Christine Mangelsdorff wärmt ihre Hände für einen Moment in den Manteltaschen. Es ist kalt auf der Straße vor dem Pflegeheim. In ein paar Stunden darf die 56-Jährige wieder hinein, ihre Eltern besuchen. Trotz der zahlreichen Coronafälle, wegen derer die Einrichtung gesperrt ist. Ein Schild an der Tür warnt: Quarantäne bis 24. Januar. Seit Anfang Dezember sollen in dem Heim mit 224 Pflegeplätzen mehr als 30 Menschen gestorben sein. Wie viele davon das Virus in sich trugen oder daran litten, ist unklar. Teile des Personals sollen infiziert sein.
Ganz oben in der Einrichtung des privaten Betreibers Pro Seniore in Dresden-Johannstadt leben Margarete und Rudolf Oelschlägel, die Eltern von Christine Mangelsdorff, in einem Zweibettzimmer für Paare. Die beiden 96-jährigen dürfen das Zimmer seit Anfang Dezember nicht verlassen. Bislang kommen sie damit zurecht, aber das Virus kann sie jeden Moment treffen. Nach all den warmen Worten der Politik, man müsse die „die alte Generation“ schützen und den Ankündigungen im Dezember hatte Christine Mangelsdorff auf die schnelle Impfung gehofft. „Der Hausarzt sagt, wenn meine Eltern sich anstecken, werden sie es nicht schaffen.“
Alle Versuche, Informationen zu bekommen, sind bisher gescheitert, egal ob beim Deutschen Roten Kreuz (DRK) oder dem sächsischen Gesundheitsministerium. „Es ist ein Wettlauf mit der Zeit, und keines der Ämter bis hin zum Gesundheitsministerium fühlt sich bisher zuständig.