Löbau
Merken

Nach 78 Jahren: Herrnhuter Kirchensaal wieder komplett

Mit einem Fest feiert die Brüdergemeine in Herrnhut jetzt den Abschluss der Bauarbeiten im Inneren des Kirchsaals. Auch ein besonderes Detail wurde rekonstruiert.

 3 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Die Schwesternempore im Kirchensaal Herrnhut. Sonntag gibt es ein Gemeindefest.
Die Schwesternempore im Kirchensaal Herrnhut. Sonntag gibt es ein Gemeindefest. © Peter Isterheld

In den vergangenen Wochen sind an der Schwesternempore im Herrnhuter Kirchensaal die letzten Details eingebaut worden. Dazu gehörten zum Beispiel die englischen Schiebefenster und Türen. Bereits 2020 war mit der Rekonstruktion der historischen Schwesternempore begonnen worden. Die Empore war ein historisches Bauteil im 1945 abgebrannten Kirchensaal der Brüdergemeine.

Die Ostdeutsche Sparkassenstiftung und die Stiftung der Sparkasse Oberlausitz-Niederschlesien haben den Bau finanziell unterstützt und einen maßgeblichen Betrag zur Rekonstruktion der Empore beigetragen, wie die Brüdergemeine mitteilt. Im Rahmen eines Gemeindefestes wird deshalb nun an diesem Sonntag, dem 2. Juli, eine Fördertafel angebracht.

Damit ist der Wiederaufbau des Innensaales nun nach 78 Jahren abgeschlossen. Das feiert die Evangelische Brüdergemeine mit einem festlichen Familiengottesdienst und einem anschließenden Gemeindefest im Kirchgarten – unter dem Motto: "Lebendige Steine für eine lebendige Gemeinde", teilt die Brüdergemeine mit. Auch die Mitarbeiter der beteiligten Baufirmen und ehrenamtliche Bauhelfer sind dazu eingeladen.

Der 1756/57 errichtete Saal ist das Kirchengebäude der Brüdergemeine Herrnhut und eine beliebte Sehenswürdigkeit im Ortszentrum. Er dient heute als Versammlungsraum und Aula für die Evangelischen Zinzendorfschulen Herrnhut und die Johann-Amos-Comenius-Förderschule der Herrnhuter Diakonie. Er wurde von Siegmund August von Gersdorf im Stil des sächsischen Landbarocks entworfen und ist Vorbild für Kirchen der Brüdergemeine weltweit. Die Rekonstruktion der historischen Schwesternempore ist ein Baustein in der Restaurierung des gesamten Gebäudes, einschließlich der Orgel und der beiden Seitenflügel. "Dass die Schwesternempore jetzt wieder vollständig in ihrer historischen Gestalt den Kirchensaal ziert, ist eine große Freude für die Gemeinde und Grund für große Dankbarkeit", sagt Vorsteherin Andrea Kretschmar. Die Unterstützung durch die beiden Sparkassenstiftungen sei die Initialzündung gewesen, ohne die die Gemeinde dieses Projekt nicht hätte durchführen können.

Das Gesamtprojekt hat einen Kostenumfang von mehr als vier Millionen Euro. Der Kirchensaal, der als Denkmal von nationaler Bedeutung anerkannt ist, erhält Fördermittel von Bund und Land. Für Heizung und Dämmung standen Mittel aus dem Leader-Programm zur Verfügung. Außerdem erhält die Gemeinde Unterstützung von Stiftungen und vielen Einzelspendern des Kirchbauvereins Freunde und Förderer des Herrnhuter Kirchensaals. Der Kirchensaal ist ein wichtiger Baustein im Bewerbungsprozess für den Unesco-Welterbe-Status für die Stadt Herrnhut. Im Rahmen der transnationalen Bewerbung "Siedlungen der Herrnhuter Brüdergmeine" will die Stadt Herrnhut zusammen mit Bethlehem (Pennsylvania, USA) und Gracehill (Nordirland) Welterbestätte werden und sich damit zu Christiansfeld (Dänemark) gesellen, das diesen Status bereits seit 2015 innehat. Im Januar 2023 wurde ein entsprechender Antrag eingereicht. "Die vier Orte verdeutlichen das kulturelle und geistliche Erbe der Brüdergemeine, das sich in den Siedlungen zeigt, die als religiöse Idealstädte angelegt wurden", erklärt Dr. Peter Vogt, Pfarrer der Brüdergemeine Herrnhut.

Die Ostdeutsche Sparkassenstiftung fördert seit 1996 Kunst, Kultur und Denkmalpflege. Insgesamt standen dafür über 110 Millionen Euro aus den Vermögenserträgen, dem überörtlichen Zweckertrag des PS-Lotterie-Sparens sowie aus projektbezogenen Zusatzspenden der Sparkassen und ihrer Verbundunternehmen zur Verfügung. Allein in Sachsen wurden mit 44 Millionen Euro bislang 899 Projekte unterstützt.