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Unternehmen im Landkreis Meißen drängen auf grüne Energie

Acht Unternehmen aus dem Kreis machen acht Prozent des gesamten sächsischen Energieverbrauchs aus. Nun gibt es eine Arbeitsgruppe.

Von Marvin Graewert
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Soweit es geht, sollten die neuen erneuerbaren Anlagen zwischen den großen Industrieanlagen aufgebaut werden – wie etwa in Streumen.
Soweit es geht, sollten die neuen erneuerbaren Anlagen zwischen den großen Industrieanlagen aufgebaut werden – wie etwa in Streumen. © Sebastian Schultz

Meißen. In der vergangenen Kreistagssitzung wurde eine Arbeitsgruppe gegründet und sich mit der Erarbeitung eines Positionspapiers zur Energiewende befasst. Bereits seit Februar dieses Jahres ist das Energienetzwerk im Industriebogen des Landkreises aktiv, dem sich bereits 60 Partner im Kreis angeschlossen haben: "Das hat uns dazu veranlasst, einen Förderantrag beim Bund auf kommunale Zusammenarbeit beim Klimaschutz zu stellen", sagte Andreas Herr.

Mit den Fördergeldern soll gemeinsam mit der regionalen Wirtschaft ein Kompetenzzentrum aufgebaut werden, das beim Zentrum für Technologiestrukturentwicklung (ZDS) in Glaubitz angegliedert werden soll: Ein Ort zum Austausch über neuste Entwicklungen und zur Vernetzung von Forschung und Entwicklung; wofür auch eigene Lehrkräfte eingebunden werden sollen. Die Kommunen könnten auf diese Erkenntnisse zurückgreifen, sodass nicht jede Kommune ihren eigenen Klimamanager finden muss, erklärte der stellvertretende Landrat Andreas Herr.

Besonders viel steht für die Allianz der acht energieintensivsten Unternehmen im Industriebogen Meißen auf dem Spiel: GMH Gruppe, Mannesmann, der Großenhainer Gesenk- und Freiformschmiede, Good Year, Cargil, Wacker und Feralphi Stahl verbrauchen zusammen fast acht Prozent des gesamten sächsischen Stromverbrauchs – sowie für mehr als 4.200 direkte Arbeitsplätze in der Region verantwortlich seien.

"Um die Energietransformation gemeinsam mit der Region und den Unternehmen der Energie- und Wasserstoffallianz voranzutreiben, brauchen wir Substitutionen von Gas", sagt Uwe Reinecke, Feralpi-Werksdirektor, der davon ausgeht, dass es in seinem Fall mit Wasserstoff funktionieren kann. Das brauche allerdings Zeit – mindestens vier Jahre.

"Umso wichtiger ist es, dass wir nicht nur grüne Energie aus der Ferne nutzen, sondern auch die Potenziale in Sachsen und vor allem im Landkreis nutzen", so Reinecke. Sein Anliegen unterstrich Reinecke damit, dass Feralpi bereit wäre, den Ausbau mit eigenen Solaranlagen auf dem Betriebsgelände zu unterstützen. Langfristig wolle der Stahlkonzern 20 bis 25 Prozent des Stromverbrauchs mit eigenen Solaranlagen erzeugen. Die Hoffnung ist, dass durch die Arbeitsgruppe auch der Ausbau auf kommunaler Seite schneller vorangeht: "Dass wir nicht immer wieder an kleinen Gruppen und individuellen Personen scheitern, wie es jahrelang beim Ausbau der B169 der Fall war." Dafür sei wichtig, dass die Bürger erkennen, dass sie diesen Wandel mittragen sollten.

Vorgabe: Erneuerbare Energien versechsfachen

Zumal gar kein Weg daran vorbeiführt: Nach den Zielvorgaben der neuen Bundesregierung muss Sachsen schon bis Ende 2027 1,3 Prozent der Fläche für Windenergie zur Verfügung stellen. Aktuell sind 0,2 Prozent für erneuerbare Energien genutzt. Das heißt, in fünf Jahren muss sich das bisherige Flächenangebot für die Windenergie versechsfachen. Bis Ende 2032 steigt dieser Wert auf zwei Prozent an – eine Verzehnfachung der momentanen Windenergieflächen. Soweit es geht, sollten die Anlagen zwischen den großen Industrieanlagen aufgebaut werden – wie etwa dem Industriegebiet Streumen "um die Lohnbevölkerung" mit dem Thema nicht zu sehr zu belasten.

"Für uns ist die Energie die Basis für jeden Herstellerprozess", sagt Jutta Matreux, Werkleiterin der Wacker Chemie in Nünchritz. "Wir hoffen nicht nur, dass der Wasserstoff grün ist. Sondern es macht alles auch nur Sinn, wenn der Wasserstoff grün ist." Das ist nur möglich, wenn er mit erneuerbaren Energien erzeugt wird. "Ich glaube, das ist vielen nicht so bewusst. Ich höre ganz oft Aussagen wie: 'Jetzt haben wir Wasserstoffprojekte. Da brauchen wir kein Windrad mehr'", so Matreux.