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Mafia-Burger mit Gschmäckle

Eine McDonalds-Kampagne erzürnt Italiens Innenminister Matteo Salvini. Doch seine Wut trifft die Falschen.

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© Foto: McDonalds

Von Almut Siefert, SZ-Korrespondentin in Rom

Mit der Mafia sollte man nicht scherzen. Das hat nun auch der Fast-Food-Riese McDonalds feststellen müssen. Mit einer Plakatkampagne wirbt das Unternehmen in Österreich für seine italienischen Sommer-Wochen mit dem Spruch: „Für echte Mampfiosi“. Die Wortschöpfung aus dem Verb mampfen und dem Plural von Mafioso bleibt jedoch so manchem Italiener im Halse stecken. Und so manchem Deutschen die Reaktionen darauf.

Vor allem einer regt sich öffentlichkeitswirksam und mächtig über das Wortspiel auf: Italiens Innenminister Matteo Salvini von der rechten Lega. „Die Italiener, alle Mafiosi? Wie traurig“, echauffiert er sich in einer Mitteilung auf seiner Facebook-Seite. „Wir haben unseren Stolz und unsere Ehre wiedergefunden – den Weg zurück nehmen wir nie“, schreibt er noch dazu gefolgt von zwei Emoticons: einem Top-Pfeil nach oben und einer italienischen Flagge. Nationalstolz ist man von Salvini bereits gewohnt, immerhin folgt er in seiner Politik und seinen eigenen Kampagnen dem Motto: Prima gli Italiani – die Italiener zuerst. Dabei scheint er nun aber glatt den Überblick über seine Nachbarn und Verbündeten verloren zu haben.

Denn dieses Mal hat sich ein Fehler in die Marketing-Maschine des Innenministers eingeschlichen: Er kritisiert das sommerliche Italien-Brötchen „Bella Italia“ mit dem Mafia-Gschmäckle fälschlicherweise als Schöpfung aus Deutschland. Viele seiner mehr als drei Millionen Follower auf Facebook kommentieren die Kritik an der geschmacklosen Fast-Food-Werbung dementsprechend. Am liebsten mit Bildern. Ein User schickt ein Foto von einem weißbesockten Fuß in einer braunen Birkenstocklatsche. Etliche Male ist auch der Videoausschnitt aus dem Halbfinalspiel der Fußballweltmeisterschaft 2006 in der Kommentarspalte zu finden: Dieser für Fußballdeutschland so schmerzliche Moment, als Fabio Grosso und Alessandro Del Piero mit ihren Toren in der Nachspielzeit das Sommermärchen der Deutschen abrupt beendet haben. Die Kampagne laufe ausschließlich in Österreich, stellt eine Sprecherin von McDonalds Deutschland im Gespräch mit unserer Zeitung klar. „Die Länder sind selbstständig bei der Auswahl ihrer Produkte und auch dabei, wie sie diese bewerben wollen.“ In Deutschland sind die Plakate daher nicht zu finden, die Mampfiosi-Kampagne sei in Deutschland auch nicht geplant.

Auch wenn der Shitstorm nun erst einmal den gleichsprachigen Nachbarn getroffen hat, ist man bei McDonalds Österreich ziemlich geknickt. „Wir wollten mit dem Plakat unsere aktuellen Burger mit Augenzwinkern bewerben“, sagt Wilhelm Baldia, Sprecher von McDonalds Österreich. „Natürlich war es nicht unsere Absicht Italienerinnen oder Italiener in irgendeiner Weise zu beleidigen, und wir entschuldigen uns aufrichtig bei allen, die sich beleidigt fühlen.“

Seit dem 13. Juli sind die Plakate in Österreich geklebt. Die Kampagne sollte ursprünglich bis zum kommenden Samstag laufen. Vielleicht wird sie nun aber doch schon früher überklebt. Die wieder aufgeflammte Erinnerung an die WM-Schmach 2006 dürfte wohl länger anhalten.