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Leben im Strandhaus mit tausenden Tieren - mitten in der Oberlausitz

Vom Minihaus bis zum Schloss - wie ungewöhnlich einige Menschen zwischen Löbau und Zittau wohnen, zeigt eine SZ-Serie. In Strahwalde lebt ein Paar mit tausenden Fischen unter einem Dach.

Von Romy Altmann-Kuehr
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Aline und Oliver Heinrich wohnen in Strahwalde mit tausenden Fischen. Mehrere liebevoll gestaltete Aquarien finden sich im Haus. Auch Söhnchen Tim erfreut sich daran.
Aline und Oliver Heinrich wohnen in Strahwalde mit tausenden Fischen. Mehrere liebevoll gestaltete Aquarien finden sich im Haus. Auch Söhnchen Tim erfreut sich daran. © Rafael Sampedro/foto-sampedro.de

Da haben sich zwei gefunden - sie liebt das Meer, er exotische Fische. Aline und Oliver Heinrich haben sich in Strahwalde eine kleine Strandoase geschaffen - und leben mit 4.000 Fischen und Wirbellosen unter einem Dach. In beinahe jedem Raum seines Einfamilienhauses hat das Paar ein Aquarium. Am Esstisch, im Wohnzimmer neben dem Sofa, im Flur, im Kinderzimmer. Selbst auf der Toilette gibt es ein Aquarium - in einem großen Getränke-Glas. Aline Heinrich lacht: "Früher habe ich da Bowle drin serviert." Aus allem möglichen baut ihr Mann Aquarien. Im Bowleglas leben nun Zwerggarnelen.

Aline Heinrich lebt seit vielen Jahren in ihrem eigenen Haus. Die gebürtige Strahwalderin liebt die Ostsee und das Meer - und träumte immer davon, sich ihr Haus in diesem Stil einzurichten. "Es sollte so sein, dass man sich fühlt, als wäre man im Ferienhaus an der Ostsee", schwärmt die 36-Jährige. Ihr Mann Oliver, den sie vor zwei Jahren kennenlernte, hat ebenfalls eine Leidenschaft, die mit Wasser zu tun hat - Aquaristik.

So kam eins zum anderen. Oliver Heinrich, der sehr handwerklich begabt ist, renovierte mit seiner Frau das ganze Haus, sie erfüllten sich den Traum vom Strandhaus. Blau und weiß sind jetzt die bestimmenden Farben, mit unzähligen Muscheln, Steinen, Treibhölzern hat das Ehepaar die Dekoration kreiert, ganze Wände gestaltet. "Das ist alles selbst gesammelt", erzählt Aline Heinrich stolz. "An die Ostsee muss man im Herbst und Winter fahren", sagt die Strahwalderin. Da würde man die schönsten Schätze finden: Muscheln, Steine, Treibholz, Bernstein. Aus Treibholz hat ihr Mann eine Lampe im Flur gebaut und auch über dem Esstisch in der Küche. "Das ist tatsächlich mal in der Ostsee geschwommen."

In der Garage ist die Kinderstube für die Fische

Oliver Heinrich mit seinen Zuchtfischen in der heimischen Garage. Er zieht die Tiere selbst heran, hat sich über die Jahre viel Fachwissen angeeignet.
Oliver Heinrich mit seinen Zuchtfischen in der heimischen Garage. Er zieht die Tiere selbst heran, hat sich über die Jahre viel Fachwissen angeeignet. © Rafael Sampedro/foto-sampedro.de
Unter anderem züchten Heinrichs Diskusfische, die im Amazonasgebiet zu Hause sind.
Unter anderem züchten Heinrichs Diskusfische, die im Amazonasgebiet zu Hause sind. © Rafael Sampedro/foto-sampedro.de
Aus allem möglichen baut der Strahwalder Aquarien - hier hat er ein Bowleglas zweckentfremdet.
Aus allem möglichen baut der Strahwalder Aquarien - hier hat er ein Bowleglas zweckentfremdet. © Rafael Sampedro/foto-sampedro.de
Söhnchen Tim liebt es, die Fische zu beobachten.
Söhnchen Tim liebt es, die Fische zu beobachten. © Rafael Sampedro/foto-sampedro.de
Sämtliche Deko im Haus erinnert an Strand und Meer. Aline Heinrich hat sich damit einen Traum verwirklicht.
Sämtliche Deko im Haus erinnert an Strand und Meer. Aline Heinrich hat sich damit einen Traum verwirklicht. © Rafael Sampedro/foto-sampedro.de

