Bei Risiken und Nebenwirkungen den Apotheker zu fragen, rät schon ein alter Werbeslogan. Gefragt sind Apotheken aber zunehmend auch, wenn bei der tagtäglichen Medikamenteneinnahme in Heimen, bei Pflegediensten oder zu Hause nichts schiefgehen soll. Die Löbauer Apothekerin Birgit Schleicher und ihr Team aus der Linden- Apotheke haben sich darauf seit Jahren eingestellt. "Blistern" heißt das Fach- und Zauberwort in solchen Fällen. Diese Art der individuellen Medikamentendosierung in manipulationssicherer Verpackung ist keineswegs neu - aber gerade mit Blick auf den Fachkräftemangel in der Pflege zunehmend gefragt.
Seit Jahresbeginn nutzt das Ostritzer Caritas-Pflegeheim St. Antoni-Stift diesen Service. Seither ist die Linden-Apotheke in Löbau dafür zuständig, dass die Medikamente der Bewohner bereits fertig portioniert für eine Woche angeliefert werden - und kein Pfleger mehr selbst sortieren muss. Weil es sowohl personelle Engpässe im Heim gibt und zudem Bedenken für die temperaturgerechte Lagerung der Medikamente hinzukamen, hat sich die Caritas dafür entschieden. Nach umfassenden Vorbereitungen kümmert sich Schleichers Team in Ostritz nun sowohl um die Kommunikation mit den Ärzten - bei Dauermedikationen fordern sie die Rezepte gleich an - als auch um das Abpacken und Liefern der Blister.
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Zuständig dafür ist unter anderem Daniela Klaner. Die Pharmazeutisch-Technische Assistentin (PTA) sitzt regelmäßig im Löbauer Blisterraum und bereitet die Packungen für das Ostritzer Heim, für Pflegedienste und Einrichtungen für betreutes Wohnen in der Region vor. Immer wieder nimmt sie eine neue durchsichtige Kunststoffbox aus dem Regal. Der Patientenname steht groß außen dran - innen drin liegen alle Medikamente für den Patienten samt Einnahmeplan. Mit behandschuhten Händen drückt Klaner nun aus den Packungen große und kleine Tabletten in die Mulden der Kunststoffpalette hinein. "Dabei muss man gut aufpassen, manche Medikamente sind sehr empfindlich, die gehen beim Herausdrücken kaputt und das darf nicht sein", erklärt Klaner, die inzwischen seit mehr als zehn Jahren "blistert".
Blistern in Bildern - so funktioniert es:
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Wenn alles abgefüllt ist, gleicht sie nochmals mit dem Plan ab und verschließt in einer Maschine mit Heißkleber bei 156 Grad Celsius die Palette luftdicht - "und manipulationssicher", betont ihre Chefin Birgit Schleicher. Kontrolliert wird alles vor der Auslieferung ein weiteres Mal - das muss dann eine ausgebildete Apothekerin tun.
Viele solcher Patienten-Boxen stehen im Blister-Raum - und im angrenzenden Zimmer in den Regalen. Genug zu tun für zwei bis drei Mitarbeiterinnen. Schließlich kommen zu den Wochenblistern täglich Änderungen hinzu, werden neue Medikamente verschrieben, Dosierungen angepasst. Dann muss nach- und neu geliefert werden. "Um alles das zu managen, hilft uns ein spezielles Computersystem", erklärt Schleicher, "und der gute Kontakt zu Heimen, Ärzten und Pflegediensten". Mit der sonntäglichen Wochenlieferung ist es also nie getan. Deshalb sind zwei bis drei Mitarbeiterinnen in der Linden-Apotheke hauptsächlich und jeden Tag mit dem Blistern für inzwischen reichlich 170 Kunden befasst.
Auch Katrin Dworsky ist Teil des Blister-Teams. Während ihre Kollegin mit der Portionierung beschäftigt ist, hält sie telefonisch nötige Rücksprachen, liest E-Rezepte für die Patienten ein und hält so die vielen Daten auf dem neusten Stand. "Mein Team ist inzwischen sehr gut eingespielt", freut sich Birgit Schleicher.
Insgesamt elf Apotheken im Kreis blistern
Die einzige Apotheke im Kreis ist die Linden-Apotheke freilich nicht, die diesen Service anbietet: Laut Landesdirektion, gibt es im Landkreis Görlitz elf Apotheken, die Medikamente blistern oder auch Medikamente "stellen" dürfen. Auch wenn beides ähnlich ist, gibt es doch Unterschiede: Beim "Stellen" der Medikamente wird mit wiederverwendbaren Verpackungen gearbeitet. Allerdings sind diese Systeme dann nicht so manipulationssicher wie das Blistern. Wer diese Apotheken sind, teilt die Landesdirektion auf Nachfrage nicht mit: "aus Konkurrenzschutzgründen".
In Ostritz ist der Start ins neue System der Medikamentenzuteilung geglückt, sagt auch Torsten Bognitz vom Vorstand des Caritasverbandes Oberlausitz. Die Mitarbeiter im Heim haben nun für jeden Patienten eine Art überdimensionale Tablettenpalette parat, in deren durchsichtigen Kunststoffblasen bereits alle Tabletten und Kapseln enthalten sind, die früh, mittags und abends vom Bewohner eingenommen werden müssen. Alles ist nachvollziehbar verzeichnet und kaum fehleranfällig. Klar ist jetzt auch: "Für dieses Jahr wird es keine separaten Kosten für die Bewohner für diese neue Dienstleistung geben", sagt er. Weitere Verhandlungen mit den Kassen laufen derzeit.
Und noch eine Neuigkeit gibt es: Da der Fahrer der Linden-Apotheke täglich in Ostritz ist, bietet sie den Bestell- und Lieferservice von Medikamenten jetzt auch für Privatpersonen an. Dazu hat sie sowohl am Ostritzer Pflegeheim selbst, als auch am Haus von Tilo Böhmer - an der früheren Stadt-Apotheke - einen Sammelkasten für Rezepte angebracht. Mit der von der Landesapothekerkammer vergebenen, offiziellen Rezeptsammelstelle an der Drogerie auf dem Markt und dem Sammelkasten der Hirschfelder Apotheke an der Sparkasse, gibt es in Ostritz jetzt vier Stellen, wo man seine Rezepte einwerfen kann.