SZ + Update Löbau
Merken

Unfallserie wegen Glatteis - warum war nicht gestreut?

Die Straßenglätte zwischen Löbau und Zittau kam für die Autofahrer überraschend - und für den Straßendienst offenbar auch.

Von Markus van Appeldorn
 3 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Auf der B178 bei Obercunnersdorf kam am Donnerstagmorgen ein Citroën C3 ins Schleudern und verunglückte.
Auf der B178 bei Obercunnersdorf kam am Donnerstagmorgen ein Citroën C3 ins Schleudern und verunglückte. © LausitzNews.de / Philipp Mann

Am frühen Donnerstagmorgen wurden im Kreissüden offenbar viele Autofahrer von glatten Straßen überrascht.

Die Polizei meldet gleich vier Glatteisunfälle. Es entstand dabei teils erheblicher Sachschaden - zu lebensbedrohlichen Verletzungen kam es nicht.

Der zeitlich erste Unfall ereignete sich auf der Schnellstraße B178 zwischen den Anschlussstellen Obercunnersdorf und Herrnhut. Gegen 6.20 Uhr war dort nach Angaben der Polizei ein 51-Jähriger mit seinem Citroën C3 in Richtung Oderwitz unterwegs. In einer Linkskurve kam er auf eisglatter Fahrbahn nach rechts von der Straße ab und überschlug sich. Der Fahrer wurde dabei leicht verletzt. Den Sachschaden beziffert die Polizei auf rund 2.000 Euro.

Gegen 6.40 Uhr war auf der Rumburger Straße in Ebersbach-Neugersdorf ein Honda Jazz unterwegs. Wegen Glätte geriet das Fahrzeug in einer Linkskurve ins Schleudern und schlug in eine Leitplanke ein. Verletzt wurde niemand. Der Sachschaden: 10.000 Euro.

Ein Suzuki-Geländewagen landete bei Dittelsdorf auf dem Feld.
Ein Suzuki-Geländewagen landete bei Dittelsdorf auf dem Feld. © blaulichtreport-zittau.de

Ein weiterer Glatteis-Unfall ereignete sich gegen 6.50 Uhr auf der K8631 zwischen Dittelsdorf und Großhennersdorf. Der Fahrer eines Suzuki-Geländewagens kam von der Straße ab, das Fahrzeug überschlug sich und blieb auf einem angrenzenden Feld auf dem Dach liegen. Der Fahrer konnte das Fahrzeug selbstständig verlassen, kam aber zur Beobachtung in ein Krankenhaus. Den Sachschaden gibt die Polizei mit rund 8.000 Euro an.

Bei Euldorf kollidierte ein Milchlaster mit einem polnischen Pkw.
Bei Euldorf kollidierte ein Milchlaster mit einem polnischen Pkw. © LausitzNews.de / Philipp Mann

Schließlich krachte es gegen 7.20 Uhr auf der ehemaligen B178 bei Euldorf. Grund war auch hier Glatteis, zum Unfallhergang gibt es jedoch widersprüchliche Angaben. Nach den Angaben eines Fotografen vor Ort bremste der Fahrer eines Ford mit polnischem Kennzeichen sein Fahrzeug ab. Der Fahrer eines nachfolgenden Milchlasters bemerkte dies anscheinend zu spät und konnte sein Gespann nicht mehr abbremsen. In der Folge krachte der Lkw in das Heck des Pkw, wobei beide Fahrzeuge beschädigt wurden.

Nach Schilderung der Polizei auf SZ-Anfrage indes war der Ford in Fahrtrichtung Herrnhut unterwegs, ins Schleudern geraten und in den entgegenkommenden Milchlaster geprallt. Die Polizeisprecherin wies bei der SZ-Anfrage allerdings darauf hin, dass ihr noch nicht der gesamte Sachverhalt vorliege. Verletzt wurde jedenfalls niemand, es entstand Sachschaden von etwa 20.000 Euro.

"Vorhersagen erforderten keinen Streusalzeinsatz"

Überrascht von dem Glatteis waren offenbar nicht nur die Autofahrer - sondern auch der Straßendienst. An den Straßenstellen, wo die Unfälle passierten, war nämlich im Vorfeld nicht gestreut worden. "Die Kollegen der zuständigen Straßenmeisterei waren in den frühen Morgenstunden (gegen 4 Uhr) an den genannten Stellen im Einsatz", teilt Kreissprecherin Julia Bjar auf SZ-Anfrage mit. Diese morgendlichen Kontroll-Einsätze sind Standard in der Winterzeit, so Bjar. Aber: "Sowohl die Außentemperaturen, die mit Bodensensorik erfassten Fahrbahntemperaturen (jeweils ca. + 3 °C) als auch die Vorhersagen erforderten keinen Streusalzeinsatz."

Offensichtlich habe es in der Morgendämmerung lokal aufgeklart, was zu einem schnellen und markanten Temperatursturz und somit vereinzelt zur Glättebildung führte. "Auch der kräftige Wind spielte möglicherweise eine Rolle", so Bjar und erklärt weiter: "Wir möchten an der Stelle darauf hinweisen, dass bei Temperaturen um den Gefrierpunkt grundsätzlich immer mit Glättebildung gerechnet werden muss, auch wenn die zuletzt milden Temperaturen dies nicht unbedingt erforderten."

Die Straßenmeistereien sind nach Auskunft des Landkreises für den Winterdienst auf den Bundes-, Staats- und Kreisstraßen zuständig.

Das Landesamt für Straßenbau und Verkehr stellt dazu auf SZ-Anfrage klar: "Bei wichtigen überörtlichen Straßen (wie z. B. der genannten B178 bei Obercunnersdorf) soll die Befahrbarkeit zwischen 6 und 22 Uhr (täglich) sichergestellt werden." Das schließe jedoch auch ein, dass mit Behinderungen durch Schneereste oder – je nach Einsatzdauer des Winterdienstes – stellenweise auch mit einer geschlossenen Schneedecke gerechnet werden müsse. Weiterhin können stellenweise Reif- oder Eisglätte nicht ausgeschlossen werden.