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Herwigsdorfs "Deutsches Haus" wird versteigert

Bei der großen Auktion wird das Landhotel angeboten. Hier wird derzeit Mittagessen für Grundschüler gekocht. Es ist nicht der erste Anlauf, der Ungewissheit bringt.

Von Anja Beutler
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Ein imposantes Gebäude gleich am Ortseingang: das "Landhotel Deutsches Haus" im Rosenbacher Ortsteil Herwigsdorf.
Ein imposantes Gebäude gleich am Ortseingang: das "Landhotel Deutsches Haus" im Rosenbacher Ortsteil Herwigsdorf. © Archivfoto: Rafael Sampedro/foto-sampedro.de

Gleich acht Fotos und eine recht ausführliche Beschreibung füllt das "Deutsche Haus" aus Herwigsdorf im aktuellen Winterkatalog der Sächsischen Grundstücksauktionen AG auf Seite 35. Für 100.000 Euro - mindestens - kann man das Gebäude samt 1.528 Quadratmeter großem Grundstück mit einer vermieteten Gewerbeeinheit und zwei freien "Wohneinheiten" bei der kommenden Auktion am 30. November in Dresden erwerben.

Was nicht im Katalog-Exposé vermerkt ist, ist die Bedeutung, die das Landhotel "Deutsches Haus" für die Gemeinde hat. Betreiber Uwe Kuhnt kocht mit seinem Team hier täglich 150 bis 160 Schulessen, die dann an die Herwigsdorfer Grundschule, die Luftlinie nur wenige Meter entfernt liegt, geliefert wird. An diesem Montag steht Hackfleisch-Kraut-Pfanne mit Nudeln und Kompott auf dem Speiseplan. Aber nicht nur hungrige Schüler verköstigt der Wirt: Montag bis Freitag hat Kuhnt von 7.30 bis 14 Uhr geöffnet, auf Nachfrage öffnet er am Wochenende für Gesellschaften und auch Sitzungen des Gemeinderates finden gelegentlich in einem der Räume des Deutschen Hauses statt. Zimmer vermietet er nach wie vor ebenfalls.

Gastwirt ist seit 14 Jahren eingemietet

Dass das Gebäude samt Grundstück zur Versteigerung stehen, weiß Uwe Kuhnt, der selbst seit 14 Jahren mit seinem Unternehmen eingemietet ist, seit vergangener Woche. Ganz neu ist die Situation für ihn nicht, bestätigt er: "Schon vor vier oder fünf Jahren sollte es versteigert werden", erinnert er sich. Damals seien auch polnische Interessenten da gewesen, die sich alles zeigen ließen, den Wirt durchaus auf Trab hielten, dann aber plötzlich nicht mehr auftauchten.

Aufgetaucht ist auch der eigentliche Besitzer des Hauses bei Uwe Kuhnt noch nicht. Er kenne ihn jedenfalls nicht, man sage, er lebe in Belgien. Für die Verwaltung vor Ort zuständig ist eine Berliner Immobilienfirma, an die er auch die Miete überweise, mit der er sonst aber kaum zu tun habe. "Wenn etwas zu machen ist, dann mache ich es selbst", erklärt Kuhnt das Prinzip: "Wiese mähen, Hecke schneiden, Reparaturen", zählt er auf. Müsste er eigentlich nicht. Aber Kuhnt sieht das pragmatisch: "Wenn ich es nicht selbst mache, dann wird es mir am Ende ja doch auf die Miete aufgeschlagen", sagt er.

Ungewissheit durch Auktion

Was er sich von der Versteigerung erhofft? "Am besten, dass ich die nächsten drei Jahre bis zum Ruhestand noch weitermachen kann", kommentiert er die Aussichten. Beim letzten Versteigerungsversuch hatte sich nämlich kein Käufer gefunden, alles war beim Alten geblieben. Da habe das Mindestgebot aber noch bei 200.000 Euro gelegen - jetzt ist es nur noch die Hälfte. Und der Zustand des Hauses werde leider auch nicht besser.

In der Tat ist die Generalsanierung des um 1900 erbauten Hauses schon rund 30 Jahre her. Nach der Wende war die Immobilie instandgesetzt worden, Verschleißerscheinungen zeigen sich inzwischen deutlich. In der Beschreibung für die Auktion ist im Zusammenhang mit dem Dach die Rede davon, dass es "partiell Schädlingsbefall" gebe, ebenso wie "partiell leicht aufsteigende Feuchtigkeit" im Mauerwerk: "Insgesamt gepflegter Zustand mit erneutem Renovierungsbedarf."

Auch Bürgermeister Roland Höhne (CDU) kennt die lange Geschichte des Hauses, die Besitzerwechsel und die Versuche es zu versteigern. Er hofft auf Klarheit und vor allem auf Klarheit für die Schulessensversorgung.