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Feuerteufel in Löbau? Gartensparte in Existenznot

Am vergangenen Wochenende brennt das Vereinsheim der Sparte Friedrichshain nieder - Brandstiftung. Und der geschätzte Schaden ist nur die Spitze des Eisbergs.

Von Markus van Appeldorn
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Jens Kaßner in der verkohlten Ruine des Kleingartenvereins Friedrichshain in Löbau.
Jens Kaßner in der verkohlten Ruine des Kleingartenvereins Friedrichshain in Löbau. © Thomas Türpe

Die Nacht des 6. Oktober wurde für Jens Kaßner und seine Freunde vom Kleingartenverein Friedrichshain in Löbau zur Apokalypse: Das Herz der Anlage - das Vereinsheim - brannte nieder. Brandstiftung. Gerade eben erst hatten es die Mitglieder der Sparte in Eigenleistung mit mehreren tausend Arbeitsstunden renoviert. In wenigen Tagen sollte eine Eröffnungsfeier sein. Nun ist das alles im Wortsinn Asche. Und die Folgen des Feuers sind viel gravierender als es den eh schon schrecklichen Anschein macht. Der Brand bringt den Verein in Existenznot - die Kleingärtner hoffen auf Hilfe durch Spenden.

Vereinsvorstand Kaßner steht inmitten der verkohlten Küche. "Von Mai bis vor wenigen Tagen haben die Vereinsmitglieder hier alles renoviert", erzählt er. Die komplette Einbauküche war eine Gebrauchtspende. "Wir haben neue Strom- und Wasserleitungen gezogen, das Mobiliar erweitert, die Wände verputzt und eine Theke gemauert", erzählt er - über 2.000 Arbeitsstunden hätten die Mitglieder geleistet. Das Vereinsheim ist auch wichtig für die Finanzierung der Sparte. "Wir vermieten es für 80 Euro pro Abend etwa für Geburtstagsfeiern", sagt Kaßner. Für den 7. Oktober hatte ein Vereinskamerad den neuen Raum gemietet - doch zu dieser Feier kam es ebenso wenig wie zu der für den 14. Oktober geplanten Eröffnungsfeier.

Das Vereinsheim nach dem Feuer.
Das Vereinsheim nach dem Feuer. © Thomas Türpe

Polizei geht von Brandstiftung aus

"Gegen halb eins in der Nacht zum Sonnabend habe ich einen Anruf von meinem Stellvertreter bekommen, dass das Vereinsheim brennt", erzählt er, und: "Ich wollte erst gar nicht hinfahren, weil ich mir diesen Anblick nicht zumuten wollte." Ein Nachbar der Sparte hatte einen Feuerschein gesehen und die Feuerwehr alarmiert. Kaßner fuhr schließlich doch und erfuhr: Das war bereits der zweite Brand in Löbau innerhalb weniger Stunden. Und: "Die Kriminalpolizei hat mir gesagt, dass es Brandstiftung war." Zwar war niemand in das Vereinsheim eingedrungen, aber wahrscheinlich wurde an einer Außenwand ein Müllsack mit Plastikmüll in Brand gesetzt.

"Die Ermittler haben den Schaden auf mindestens 25.000 Euro geschätzt", sagt Kaßner. Und auf diesem Schaden bleibt der Verein nun sitzen - denn eine Versicherung, die hier einspringen könnte, gibt's nicht. "Die Versicherung gegen Brand-, Sturm- und Hagelschaden stand kurz vor dem Abschluss", erzählt er. Nur einige Wochen später und die Police wäre schon gültig gewesen. Eine Versicherung von früher besteht auch nicht. "Wir hatten das Vereinsheim nie versichert. Nach der Sanierung habe ich aber darauf bestanden, dass das Heim versichert werden muss", sagt er - aber der Feuerteufel kam zu früh.

Alte Aluminiumkabel müssen ausgetauscht werden

Und Jens Kaßner ist sicher, dass der Verein mit 25.000 Euro bei weitem nicht auskommen wird. Der Grund: Bei dem Brand wurde die im Vereinsheim installierte zentrale Stromversorgung für die gesamte Anlage zerstört. "Die muss jetzt komplett erneuert werden", sagt er. Und damit ist es leider nicht getan. "In der gesamten Gartenanlage liegen noch Aluminiumkabel aus DDR-Zeiten im Boden", erklärt Kaßner. Und wenn nun eine neue zentrale Verteileranlage installiert wird, sind solche Kabel nicht mehr zulässig - die Stromleitungen zu sämtlichen Parzellen müssen ausgetauscht werden. Allein schon die dafür nötigen Kupferleitungen sind für den Verein unbezahlbar - von den Tiefbauarbeiten ganz abgesehen.

"Die Mitglieder können sich behelfen mit Akku-Geräten oder Gaskochern - aber es ist ein bisschen so, als wären wir zurückgeworfen in die Steinzeit", sagt Kaßner. Aufgeben will in Friedrichshain keiner. "Wir räumen erst mal auf und dann geht's weiter", sagt er. Er hat bei der Sparkasse ein Spendenkonto für den Wiederaufbau eingerichtet (IBAN DE59 8505 0100 0232 1001 60), wirbt mit Flyern, Plakaten und in sozialen Netzwerken um Unterstützung. "Wenn wir es schaffen, durch Eure Hilfe das Vereinsheim zu retten, wird es nachher natürlich ein riesiges Dankesfest geben", steht auf diesen Flyern.

Die erst jüngst eingebaute Küche wurde total zerstört.
Die erst jüngst eingebaute Küche wurde total zerstört. © privat
Ein Blick in die Brandruine.
Ein Blick in die Brandruine. © undefined

Kaßner ist überzeugt, dass der Kleingartenverein Friedrichshain sehr viele Freunde hat, die mithelfen möchten. "Bis Corona kam, haben wir jedes Jahr ein großes Sommerfest gemacht - da kamen an einem Wochenende bis zu 3.000 Besucher", erzählt er. Im Sommer 2024 hätte es wieder so weit sein sollen - und mit viel Glück wird es vielleicht auch wieder so weit sein.