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Meißen: Graffiti ohne Ärger

Seit Freitag gibt es auf dem Skaterplatz am Akti eine "Spray Wall". Wer sich verewigen will, sollte sich sputen. Denn gecrosst wird nicht. Das gibt sonst Ärger!

Von Andre Schramm
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Seit Freitag ist die Spray Wall am Skaterplatz freigegeben.
Seit Freitag ist die Spray Wall am Skaterplatz freigegeben. © Claudia Hübschmann

Meißen. Die mobile Graffiti-Wand ist stattlich: 12,50 Meter lang, 2,50 Meter hoch. Karl (15) gehört zu den ersten Sprayern, die hier mit der Spraydose zugange sind. Mit roter Farbe zeichnet er zunächst die Buchstaben. Wenig später wird die Dose gewechselt. Jetzt kommen noch die Outlines, natürlich in Schwarz.

Karl ist Graffiti-Neuling, kennt sich aber schon etwas in der Sprayer-Szene aus. "In Meißen gibt es schon ein paar Leute, die regelmäßig graffititechnisch unterwegs sind, wie zum Beispiel THE oder FCF", erzählt er. Die Kürzel werden im Fachjargon Tags genannt. Sie sind eine Art Unterschrift des Künstlers- bzw. der Crew (Gruppe). Karl weiß, dass es unter Graffiti-Künstlern auch eine wichtige Regel gibt. "Wer crosst, bekommt Stress", so der 15-Jährige. Er meint damit das Übermalen eines bestehenden Graffiti-Bildes. Das wirft natürlich auch hier am Akti eine Frage auf: Was passiert, wenn die gut 30 Quadratmeter voll sind?

Spray-Wall wurde selbst gebaut

"Geplant ist, dass wir die Wand nach einer gewissen Zeit wieder säubern. Wenn es so weit ist, werden wir darüber abstimmen, welches Graffiti wegkommt, und welches bleibt", meint Streetworker Sebastian Schmidt. Möglicherweise kann die Spray-Wall auch noch ein bisschen verlängert werden – Richtung Dresdner Straße.

"Die Idee für das Projekt entstand im Jugendstadtrat. Es gibt in Meißen viele, die gerne sprayen oder es mal ausprobieren möchten. Mit legalen Möglichkeiten sah es ja bislang nicht sonderlich gut aus", erzählt Emil Lehmann vom Jugendstadtrat. Also gingen die Jugendlichen in den Baumarkt, besorgten sich die Materialien. Finanziert wurde das Ganze aus dem Budget des Jugendstadtrats.

Zaun stößt auf Ablehnung

"Wir haben fast die ganze Woche an der Wall gebaut", erzählt Schmidt weiter. Die Füße scheinen sogar richtig einbetoniert. "Das täuscht. Die Wand ist mobil, kann im Hochwasserfall schnell demontiert werden", erklärt er. Neben der kreativen Komponente sieht der Streetworker in dem Angebot noch einen anderen Vorteil. "Die Wand fungiert auch ein bisschen als Schallschutz", erklärt Sebastian Schmidt mit Blick auf den Anwohner-Ärger im letzten Sommer.

Es gibt unterdessen noch weitere Ideen, den Skaterplatz aufzuwerten. "Wir haben noch eine Outdoor-Tischtennisplatte und ein Bus-Wartehäuschen in petto", so Schmidt. Ursprünglich war geplant, dass auch ein ausrangierter Bus auf den Platz kommt. "Der Bus steht schon eine Weile beim Bauhof. Mit dem Stellplatz am Akti gibt es aber ein Problem", so Schmidt. Er habe erfahren, dass die Fläche zunächst für die Baustelleineinrichtung für die Sanierung der Dresdner Straße sowie den Bau einer Gasleitung gebraucht werde.

Trotz der Freude über die neue Graffiti-Wand, gibt es eine Sache, die bei den Jugendlichen aktuell gar nicht trendet: Sie haben gehört, dass der Skaterplatz eingezäunt werden soll. Geplant sei, so erzählt man es jedenfalls dort, dass der Platz dann abgeschlossen werden kann. "Das ist dann wahrscheinlich ein bisschen, wie im Käfig", sagt Schmidt und hofft, dass man darauf verzichtet. Unterdessen ist auch Karl so weit. Sein Schriftzug ist fertig: "Spray Wall" steht da geschrieben.