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Warum eine "Frau" über Jonsdorfs Steinbrüchen schwebt

Jahrzehntelang thronte die "Frau im Bruch" auf einem Felsvorsprung - und verrottete. Der Großhennersdorfer Künstler Günter Schönfelder hat sie erneuert. Nun ist die Bergwacht dran.

Von Anja Beutler
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Günter Schönfelder und hat diese anmutige Frauenfigur geschnitzt, die am Montag ihren Platz auf einem Felsvorsprung der Mühlsteinbrüche Jonsdorf einnehmen wird.
Günter Schönfelder und hat diese anmutige Frauenfigur geschnitzt, die am Montag ihren Platz auf einem Felsvorsprung der Mühlsteinbrüche Jonsdorf einnehmen wird. © Rafael Sampedro/foto-sampedro.de

Fast genau ein Jahr ist es her, dass Günter Schönfelders neu geschnitztes Duo seinen Platz in den Jonsdorfer Mühlsteinbrüchen eingenommen hat: Mutter und Sohn waren im Oktober vergangenen Jahres vom Jonsdorfer Bauhof dort aufgestellt worden, wo ihre von Wind und Wetter in Mitleidenschaft gezogenen Vorgänger bereits viele Wanderer erfreut hatten. Jetzt steht mit der neuen "Frau im Bruch" der nächste Ersatz einer in die Jahre gekommenen Figur an, deren Aufstellung allerdings weitaus spektakulärer wird.

Denn die 80 Kilo schwere und zwischen 1,40 und 1,50 Meter große Eichenholzfigur muss von der Schmiede über den "Weißen Bruch" auf die andere Seite transportiert werden. Und weil das kompliziert und nur mit speziellem Gerät machbar ist, nehmen das wahre Experten in die Hand: die Bergwacht. Deren Leiter vor Ort, Björn Pommerenck, bestätigt den ungewöhnlichen Auftrag, der aber durchaus willkommen ist: Mit sechs bis sieben Kollegen werde man diesen Kunsttransport gleich als Übung nutzen. "Wir werden über den Weißen Bruch eine Seilbahn spannen und dann mit einer Korbtrage, wie wir sie auch zum Bergen von Menschen nutzen, die Figur von der Schmiede über etwa 20, 30 Meter auf die andere Seite bringen", erklärt Pommerenck. Dort werden Bergwacht-Kollegen die "Frau im Bruch" auf dem bereits vom Jonsdorfer Bauhof vorbereiteten Podest mit Metallsporn direkt am Felsvorsprung aufstellen. Dort, wo ihre Vorgängerin einst stand. Wenn das Wetter mitspielt, ist diese Übung am kommenden Montagnachmittag geplant.

Jonsdorfs Bürgermeisterin Kati Wenzel (Freie Wähler) ist froh über diese Kooperation. Zum einen, weil der Bauhof trotz Ideenreichtum und Tatendrang größere Schwierigkeiten mit dem Transport zum Felsvorsprung gehabt hätte. Zum anderen, weil so endlich die Figuren in den Mühlsteinbrüchen, die aus Sicherheitsgründen abgebaut werden mussten, nach und nach alle ersetzt werden. "Über Mutter und Sohn freuen sich unsere Gäste sehr, es ist für viele ein Highlight, sie in der Natur zu sehen", fasst Kati Wenzel die Reaktionen zu Schönfelders zuletzt erneuerten Figuren zusammen. Deshalb freut sie sich auch, dass es Aussicht auf weitere Arbeiten des Künstlers für die Gemeinde gibt. Der im Großhennersdorfer Ortsteil Schönbrunn lebende Mann hatte vor 25 Jahren - damals als ABM-Kraft - sowohl Mutter und Sohn als auch die "Frau im Bruch" einst geschaffen. Sein eigener Antrieb war es auch, diese Figuren nun alle zu erneuern.

Schönfelder schnitzt am Schäfer Jonas

Günter Schönfelder bestätigt, dass er sich aktuell nun auch an die Wappenfigur der Gemeinde - Schäfer Jonas - wage. Auch hier ist das Original inzwischen in die Jahre gekommen. Das Holz für die neue Version hat ihm die Gemeinde gestellt. Es wird Eiche sein - wie bei der "Frau im Bruch". Deshalb geht Schönfelder davon aus, dass seine Schnitzwerke diesmal haltbarer sein werden. Doch bevor er sich ganz und gar der Schäferfigur widmen kann, fiebert er dem Finale für seine "Frau im Bruch" entegegen. "Diese Figur ist für mich eine besondere Herzensangelegenheit, weil die einzigartige Landschaft und die Schönheit und Anmut der Frau eine Symbiose eingehen und zu Poesie werden", beschreibt er. Für ihn hat dieses Kombination etwas zutiefst Romantisches.

Dass es ein besonderes "Spektakel" brauche, damit die Frau an ihren Bestimmungsort kommt, wolle dazu zwar nicht so recht passen, meint er. Aber auch er ist froh, dass mit dem Bauhof und der Bergwacht so versierte und engagierte Helfer gefunden sind. "Diese Figur dann auf dem Felsen zu sehen, diese Idee verwirklichen zu dürfen, ist für mich ein Geschenk", schwärmt Schönfelder. Umso mehr, weil es nie so einfach ist, etwas bereits Dagewesenes zu ersetzen. "Aber ich habe sie sehr schön hingekriegt", meint er erleichtert - und hofft, dass sie nun genauso wirkt, wie er es sich gedacht hat.