Und als sie so das Haus im Strand-Stil renovierten, erinnerte sich Oliver Heinrich an seine frühere Leidenschaft. Schon vor vielen Jahren hatte er sich mit der Zucht exotischer Fische beschäftigt, sogar gewerblich - und auch einen Zuchtpreis gewonnen. Er zog die Tiere selbst heran und verkaufte sie an Aquaristiker. Damals wohnte er noch in den alten Bundesländern. Dort hat der gebürtige Brandenburger 25 Jahre lang in verschiedenen Großstädten gelebt, bevor er 2018 nach Görlitz kam - in die Heimat seiner Großeltern. Inzwischen arbeitet der Werbefachmann bei der Zittauer Stadtentwicklungsgesellschaft im Marketing. Und an seinem neuen Wohnort in Strahwalde entdeckte er sein Hobby neu. In der Garage richtete er seinen Zuchtraum ein. Dort leben die Zuchtpaare in speziellen Wasserbecken. Hier zieht Oliver Heinrich den Nachwuchs heran: Diskusfische, Panzerwelse, Skalare, Zwerggarnelen und weitere Arten schwimmen darin. Ziemlich dunkel ist es in der Garage. "Das sind genau die richtigen Bedingungen für die Fische", erklärt Oliver Heinrich. Die Umgebung soll möglichst so sein, wie sie auch im natürlichen Lebensraum der Fische ist. Und der Amazonas, wo etwa die Diskusfische leben, ist ein sogenannter Schwarzwasserfluss.

Seine Frau hatte nichts dagegen, dass er sich mit seinem Hobby im Haus ausbreitete. "Im Gegenteil, inzwischen habe ich auch viel gelernt darüber." Ein bisschen müsse sie ihren Mann aber auch bremsen. Und Söhnchen Tim, der jetzt neun Monate alt ist, ist sowieso begeistert von der Wasserwelt um ihn herum. Gerne sitzt der Knirps im Kinderzimmer vor dem Aquarium mit den ausgewachsenen afrikanischen Mooris und beobachtet mit großen Augen die Fische. Für die Kleinen - insgesamt hat die Patchworkfamilie fünf Kinder - sei das auch sehr lehrreich, sagt die Mutter.

Amazonaslandschaft im Wohnhaus

Das Hobby, das sich über den ganzen Wohnraum der Familie erstreckt, ist zugegebenermaßen auch kostspielig. Immerhin rund 350 Euro investieren Heinrichs jeden Monat in das Futter für ihre 4.000 Tiere in den Wasserbecken. Sie bekommen vorrangig Frostfutter. "Bei uns lagern nicht Eis und Pizza im Froster, sondern Fischfutter", sagt die junge Mutter lachend. Und ihr ehemaliger Hauswirtschaftsraum ist jetzt die Kinderstube der afrikanischen Zuchtfische. Die sind in den Seen Afrikas heimisch und brauchen eine ganz andere Wasserqualität und Lebensbedingungen, als zum Beispiel die Diskusfische aus dem Amazonas.

In die Aquarien auf der Wohnetage hat Oliver Heinrich viel Liebe und Fachwissen investiert. "Wir bauen die Becken biotopgerecht nach", erklärt er. So hat er in einem Wasserbecken einen Seitenarm des Rio Negro nachgestellt mit 19 unterschiedlichen Wurzelarten im Wasser. Je besser es gelingt, den natürlichen Lebensraum nachzustellen, desto weniger Arbeit hat man mit dem Aquarium, so der 44-Jährige. Dennoch: rund drei Stunden am Tag nimmt die Pflege der Tiere in Anspruch. Allein die Futter-Runde am Morgen dauert fast eine Dreiviertelstunde.

Das lässt das Ehepaar aber nicht vor weiteren Plänen zurückschrecken: Im Garten soll noch ein Teich entstehen - natürlich mit Fischen. Kois würde Oliver Heinrich dort gern halten.