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90 Jahre DLRG Meißen: Vier Boote für ein Halleluja

Die Ortsgruppe Meißen der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft feierte ihr 90-jähriges Bestehen. Der Weg hierher war nicht leicht, nun steht der Verein ein wenig still.

Von Jakob Hammerschmidt
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Martin und Tina Bönisch von der DLRG Niederes Elbtal Meißen.
Martin und Tina Bönisch von der DLRG Niederes Elbtal Meißen. © Claudia Hübschmann

Meißen. Ein Brückenunglück im Rügenschen Binz war der Anlass für die Gründung der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) im Jahr 1913 in Leipzig. Die Organisation verschrieb sich der Ausbildung von Rettungsschwimmern und Katastrophenhelfern und besteht bis heute. Während die Gründung der DLRG als solches nun bereits 110 Jahre zurückliegt, datiert ein Gründungswimpel die Ortsgruppe Meißen auf das Jahr 1933 – 90 Jahre in der Vergangenheit. Das wollte gefeiert werden.

Am Samstag, dem 1. Juli lud die DLRG Meißen deshalb in die Hochuferstraße ein. Es wurde Beachvolleyball gespielt, neue Technik präsentiert, und am Nachmittag wurde gegrillt. Anwesend waren auch Martin und Tina Bönisch, zwei Mitglieder der hiesigen DLRG. Die Projektmanagerin Tina Bönisch wechselte 2003 in den Verein, nachdem der Meißner Schwimmverein pleite gegangen war. Das Ehrenamt sei ihr wichtig, erzählt sie im Telefonat, auch wenn die Familie nun zwei Kinder habe und dadurch nur begrenzt Zeit bleibe. Freiwilliges Engagement sei heutzutage nicht selbstverständlich.

Einsatz bei der Fußball-WM

Tina Bönisch ist stark in die Jugendarbeit der DLRG involviert. Sie unterstützt die Ausbildung im Schwimm- und Rettungsbereich, ebenso wie die Abteilungen Wettkampfsport und Rettungssport. Bei letzterem ginge es um Disziplinen, die Rettungssituationen simulieren. Die DLRG Meißen brachte es hierbei bereits zu großem Erfolg, als die Meißnerin Undine Lauerwald im vergangenen Jahr drei Goldmedaillen bei den World Games in Birmingham erringen konnte. Tina Bönischs Hauptaugenmerk im Verein liegt also auf Prävention statt Rettung, und sie sei froh, noch nie in eine dringende Rettungssituation involviert gewesen zu sein.

Ehemann Martin Bönisch, der neben dem Ehrenamt als Angestellter in einer Fahrschule arbeitet, hat bereits den ein oder anderen Einsatz erlebt. Er ist seit 2000 bei der DLRG und ist dort für die Boote und sonstige Technik verantwortlich. Bei einem Rennbootrennen in Riesa sei er für das Abbergen der Gekenterten zuständig gewesen, erzählt er. Und bei der Fußball-WM 2006 habe er betrunkene Feiernde aus dem Main gefischt, als die DLRG Meißen die Hessener Kollegen in Frankfurt unterstützte.

Förderung des Ehrenamtes

Die Geschichte der DLRG-Ortsgruppe Meißen ist turbulenter, als es zuerst den Anschein haben mag. Die Gründungsgeschichte musste mit Indizien wie einer Dekor-Schale, einem Artikel aus dem Zeitungsarchiv und dem eingangs erwähnten Wimpel nachvollzogen werden. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die Organisation von den Alliierten verboten und 1952 in das DRK überführt, wie Vereinsvorstand Steffen Hausch erklärt. 1990 erfolgte dann die Wiedergründung.

Das erste Boot wurde 1993 getauft, vier Jahre später dann der erste Sucheinsatz: Ein Mann hatte sich in die Elbe gestürzt, vermutlich mit suizidalen Absichten, wie Hausch mutmaßt. Die DLRG rückte aus, um den Mann zu finden, konnte die Suche aber schließlich abbrechen, nachdem er an anderer Stelle – wohlauf – zurück an Land gegangen war. Auch bei den Großeinsätzen im Rahmen der Hochwasser von 2002 und 2013 war der Verein als Teil des Katastrophenschutzes beteiligt.

Nicht alles läuft jedoch perfekt, wie Vorstand Hausch durchblicken lässt. Die vier Hochwasserboote der DLRG kommt allmählich in die Jahre, und der Verein sei seit 20 Jahren auf der Suche nach einem Arzt. Es herrsche ein wenig Stillstand. Was es brauche, so Hausch, sei eine Förderung des Ehrenamtes, um das freiwillige Engagement wieder attraktiver zu machen.