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Nach schwerem Unfall: Junge Löbauerin findet endlich Arbeit

Josephine Driese aus Löbau verliert durch einen Unfall einen Unterarm, aber nicht die Zuversicht. Nach einem SZ-Beitrag bekommt die 21-Jährige nun mehrere Jobangebote.

Von Constanze Junghanß
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Josephine Driese suchte nach ihrem folgenschweren Unfall einen Job. Das Jobcenter konnte ihr nicht helfen. Von der Sparkasse gab es jetzt ein Angebot.
Josephine Driese suchte nach ihrem folgenschweren Unfall einen Job. Das Jobcenter konnte ihr nicht helfen. Von der Sparkasse gab es jetzt ein Angebot. © Rafael Sampedro

Mit dieser Resonanz hatte Josephine Driese keinesfalls gerechnet. „Ich dachte nie, dass ein SZ-Zeitungsartikel so viel bewegen kann“, sagt die 21-Jährige. Nun erfüllt sich für die junge Frau der größte Weihnachtswunsch. Josephine Driese, der nach einem schweren Unfall im Mai 2020 erst die rechte Hand, später der Unterarm amputiert werden musste, hat ab 1. Januar eine Arbeitsstelle. „Ich freue mich riesig“, sagt sie und auch, dass das „gefühlt das tollste Weihnachtsgeschenk ist.“

Josephine Drieses Leben veränderte sich vor drei Jahren auf einen Schlag. Darüber berichtete die SZ. Der Fahrer des Fahrzeugs, in dem die damals 17-Jährige zusammen mit zwei weiteren jugendlichen Beifahrern saß, verlor auf der B6 in Höhe der Nieskyer Straße bei Reichenbach die Kontrolle über seinen Honda.

Josephine aus Eiserode bei Löbau wurde bei dem Unfall schwer verletzt und mit dem Rettungshubschrauber nach Dresden in ein Krankenhaus gebracht. Die junge Frau kämpfte sich nach wochenlangen Krankenhausaufenthalten, fünf Operationen, gelegtem Bypass, gequetschter Lunge und weiteren Verletzungen zurück ins Leben.

Im Oktober 2023 fand Josephine Driese die Kraft, sich persönlich bei ihren Rettern von der Reichenbacher Feuerwehr zu bedanken. Das war ihr, so sagt sie der SZ „eine Herzensangelegenheit“.

Den Wehrleuten berichtete sie aber auch über ihre Schwierigkeiten nach dem Unfall, die ergebnislose Suche nach einem Job, weil sie zu 80 Prozent schwerbehindert ist und wie traurig sie darüber ist.

Erzieherberuf ist nicht mehr möglich

Sie wollte Erzieherin werden. Den Traum musste die Löbauerin aufgrund der schweren Verletzungen aufgeben. Der Sächsischen Zeitung sagte Josephine vor zwei Monaten: „Ich würde sehr gern stundenweise als Rezeptionistin zum Beispiel in einem Therapiezentrum oder Autohaus arbeiten.“ Das Jobcenter hatte ihr dahingehend bisher nicht helfen können.

Anja Oley, die Leiterin des Görlitzer Beratungscenters der Sparkasse Oberlausitz-Niederschlesien, entdeckte den Artikel über die junge Frau und ihr Schicksal in der Online-Ausgabe der Sächsischen Zeitung bei Facebook. Die Sparkassen-Mitarbeiterin wollte gern helfen, engagiert sich für Menschen mit Beeinträchtigung. „Mir ist es wichtig, dass nichts unversucht bleibt, um sie ins Arbeitsleben zu integrieren“, sagt Anja Oley.

Eine Adresse oder Telefonnummer hatte die Sparkassenmitarbeiterin zu diesem Zeitpunkt noch nicht, wurde jedoch über den Facebook-Account der Sächsischen Zeitung auf Josephines Schwester Natalie aufmerksam, die den Beitrag mit den Worten: „Ich bin ganz stolz auf dich, Schwesterherz“ kommentierte. Sparkassenmitarbeiter Frederic Putzmann, Leiter des Servicebereichs, konnte wiederum auf diese Weise Kontakt zu der Löbauerin aufnehmen.

Auch Angebote aus Zittau und Kodersdorf

In wenigen Tagen startet Josephine Driese ins Berufsleben bei der Sparkasse in der Filiale in Ebersbach-Neugersdorf.
In wenigen Tagen startet Josephine Driese ins Berufsleben bei der Sparkasse in der Filiale in Ebersbach-Neugersdorf. © freier Fotograf

Auch bei der Sächsischen Zeitung meldeten sich per E-Mail Menschen, die Josephine Driese unterstützen wollten. Andreas Schneider, Geschäftsführer der Kodersdorfer Inklusions- und Service GmbH, bot Unterstützung an. Ebenso Lars Höger von der Mega-Holz GmbH Zittau. In seiner Mail schrieb der Geschäftsführer: „Wir bilden „Kaufleute für den e-commerce“ aus und ich dachte mir, das könnte genau das Richtige für Frau Driese sein.“ Nach Angaben von Josephine Driese gab es nach der Veröffentlichung noch zwei weitere Arbeitsangebote für sie. Entschieden hat sie sich für das Jobangebot bei der Sparkasse Oberlausitz Niederschlesien. Da habe „vom Bauchgefühl her gleich alles gepasst.“

Ab Januar bei der Sparkasse in Ebersbach-Neugersdorf


Bei der Sparkasse wird sie ab 1. Januar 2024 ihre Arbeit am Empfang des Beratungscenters Ebersbach-Neugersdorf antreten. Der Arbeitsvertrag ist bereits unterschrieben, ihr Arbeitsplatz wird ihren Bedürfnissen entsprechend angepasst und umgebaut. „Uns als Sparkasse ist es sehr wichtig, dass jeder eine faire Chance erhält, um seinen Berufswunsch zu verwirklichen“, fasst Grit Fugmann, Vorstandsmitglied des Finanzinstituts zusammen. Deshalb beschäftigt die Sparkasse, bei der 438 Mitarbeiter tätig sind, seit jeher auch Menschen mit Handicap. Vielfalt und Inklusion sind dem Unternehmen wichtig.

Für Josephine Driese ist die neue Arbeitsstelle ein großer Schritt in eine hoffnungsfrohe Zukunft. In ihrem umgebauten Auto wird sie ab Anfang nächsten Jahres nach Ebersbach-Neugersdorf zu ihrem Traumjob fahren. „Wie schön, dass das so gekommen ist“, sagt sie.