SZ + Löbau
Merken

Das "Ferkeltaxi" geht auf Abschiedstour

Die Ostsächsischen Eisenbahnfreunde haben kein Geld für die fällige Hauptuntersuchung - und hoffen deshalb auf viele Fahrgäste.

Von Markus van Appeldorn
 3 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Das "Ferkeltaxi" bei einer Ausfahrt ins Braunkohlerevier.
Das "Ferkeltaxi" bei einer Ausfahrt ins Braunkohlerevier. © Andreas Schöne / OSEF

Nach den vielen Coronapausen versuchen es die Ostsächsischen Eisenbahnfreunde (Osef) in Löbau vorsichtig mit Planungen, was Sonderfahrten und Feste angeht. Vieles ist noch nicht mit Datum versehen, da es noch viele Unklarheiten gibt. Ein Termin ist aber nicht weiter verschiebbar: die zumindest vorläufig letzte Fahrt des vereinseigenen Schienenbusses, liebevoll "Ferkeltaxi" genannt.

Im Juni 2004 hatte der Verein die Schienenbusgarnitur der Baureihe 772/972 übernommen. Das Besondere des Schienenbusses samt Beiwagen: Die beiden Fahrzeuge präsentieren sich im Erhaltungszustand der letzten Reichsbahn-Epoche 1992 - umlackiert in das damals aktuelle Nahverkehrs-Farbschema der Deutschen Bundesbahn und im Umbauzustand mit MAN-Motor, Voith-Getriebe und modernisierter Fahrerkabine. Erst zum 1. Januar 1994 entstand dann aus der Deutschen Reichsbahn und der Deutschen Bundesbahn das heutige Unternehmen "Deutsche Bahn AG". "Anfangs war das Interesse groß, auch für Charterfahrten", erzählt Osef-Chef Alfred Simm. So sei man damit bis nach Fürth zum Stadtjubiläum gefahren. Die bayerische Stadt ist die Wiege des deutschen Eisenbahnverkehrs.

Zwei Jahre lang kaum Einnahmen

"Weitere Einsätze erfuhr das Gespann mit den Fahrten in die 'Braunkohle', Erlebnisfahrten zu unseren Nachbarn oder im Pendelverkehr zu Großveranstaltungen, wie zur 888-Jahr-Feier in Riesa", erzählt Simm. Den Kosenamen "Ferkeltaxi" bekam der Schienenbus bereits in den 60er-Jahren. Damals wurden Schienenbusse im Westen wie im Osten zu Rettern der Nebenbahnen. Für viele Strecken wurde die Stilllegung erwogen, weil der Betrieb mit Dampfloks zu teuer und personalaufwändig war. Der Schienenbus verkehrte dagegen günstig und benötigte nur einen Lokführer - keinen zusätzlichen Heizer. Und Landwirte stiegen damals eben mitunter mit ihren Ferkeln, Hühnern oder Gänsen zu.

Doch nach zwei Jahren Corona und damit einhergehender vieler Fahrtausfälle wird der Betrieb des Schienenbusses für die Eisenbahnfreunde wirtschaftlich vorläufig unmöglich. Am 9. April hat der Triebwagen Fristablauf und kann dann nicht mehr auf Strecken der Deutschen Bahn gefahren werden. Das nötige Geld für eine kostenintensive Hauptuntersuchung zur Fristverlängerung konnte der Verein in den letzten beiden Jahren nicht erwirtschaften. Also muss er erst einmal abgestellt werden.

450 Kilometer Abschiedstour

Aber einmal noch soll's auf große Fahrt durch die Oberlausitz gehen. Am 9. April, einem Sonnabend, startet das "Ferkeltaxi" zu seiner letzten Fahrt um 9 Uhr morgens in Löbau. Es geht es über Ebersbach, Neukirch West, Bischofswerda nach Görlitz. Von hier über Niesky Knappenrode nach Graustein und über Weißwasser und Görlitz zurück nach Löbau. Da Ankunft in Löbau ist gegen 18 Uhr geplant.

"Knapp 450 km legen wir an diesem Tag noch einmal zurück. Der Weg ist das Ziel. Auch Fotos sollen nicht zu kurz kommen. Für das leibliche Wohl ist natürlich gesorgt", sagt Alfred Simm. Er hofft auf ganz viele Fans, die mitfahren - um der Hauptuntersuchung ein Stückchen näherzukommen. Der Fahrpreis beträgt 75 Euro für Erwachsene und 60 Euro für Kinder zwischen 4 und 16 Jahre. Buchungen sind ab sofort möglich unter https://osef.de/sonderfahrten/Abschiedsfahrt-mit-unserem-Triebwagen-Gespann oder [email protected].