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Meißen: Drei Monate lang fast jeden Tag Kultur

Eine Corona-Notlösung etabliert sich: Beim Kultursommer sind alle Veranstaltungen kostenlos und kommen direkt zu den Meißnern - bis auf den Spielplatz.

Von Marvin Graewert
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Schon im vergangenen Jahr kamen die Künstler beim Straßentheater aus aller Welt. Sowie Andy Snatch aus Großbritannien. In diesem Jahr wird es noch internationaler.
Schon im vergangenen Jahr kamen die Künstler beim Straßentheater aus aller Welt. Sowie Andy Snatch aus Großbritannien. In diesem Jahr wird es noch internationaler. ©  Claudia Hübschmann (Archiv)

Meißen. Tanzfestival, Straßentheater, Picknick-Konzerte und Literaturfest. Unterschiedlicher könnten die Formate diesjährigen Kultursommers kaum sein. Doch alle eint, dass es darum geht, die Meißner so niedrigschwellig wie möglich für Kultur zu begeistern. In den nächsten drei Monaten muss dafür keiner ins Museum oder Theater und nicht mal den Geldbeutel zücken. Die Kunst kommt dabei bis auf den Spielplatz, wo die Jüngsten ganz spielerisch mit Tanz und Bewegung in Kontakt kommen und selbst mitmachen können. Sowieso soll sich beim diesjährigen Kultursommer alles ums Tanzen drehen.

Auf wie viele Veranstaltungen sich die Meißner freuen können, lässt sich gar nicht abschließend klären. Offiziell sind es 30 Veranstaltungen, aber schon allein beim Literaturfest geht es um 120 Lesungen und das Theater hat 46 Aufführungen geplant. Die meisten finden zum Straßentheater am Wochenende des 16. und 17. Juli statt.

Der Gassenzauber bestach schon im vergangenen Jahr durch die internationale Besetzung. Dieses Jahr kommen die Schauspieler, Clowns und Feuerkünstler aus Kanada, Australien, Spanien und Frankreich, um die Meißner Innenstadt in ein großes Freilufttheater zu verwandeln. Gesucht werden noch Profis- sowie Amateurmusiker, die als Meißner Stadtmusikanten über die Stadt verteilt spielen sollen, bis um 22 Uhr alle Lichter auf dem Marktplatz gelöscht werden. Aus der Dunkelheit heraus soll ein lebendiges, sich permanent veränderndes Gemälde entstehen. Die Fassade des Marktplatzes wird dabei zur Leinwand und mit 15 Projektoren angestrahlt.

Kommt die rechtselbische Seite zu kurz?

Im Gegensatz zum vergangenen Jahr werden sich die Veranstaltungen dieses Jahr hauptsächlich auf die Altstadt konzentrieren: "Das liegt vor allem daran, dass uns dafür die Gelder fehlen", sagt Sara Engelmann, Kulturreferentin der Stadt Meißen, die sich fest vorgenommen habe, im nächsten Haushalt deshalb höhere Mittel einzustellen. In diesem Jahr werden immerhin auch die Spielplätze auf der anderen Elbseite bespielt, sowie der Hafenstraße-Verein und die alte Rollschuh-Bahn in Spaar.

"2021 konnten wir einen wirklich großen Fördertopf anzapfen", so Engelmann. "Dieses Jahr bekommt nur das Theater Fördergelder." Hinzu kommt allerdings die finanzielle Unterstützung der Stadtwerke und des Gewerbevereins, der sich in diesem Jahr auch beteiligt, da die Kultur auf der Straße innerstädtisch einiges bewegt hätte.

"Vielleicht entsteht so die Möglichkeit, eine Gemeinschaft zu schaffen, die diese Art der Kultur auch die nächsten Jahre unterstützen kann", hofft Geschäftsführerin des Theaters Meißen, Ann-Kristin Böhme, welche das Open-Air-Theater eigentlich als Corona-Notlösung konzipiert hatte. Nach dem positiven Feedback des vergangenen Jahres möchte sie daran festhalten und so den kostenpflichtigen Veranstaltungen wie den Burgfestspielen etwas entgegensetzen, das für alle zugänglich ist. Engelmann ergänzt: "Außerdem ist es im öffentlichen Raum richtig schwierig, Eintrittsgelder zu verlangen, und wir können Veranstaltungen planen, zu denen jeder spontan dazu stoßen kann."

Am Mittwoch, 8. Juni, startet der Kultursommer mit einer kulinarisch-musikalischen Zeitreise im Museums-Sommer-Salon. Zurück in die bewegten Nachkriegsjahre zwischen Währungsreform und Mauerbau, dazu erklingt der Jazz von Kathy Leen und Holger Miersch.