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Amok-Verdacht in Leipzig: Polizei lässt Verdächtigen frei

In Leipzig hat die Spezialeinheit der Polizei am Donnerstag einen 21-Jährigen wegen Amok-Verdachts festgenommen. Nun steht fest: Die verdächtigen Online-Videos stammen aus einem Schulprojekt.

Von Erik-Holm Langhof
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Das Sondereinsatzkommando (SEK) der Polizei am Donnerstagmorgen im Leipziger Süden einen Studenten wegen eines Amok-Verdachts festgenommen.
Das Sondereinsatzkommando (SEK) der Polizei am Donnerstagmorgen im Leipziger Süden einen Studenten wegen eines Amok-Verdachts festgenommen. © Archiv/Dietmar Thomas (Symbolfoto)

Leipzig. Nach dem SEK-Einsatz am Donnerstagmorgen wegen möglicher Amoklauf-Pläne in Leipzig hat die Polizei Entwarnung gegeben. Das Video, das ein Mann im sozialen Netzwerk Snapchat hochgeladen hatte und das als mögliche Amoklauf-Ankündigung aufgefallen war, ist laut Polizei bei einem Schulprojekt entstanden. Es habe keine Gefahrenlage gegeben, teilte die Polizeidirektion Leipzig mit.

Nach Angaben von Polizeisprecherin Sandra Freitag zeigte die Videosequenz unter anderem eine Person mit einer Waffe in der Hand in einem Schulklassenzimmer. "Eine dazu veröffentlichte Textnachricht verdichtete den Hinweis auf eine mögliche Amok-Tat." Die Betreiber des sozialen Netzwerks hatten demnach die amerikanischen Polizeibehörden über das Video informiert.

"Im Rahmen der internationalen Zusammenarbeit wurden die Informationen über das Bundeskriminalamt und das Landeskriminalamt Sachsen in den frühen Morgenstunden an die Polizeidirektion Leipzig übermittelt", teilt Freitag weiter mit. Erste Ermittlungen deuteten der Sprecherin zufolge auf einen 21-jährigen Leipziger hin, der im Süden der Stadt wohnt.

Einsatzkräfte des SEK sowie der Polizeidirektion Leipzig wurden alarmiert, um den Mann festzunehmen und die mögliche Tat zu verhindern. "Gegen 6.50 Uhr konnte die Person gesichert werden", so die Polizeisprecherin. Zwischen dem Eingang des Hinweises und der Festnahme des 21-Jährigen vergingen demnach lediglich wenige Stunden.

Polizei stellt Softairwaffe in Wohnung fest

Nach der Festnahme wurde der Student von der Polizei umfangreich befragt. Auch sein soziales Umfeld wurde Sandra Freitag zufolge mit in die Ermittlungen einbezogen. "Alle Beteiligten verhielten sich sehr kooperativ und ermittlungsunterstützend", teilt die Sprecherin mit.

Die Feststellungen ergaben letztlich keine Gefahrenlage. Die Videosequenz entstand bei einem Schulprojekt, das von Schülern ohne Lehrer durchgeführt wurde. Anschließend habe der 21-Jährige die Aufnahme veröffentlicht.

"Im Zuge des Einsatzes wurde die Waffe aus dem Video gefunden und sichergestellt. Es handelte sich um eine Softairwaffe", erklärt Sandra Freitag. Der 21-Jährige konnte nach Abschluss der polizeilichen Maßnahmen entlassen werden. Die Kriminalpolizei habe jedoch ein Ermittlungsverfahren gegen ihn eingeleitet.

Die Sprecherin betonte bereits am Vormittag, dass es kein akutes Gefahrenpotenzial für Schüler, Lehrer oder Anwohner rund um die betroffene Schule bestanden habe. Dennoch sei ein solcher Hinweis des sozialen Netzwerks wichtig.

"Anhand des Falles weist die Polizei erneut daraufhin, dass Videos in sozialen Netzwerken nur mit Bedacht öffentlich gestellt oder geteilt werden sollten. Die Strafgesetze gelten im Internet genau wie im realen Leben. Videos, auch mit nur scheinbaren Gewaltinhalten, gehören nicht ins Internet", erläutert die Polizeisprecherin. "Im schlimmsten Fall können unüberlegt hochgeladene Videos, wie hier geschehen, zu einem an der Gefahr ausgelegten Einsatz der Polizei führen."

Erst in der vergangenen Woche hatte die Polizei in Nordrhein-Westfalen einen mutmaßlichen Anschlag auf zwei Schulen in Essen verhindert. Der dortige Jugendliche hatte offenbar rechtsextreme Vorbilder für seine Pläne. Am Donnerstag wurde nur wenige Stunden nach der Festnahme in Leipzig ein Amok-Lauf in einer Schule in Bremerhaven bekannt. Dort hat ein Mann eine Mitarbeiterin der Schule schwer verletzt.