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Ein Kommentar: Warum wir die Falschen abschieben

Die Zahl der Abschiebungen steigen. Flüchtlingshelfer sehen darin vor allem Aktionismus in einem Wahljahr.

Von Ines Mallek-Klein
 2 Min.
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© SAE Sächsische Zeitung

Was 2023 begann, setzt sich in diesem Jahr fort. Die Zahl der Abschiebung Asylsuchender aus Sachsen, auch aus dem Landkreis Meißen, steigt. Und es drängt sich der Verdacht auf, dass das etwas mit dem Wahljahr zu tun hat, in dem wir uns gerade befinden. Die Migration und der Umgang damit dürfte wahlentscheidend sein. Das ist nicht erst nach den Höhenflügen der AfD in den letzten Umfragen klar. Also zeigt der Rechtsstaat seine Zähne, signalisiert, dass er die Lage unter Kontrolle hat.

Aber das geht ganz offenbar zulasten der Asylsuchenden, die gut integriert und schon lange im Land sind. Es sind mehrheitlich Familien, die sesshaft geworden und damit auch schnell greifbar sind für die Behörden.

Zuletzt sorgte die Geschichte einer fünfköpfigen Familie aus Riesa für Schlagzeilen. Sie stammt aus Venezuela – einem nicht sicheren Herkunftsland – und gehört zu den 61 Venezolanern im Kreis, denen die Ausweisung droht. In der Community herrscht seit Monaten verständlicherweise eine große Verunsicherung. Warum hat jemand, der seinen Unterhalt seit Jahren selbst verdient, sich in der Gesellschaft einbringt und seine Kinder in der Schule ausbilden lässt, kein Bleiberecht? Warum werden die Anstrengungen nicht honoriert, wenn Asylsuchende Teil einer Gesellschaft werden, in der sie Schutz gesucht haben und die dringend Arbeitskräfte braucht – und zwar nicht nur die IT-Experten und Mediziner, sondern auch Bauarbeiter und Pflegekräfte.

Es ist am Ende entscheidender, welche Perspektive die Geflüchteten hier haben, als der Grund, der sie hierhergeführt hat.