Bus als Schallschutz am Meißner Skaterpark

Meißen. Es ist Freitag, später Nachmittag. Beamte der Polizei rücken mit sechs Mannschaftswagen an und kontrollieren das Geschehen auf dem Skaterpark am Meißner Elbufer. Sie treffen auf sportbegeisterte Skater und einige Jugendliche, die sich, ermattet von der Sommerhitze, in den Schatten zurückgezogen haben.
Sozialarbeiter Michael Sengle sieht die Polizeipräsenz durchaus mit gemischten Gefühlen. Zweifelsfrei habe sie am vergangenen Freitag für Ruhe gesorgt, die Jugendlichen und jungen Erwachsenen hätten sich ans Elbufer zurückgezogen. Aus den Autos schallte keine laute Musik, schon kurz nach neun Uhr sei der Skaterplatz menschenleer gewesen. Auf der anderen Seite sei es gegenüber den jungen Leuten kein besonders großer Vertrauensbeweis, wenn man ihre Freizeitaktivitäten von Beamten überwachen lasse, so Sengle, der sich in der Vermittlerrolle sieht.
Regeln gelten auch für feierwütiges Publikum
Anlass der Kontrollen sind wiederkehrende Beschwerden von Anwohnern aus den umliegenden Häusern. Sie haben, so betonen sie immer wieder, nichts gegen die Sportler auf dem Gelände, sondern gegen die nächtlichen Besucher. Berauscht vom Alkohol drehen sie die Musik auf und feiern bis spät in die Nacht. Nach zwei Jahren mit wiederkehrenden Corona-Einschränkungen sei ihnen das schwer zu verübeln, so Michael Sengle. Allerdings gebe es natürlich Regeln, an die sich auch die Feierwütigen halten müssten. Ihnen das zu vermitteln, ist Aufgabe des Sozialarbeiters, der dafür auch abends nach 22 Uhr auf dem Areal vorbeischaut. Die Bereitschaft zur gegenseitigen Rücksichtnahme sei natürlich unterschiedlich ausgeprägt. Sengle wirbt aber auch bei den Anwohnern um Verständnis, die neben dem Akti wohnen und dort jahrelang nächtliche Discoveranstaltungen miterlebt haben. "Die waren deutlich lauter", so Michael Sengle.
Die jungen Leute sollen und dürfen sich treffen, darin sind sich alle Parteien einig. Auch in der Feststellung, dass es in Meißen für die Altersgruppe der über 18-Jährigen zu wenige bis keine Angebote gibt. Es fehle an einem adäquaten Jugendclub. Davon hatte Meißen früher gleich mehrere.
Abhilfe soll nun auf mehreren Rädern kommen. Ein ausgemusterter Hybrid-Bus der Dresdner Verkehrsbetriebe wird zwischen Skater- und Parkplatz Quartier beziehen. Noch steht der gelbe Riese auf dem Gelände des Bauhofs, weil eine Genehmigung der Wasserbehörde fehlt. Der Bus rolle aber keineswegs fix und fertig an, er müsse noch umgebaut werden, so Michael Sengle. Das werde mit und nach den Wünschen der Jugendlichen geschehen. Sie sollen Ideen einbringen, aber durch ihr Mittun auch eine Verantwortung für den neuen Jugendtreff entwickeln. Der wird festgelegte Öffnungszeiten haben, an denen auch immer einer der beiden Meißner Sozialarbeiter vor Ort sein wird.
Bessere Koordinierung der Jugendarbeit
"Wir hoffen, dass der Bus als eine Art Lärmschutz wirkt", so Michael Sengle in Richtung der besorgten Anwohner, die nun befürchten, ganzjährig nachts beschallt zu werden. Die fehlenden Angebote für Jugendliche und junge Erwachsene treiben mehrere Meißner um, – auch solche, die nicht direkt am Skaterpark wohnen. Nachdem die Initiative "Bürger für Meißen – Meißen kann mehr" sich der alten Rollschuhbahn in Meißen-Spaar angenommen hat und ein Verein die Wiederbelebung des reichlich verunkrauteten Areals in die Hände nehmen soll, gibt es nicht wenige Stimmen, die eine abgestimmte Jugendarbeit in Meißen fordern. Mehrere Angebote, über das Stadtgebiet verteilt, seien sinnvoll. Was wo möglich sei, welchen Bedarf es bei den jungen Leuten überhaupt gäbe und wie man sich untereinander abstimmen könnte, was Öffnungszeiten und personelle Betreuung angehe, das könnte man ja auch auf einem Bürgerforum diskutieren – so einer der Vorschläge.
Die Anwohner des Skaterplatzes hatten, frustriert vom Ärger der letzten Wochen und Monate von der Stadt gefordert, das Alkoholverbot und die Ruhezeiten konsequent durchzusetzen. Andernfalls würden sie eine Schließung des Platzes zum Monatsende erwirken wollen. Die Stadt Meißen hat das Ansinnen zurückgewiesen. Sie möchte an dem Platz festhalten und verweist auf die vielen Jugendlichen, denen selbst an Sauberkeit auf dem Gelände gelegen sei, die sich kooperativ zeigten und auch selbst dafür sorgten, dass ein gutes Miteinander klappt. Um weitere Angebote zu schaffen und damit die Gruppe auf dem Skaterplatz zu entzerren, die manchmal über 100 Teilnehmer zählt, sei man auch mit Investoren im Gespräch.