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Skeleton: Neue Superkondensatoren-Fabrik kommt nach Markranstädt bei Leipzig

Die estnische Firma Skeleton Technologies expandiert in Sachsen. In Markranstädt bei Leipzig soll ein zweiter Produktionsstandort für Superkondensatoren entstehen.

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Skeleton Technologies und Siemens errichten in Markranstädt bei Leipzig eine neue Fabrik für Superkondensatoren.
Skeleton Technologies und Siemens errichten in Markranstädt bei Leipzig eine neue Fabrik für Superkondensatoren. © Arno Burgi/dpa-Zentralbild (Archiv)

Sachsen als Standort für innovative Batterietechnologien wächst. Das Unternehmen Skeleton Technologies, das schon ein Werk in Großröhrsdorf hat, errichtet in Markranstädt bei Leipzig eine neue Fabrik für Superkondensatoren. Die Produktion soll im Jahr 2024 beginnen, teilte das estnische Unternehmen mit. Es werden voraussichtlich 240 Arbeitsplätze geschaffen.

Geplant sei dort die Herstellung von zwölf Millionen Superkondensatoren jährlich. Damit wäre es nach jetzigem Stand die größte Superkondensatoren-Produktion in Europa. Dabei handelt es sich um Speicher, die schneller Energie aufnehmen und abgeben können als herkömmliche Batterien. Sie werden unter anderem im Automobilbau, im Verkehr, in Stromnetzen und für industrielle Anwendungen wie Hafenkräne, Aufzüge und Schifffahrt benötigt. Skeleton investiert insgesamt 220 Millionen Euro. Dabei sollen 100 Millionen Euro in die Produktion und 120 Millionen Euro in Forschung und Entwicklung sowie das Hochfahren der Produktion fließen.

Vollautomatisierte Produktionskette

Für diese neue Fabrik geht Skeleton eine weitreichende Technologiepartnerschaft mit der Siemens AG ein. Gemeinsam wollen beide Unternehmen eine vollautomatisierte Fertigung und die Digitalisierung der gesamten Wertschöpfungskette entwickeln, planen und umsetzen. Ziel ist es, die Kosten für die Herstellung von Superkondensatoren um ein Vielfaches zu senken. Durch den Einsatz der Siemens-Technologie und der Verwendung des patentierten „curved-graphene“ Materials von Skeleton gehen beide Unternehmen von einer Senkung der Produktionskosten von bis zu 90 Prozent nach Abschluss des fünfjährigen Projekts aus. Das „curved-graphene Material“ sorgt dafür, dass die Superkondensatoren nach eigenen Angaben die marktweit höchste Leistungsdichte bieten, die für die Kunden schnelle Lade -und Entladeprozesse und eine lange Lebensdauer mit sich bringen.

Der Skeleton-Sprecher betonte gegenüber der Sächsischen Zeitung, dass es sich um ein zusätzliches Werk handele, das den Standort in Großröhrsdorf im Landkreis Bautzen nicht ersetzen wird. Wenn Markranstädt voll ausgelastet sei, soll der Standort in Großröhrsdorf die Forschungs- und Entwicklungsfabrik für alle künftigen Produkte werden wie etwa die Superbatterie. „Wir sind in Großröhrsdorf, um langfristig zu bleiben“, so der Sprecher.

Skeleton hat drei Hauptstandorte: die Fertigung in Großröhrsdorf, die Materialentwicklung in Bitterfeld-Wolfen und die Elektrotechnik in Tallinn in Estland. Seit seiner Gründung im Jahr 2009 ist das Unternehmen von vier auf 300 Mitarbeitende gewachsen.

Auch in der Bundesregierung stößt die Investitionsentscheidung auf große Freude. Sie stärke das europäische Ökosystem und die Wertschöpfungskette im Bereich der Energiespeicherung und „unterstreicht zudem die Attraktivität und Bedeutung des ostdeutschen Wirtschaftsstandorts“, betont Michael Kellner, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundeswirtschafts- und Klimaministerium.

Skeleton wurde im vergangenen Jahr im Rahmen des gemeinsamen europäischen Großprojekts zur Batteriezellfertigung (IPCEI Battery) 51 Millionen Euro Förderung von Bund und Land zugesichert.

Deutschland könnte Batteriezell-Zentrum werden

Es tut sich grade viel in Deutschland in Sachen Batteriezellwerken. Diverse Hersteller haben den Bau solcher Fabriken angekündigt oder sind schon dabei. Ein Viertel der vorhergesagten europäischen Produktionskapazitäten von Batteriezellen könnte bis zum Ende des Jahrzehnts von Deutschland abgedeckt werden. Das geht aus einer Datenanalyse von Forschern des Fraunhofer-Instituts für System- und Innovationsforschung ISI in Karlsruhe hervor. Die Experten haben dafür die Pläne und Ankündigungen von mehr als 40 Unternehmen weltweit unter die Lupe genommen, die in Europas Batteriefabriken aufbauen wollen. Die Auswertungen zeigten, dass sich die Produktionskapazitäten in Europa bis 2025 voraussichtlich auf mehr als 500 Gigawattstunden (GWh) vervier- und bis 2030 sogar auf bis zu 1,5 Terawattstunden (TWh) verzehnfachen – ein Viertel davon und damit der größte Anteil in neuen Produktionsstätten in Deutschland.

Der prognostizierte rasante Zuwachs werde maßgeblich durch europäische Akteure wie das schwedische Unternehmen Northvolt oder Volkswagen getrieben. VW legte erst vor gut einer Woche im niedersächsischen Salzgitter den Grundstein zu einer Batteriefabrik. Northvolt plant unter anderem eine Batteriezellfertigung in Heide in Schleswig-Holstein. Auch asiatische und US-amerikanische Firmen haben angekündigt, nach Europa expandieren zu wollen. (mit dpa)