Aber es wurden auch Fragen beantwortet, wie etwa wie man einen Ingwer Tee zubereitet.

Fischer lachte ins Mikro über die Frage auf einem Banner eines Fans. Aber sie ließ sich nicht lumpen und verriet ihr Rezept für einen Ingwer-Tee, den sie gern auch auf Tour trinkt. Das Bad in der Menge von der Bühne herab, es wirkt manchmal ein wenig konstruiert. Doch eben auch erfrischend inmitten aller Bombastik und minutiösen Planung.

Ein Rausch der Sinne

Festzuhalten bleibt: Schunkel-Schlager zum gemächlichen berieseln lassen gibt es bei Helene Fischer nicht. Ihre große Stärke ist nach wie vor alten Schlager mit neuen modernen Einflüssen zu verbinden und eine spektakuläre Show zu produzieren. Mit den Cirque Du Soleil Tänzern hat sie sich Profis dazu geholt, deren Choreographie man schlichtweg als atemraubend bezeichnen kann, die Background Sänger sind gesanglich so gut, dass sie ihre eigene Show verdient hätten, und auch die Band samt Solos ist ein Genuss für die Ohren.

Helene versprach: „Mit mir kann man für einen Abend den Alltag vergessen.“ Und Recht hatte sie. Ihre Tour ist wahrhaftig ein Rausch – ein Rausch der Sinne, der Reizüberflutung, und der Perfektion. Die jedoch, zum Glück, eben nicht makellos ist.

Für die Konzerte am Mittwoch, 26. April, Freitag, 27 April, sowie Samstag und Sonntag gibt es noch wenige Restkarten.