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Baderberg 10: "Die letzten Häuser sind die schwierigsten"

Die SEEG saniert und erweitert das Haus am Baderberg 10. Bis Ende 2025 sollen in dem denkmalgeschützten Anwesen Büroräume entstehen.

Von Andre Schramm
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Die SEEG saniert das Haus am Baderberg 10. Die Lampen dürften viele noch kennen. Demnächst werden sie bei Ebay angeboten.
Die SEEG saniert das Haus am Baderberg 10. Die Lampen dürften viele noch kennen. Demnächst werden sie bei Ebay angeboten. © Claudia Hübschmann

Meißen. Kurz nach der Eingangstür steht linker Hand ein riesiges Schild im Flur. "Die Stadt Meißen verkauft dieses Grundstück" ist darauf zu lesen. Die SEEG wird auch namentlich genannt. Offenbar sind das Schild und die damit verbundenen Verkaufsabsichten schon älter und alles andere als aktuell. Mal abgesehen vom zentimeterdicken Staub auf der Werbetafel, ist die SEEG nach wie vor Eigentümerin der Immobilie direkt hinter dem Brunnen. "Es handelt sich um eines von zwei denkmalgeschützten Objekten in unseren Händen, das noch nicht saniert ist", sagt die SEEG-Chefin Birgit Richter. Dass die SEEG insgesamt 69 denkmalgeschützte Immobilien besitzt, erfährt man auch. Und: Dass es sich beim zweiten, noch unsanierten Haus um das Objekt handelt, in dem sich der Meißner Hof bis vor Kurzem befand. Auch für dieses Haus wurde bereits Bauantrag gestellt. Andere Geschichte.

Retro-Charme: DDR-Kugellampen auf ebay

Inzwischen geht es weiter durch das Treppenhaus am Baderberg 10, in dessen Mitte noch allerhand Retro-Kugel-Kampen baumeln. Die DDR-Leuchten im ersten Geschoss sind hingegen schon demontiert. "Wir wollen sie demnächst ebay einstellen", sagt Birgit Richter. Die Räumlichkeiten sind ansonsten mit allerhand Holz ausgestattet – an der Decke, an einigen Wänden. Der Fußboden besteht aus Parkett. "Das soll auch nach der Sanierung so bleiben", sagt Richter.

"Das Haus diente zeitweise als Archiv, war Sitz der Gebäudewirtschaft und des Vereins Museum unterwegs. Es gab viele Ideen zur zukünftigen Nutzung", erinnert sich Oberbürgermeister Olaf Raschke. Eine war beispielsweise, Räumlichkeiten für junge Start-ups zu schaffen. Letztendlich habe man sich dazu entschieden, das Haus nicht kleinteilig zu verwerten, sondern zukunftsfähig zu machen, und so das Meißner Zentrum weiter zu beleben, sagt der Oberbürgermeister.

Plan ist es, das Objekt zum Bürohaus zu entwickeln. Dazu soll im Hinterhof ein sogenannter Treppenturm errichtet werden. Er wird das bisherige Treppenhaus ersetzen und auch über einen Fahrstuhl verfügen. Ferner sollen in dem Neubau sämtliche haustechnischen Anlagen sowie Sanitäreinrichtungen untergebracht werden. Im Zusammenhang mit dem Vorhaben müssen die zwei Garagen an der Lorenzgasse weichen.

Das Erdgeschoss des Haupthauses wird zu einem großzügigen Foyer umgebaut. Der kleine Anbau vor dem Haus bekommt eine Küche und einen Zugang zur Immobilie. Darunter, so erzählt Raschke, sei ein herrlicher Gewölbekeller. "Vielleicht kann man diesen künftig auch bespielen, beispielsweise zum Weinfest", meint er. Das Kellergeschoss werde vorerst nicht angefasst.

Investitionsvolumen rund drei Millionen Euro

Die Büroräumlichkeiten in den Etagen will man flexibel halten, ganz nach den Vorstellungen künftiger Interessenten. "Von der kompletten Etage bis hin zur kleineren Büroeinheit – alles ist möglich", sagt Richter. Alles wird barrierefrei erschlossen. Insgesamt umfasst das Projekt ein Volumen von rund drei Millionen Euro. Das Gros wird die SEEG selber stemmen müssen. "Förderprogramme, die infrage kommen, werden wir auch in Anspruch nehmen", kündigt Birgit Richter an. Dazu gehört u.a. das Programm zur energetischen Sanierung. Allerdings ist es auf 160.000 Euro gedeckelt. Allein die Wiederherstellung der Tragstruktur des Dachstuhls schlägt mit 50.000 Euro zu Buche. Er ist zwar schwammfrei, dafür haben Pilze, andere Schädlinge und letztlich auch die Zeit gute Arbeit geleistet.

Birgit Richter und Olaf Raschke im Dachgeschoss. Auch hier sollen Flächen für Büronutzung entstehen.
Birgit Richter und Olaf Raschke im Dachgeschoss. Auch hier sollen Flächen für Büronutzung entstehen. © Claudia Hübschmann

Insgesamt ist das Objekt von sieben Nachbarn umsäumt. "Die letzten Häuser sind bekanntermaßen die schwierigsten", meint Richter mit Blick auf die Sanierungs- und Erweiterungsmaßnahme. Ziel sei es, im Sommer 2024 mit den Arbeiten zu beginnen. Läuft alles nach Plan, könnten die ersten Unternehmen voraussichtlich Ende 2025 einziehen. Für die SEEG, die sich auf den Bau und die Sanierung von Wohnhäusern in den vergangenen Jahren konzentriert hatte, ist es das erste Vorhaben, das einer gewerblichen Nutzung zugutekommt.

Krankenhaus "Lorenzspital"

Die Geschichte des Hauses ist bislang noch sehr lückenhaft. "Wir wissen, dass es im 15. bzw. 16. Jahrhundert erbaut worden ist. Durch einen Brand sind später Teile zerstört worden. Zeitweise, so Richter, habe sich auch das Lorenzspital hier befunden. In den 70er- und 80er-Jahren des letzten Jahrhunderts wurde das Haus von der Gebäudewirtschaft genutzt. 100 Handwerker und rund 50 Mitarbeiter waren dort angestellt. Der großzügige Raum im ersten Geschoss, so ist überliefert, sei damals rege genutzt worden – für Frauentags- und Weihnachtsfeiern.

Oberbürgermeister Olaf Raschke nutzte den Rundgang, um die Bedeutung der SEEG für die Stadt Meißen in Erinnerung zu rufen: "Entwicklungsgesellschaft und Erneuerungsgesellschaft heißt eben auch, einen Beitrag zu leisten, um leer stehende Einheiten einer vernünftigen Nutzung zuzuführen." Seiner Ansicht nach ist das unter der Regie der amtierenden Geschäftsführerin sehr gut gelungen. "Als Birgit Richter vor elf Jahren kam, haben wir im SEEG-Bestand über eine Leerstandsquote von 20 Prozent gesprochen. Heute liegen wir bei vier Prozent", so Raschke.