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Ebersdorferin macht sich selbstständig - als Ordnungscoach

Annett Wauer ist Aufräum-Expertin. Sie gibt Tipps zum Aufräumen und Ausmisten. Sie sagt: Ordnung halten, spart auch Geld. Wie das geht und welche Tipps sie noch parat hat.

Von Romy Altmann-Kuehr
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Annett Wauer aus Ebersdorf ist zertifizierter Ordnungscoach. Kleiderschränke sind ein Thema, um das sie sich kümmert. Ordnung im Schrank hilft auch Geld zu sparen, sagt die Expertin.
Annett Wauer aus Ebersdorf ist zertifizierter Ordnungscoach. Kleiderschränke sind ein Thema, um das sie sich kümmert. Ordnung im Schrank hilft auch Geld zu sparen, sagt die Expertin. © Matthias Weber/photoweber.de

Ordentlich gestapelt liegen Pullover und T-Shirts im Schrank, Hosen und Blusen hängen auf Bügeln. Alles ist sortiert nach Winter- und Sommerkleidung - und nach Materialien. "Wolle gehört zu Wolle", erklärt Annett Wauer, die dafür zuständig ist, dass dieser Kleiderschrank so übersichtlich aussieht. Da hat ein Baumwoll-Shirt nichts dazwischen zu suchen. Hier hat eine Fachfrau aufgeräumt.

Annett Wauer aus Ebersdorf ist zertifizierter Ordnungscoach und hat sich damit jetzt selbstständig gemacht. Sie hat sich dafür schulen lassen - obwohl sie das nicht müsste. "Das ist kein geschützter Beruf", sagt die Aufräum-Expertin. "Aber wenn ich etwas mache, dann richtig. Dann muss das Hand und Fuß haben", ist ihre Devise. Im Januar hat sie den Kurs mit einer Prüfung in Theorie und Praxis abgeschlossen und ihr Zertifikat erhalten.

Das Ordnungs-Business ist in Deutschland noch recht jung, es kommt - wie so viele Trends - aus den USA, aber auch Japan ist Vorreiter. Die Japanerin Marie Kondo ist ein Star in der Branche. Sie gibt Kurse und Seminare zum Aufräumen und Wegwerfen, hat sogar eine eigene Serie beim Streaming-Anbieter Netflix.

"Du räumst doch schon immer gerne auf"

Aber wie kommt man auf die Idee, das zum Beruf zu machen? Strukturiertes Arbeiten gehört für Annett Wauer schon immer zum Alltag. Die 57-Jährige ist dreifache Mutter und gelernte Kauffrau für Büromanagement. Sie hat unter anderem im Autohaus und in anderen Firmen gearbeitet, derzeit ist sie in Teilzeit in der Buchhaltung beim Neiße Filmfestival beschäftigt. Aber sie wollte mehr, als nur am Schreibtisch sitzen. Und sie wollte sich auch etwas Eigenes aufbauen. Den Anstoß habe schließlich ihre ältere Tochter gegeben, erzählt die Ebersdorferin. Sie hatte bei Instagram gesehen, dass es Ordnungscoaches gibt, die dort auch Tipps geben. "Du räumst doch immer gerne auf, wäre das nichts für dich?", schlug sie ihrer Mutter vor. Und die sagte sich: "Warum eigentlich nicht?" So befasste sich Annett Wauer näher mit dem Thema und fand ein Unternehmen, das sie ausbildete. In der Region ist sie bisher die einzige, die so etwas professionell anbietet. "Ich habe jedenfalls noch niemand anderen gefunden."

Obwohl der Berufszweig hier noch neu ist, sieht Annett Wauer für sich als Aufräum-Coach gerade in der Region viele Aufgaben. "Hier leben ja viele ältere Leute." Ihnen will sie unter anderem helfen, ihr Leben aufzuräumen und auszumisten. Oft sei es ja so, dass beispielsweise der Partner verstorben ist und ein älterer Mensch nun allein in einem großen Haus lebt, wo sich im Laufe des Lebens einiges angesammelt hat. Manchmal steht dann auch ein Umzug in eine kleinere Wohnung an. Wohin aber mit den vielen Sachen? Wo fängt man an, wie kann man das bewerkstelligen, was macht man mit Erinnerungsstücken? Solche Fragen tauchen dann oft auf und viele sind überfordert. Kinder oder Enkel hätten oft keine Zeit oder Geduld, sich damit zu beschäftigen. "Ich kann mir vorstellen, dass es in dem Bereich viel zu tun gibt", sagt Annett Wauer.

Aber nicht nur ältere Menschen, auch jeden anderen kann sie beraten und unterstützen. Dabei geht es nicht nur ums Ordnen, sondern auch ums Wegwerfen: Weniger Besitz macht freier, man trennt sich von Ballast, sagt die Expertin. Auch in Firmen ist mitunter die Expertise eines Ordnungs-Experten gefragt, weiß Annett Wauer. Unterlagen und Dokumente müssen sortiert, ein passendes Ordnungssystem gefunden werden.

Aufräum-Tipp der Expertin: sich von Dingen trennen

Der Klassiker, wenn es um Ordnung halten und Ausmisten von Überflüssigem geht, ist aber der Kleiderschrank. Der ist wahrscheinlich bei den meisten Menschen übervoll. Annett Wauers Tipp: sich von Dingen trennen. Die Jeans, die nicht mehr passt, die Bluse, die aus der Mode gekommen ist, sollten entsorgt werden. Die Ordnungsexpertin hilft dabei, das richtige System zu finden. "Denn das ist ganz individuell, jeder empfindet das anders und jeder hat einen anderen Anspruch." Und an vielem hängt man auch emotional. Mit der Hilfe eines Fremden ist das manchmal einfacher zu lösen als allein oder in der Familie. Es ist ein Unterschied, ob ein Angehöriger sagt: "In die Hose passt du eh nie wieder rein" oder ob ein Außenstehender einem das bewusst macht.

Ordnung halten, kann auch Geld sparen, sagt die Aufräum-Expertin. Denn man behält den Überblick, weiß, was man im Haus hat und kauft es nicht unnötig doppelt und dreifach. Wie das geht? "Am besten räumt man alles an einen bestimmten Platz. Und alles, was damit zu tun hat, an dieselbe Stelle", erklärt Annett Wauer. So vermeidet man es beispielsweise die 20. schwarze Strumpfhose zu kaufen, weil man nicht mehr weiß, dass man schon 19 Stück irgendwo aufbewahrt hat - oder sie nicht mehr findet. Kartons oder Fächer zu beschriften, würde ebenfalls helfen.

Auch die Küche ist ein weites Feld, wo mehr Ordnung den Alltag erleichtern kann. Annett Wauer nennt die Gewürzschublade als Beispiel, wo sich oft viel Verschiedenes in unterschiedlichen Dosen und Verpackungen ansammelt. Da helfen etwa schon einheitliche Dosen, um das Chaos zu mildern.

Wer ihre Hilfe sucht, mit dem führt die Ebersdorferin erst einmal ein Gespräch, um sich einen Überblick zu verschaffen. Anschließend räumt man gemeinsam auf - oder der Kunde setzt die Ratschläge allein in die Tat um. Annett Wauer bietet aber auch einen kompletten Aufräumservice und packt selber an.

Kontakt zu Annett Wauer ist über ihre Homepage möglich.