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(Fast) Verschwundene Orte: Gasthaus "Zur Sonne"

Erbaut 1561. Wann wird diese Sonne wieder in Meißen erstrahlen?

Von Christiane Weikert
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© Bild: Stadtarchiv Meißen

Einst der erste Gasthof in Meißen, welcher über einen stattlichen Saal verfügte. Erbaut wurde das historisch, wie architektonisch wertvolle Haus 1561, wie die Innenschrift an der Haustafel – welche Gott lob noch erhalten ist! – verrät.

© Foto: Christiane Weikert

Mittlerweile erinnert leider nichts mehr an die Pracht, die dieses Haus einst ausstrahlte. Die Treppe zum einstigen Aufgang ist abgebrochen, nur das historische Eingangsportal mit den kleinen Sitznischen ist notdürftig erhalten wurden. Was will das Haus erzählen? Hören wir doch mal zu….

„Gasthaus Zur Sonne“

Am Anfang der Gründung unserer Stadt im 11. Jahrhundert, war der Theaterplatz noch das Becken des Meißner Elbhafens, der 968 erstmals erwähnt wurde. Alles was an das Hafenbecken grenzte, gehörte dem Bischof und dieser ließ an der Stelle, wo jetzt noch die traurigen Überreste des Gasthauses stehen, ein „Bischöfliches Brauhaus“ errichten. Im 16. Jahrhundert, genau 1561 ließ der reiche Ratsherr Jacob Stolle an der gleichen Stelle das „Gasthaus zum Gewandhause“ (das Theaterhaus hieß in früheren Zeiten Gewandhaus) erbauen. Er dankte Gott dafür mit dieser am Haus erhaltenen Innenschrift und dem Relief der Sonne:

„Erbaut 1561 / nach dem Ich Sieben Zwantzig Jahr / Ein Aschen Hauff gewesen war / Hat mich durch Gottes Gnaden Hand / Nun wieder bracht in diesen Stand / Johann Jacobi Musicus / Instrumentalis / Anno Christi MDCCV / Dominus Protectio mea.“

© Foto: Christiane Weikert

Ein vergnüglich´ Haus mit Saale zum Tanze

Einige Jahre später wurde das Haus auch als „Vergnügungsstätte“ mit Tanzsaal bezeichnet, indem auch die ersten Schauspiele aufgeführt wurden. 1610 wurde das Anwesen durch den Ankauf des Nachbargrundstückes vergrößert und ausgebaut.

Ab 1698 führte der Fernverkehr in Richtung Leipzig über die heutige – wie der Name schon erahnen lässt – Leipziger Straße und die vielen Fernreisenden mussten verköstigt werden und logierten in der Stadt. Die bedeutendsten Gasthöfe zur damaligen Zeit an diesem Platze: Der „Goldene Ring“ (Leipziger Straße 9 und bis heute als Gaststätte genutzt), der „Blaue Stern“ (Leipziger Straße 10 – bis 1945 Hotel, heute wird es von der Stadtverwaltung genutzt) und die „Goldene Sonne“ boten für die Reisenden ausreichend Platz und hatten große Stallungen zum Ab- und Unterstellen der Pferde und Fuhrwerke.

Ein Brand zerstörte Teile des „Gasthaus zur Sonne“, welches aber 1705 wiederaufgebaut wurde. Leider verlor im Laufe der Zeit das Haus an Ansehen, so dass es fast keine Erwähnung mehr fand. Erst im 19. Jahrhundert wurde die Sonne wiederbelebt, indem man 3 kleine Räume und das Obergeschoss zusammenfasste und daraus einen größeren Saal baute.

In weiteren Bauschritten wurden Teile des Gasthofes abgerissen und ein neuer Anbau mit einem viel größeren Saal geschaffen. Der erste Gasthof in Meißen mit Saalbetrieb, der sich zu einem geselligen Mittelpunkt der Stadt und des Vereinslebens entwickelte und den man am 1899 feierlich mit einem Konzert der „Stadtkapelle“ eröffnete.

1917 wurde der Saal zur Unterbringung von Verletzten des Krieges genutzt
1917 wurde der Saal zur Unterbringung von Verletzten des Krieges genutzt © Bild: Stadtarchiv Meißen
© Bild: Stadtarchiv Meißen
Ein damaliger unpassender architektonischer Anbau an das Renaissancegebäude
Ein damaliger unpassender architektonischer Anbau an das Renaissancegebäude © Bild: Stadtarchiv Meißen

Die Sonne erlischt nach und nach...

Ab 1918 fanden im großen Saal der Sonne Kinoaufführungen unter der Bezeichnung „Kammerlichtspiele“ statt und so wurde 1935 der Saal komplett für die ausschließliche Nutzung des Kinos umgebaut. Der Ausgang aus dem Kino erfolgte damals noch über den alten Gasthof, in welchem noch eine gastronomische Einrichtung betrieben wurde.

Das Gebäude verfiel in den Jahren und musste durch viele Notsicherungen vor dem endgültigen Verfall bewahrt werden. Ingolf Brumm, von der Brumm-Bau GmbH Meißen, führte mit seinem Unternehmen die Sicherungen durch. „Die Risse wurden vernadelt und verpresst und das Gebäude so auch statisch gesichert“ (SZ berichtete am 14.12.2019)

Der heutige Eigentümer dieses historischen Gebäudes ist Meinolf Krohner, der auch schon die wertvollen ruinösen Bürgerhäuser in der Görnischen Gasse (2,3 und 4) vor dem Verfall rettete. Dafür erhielt er 2018 den „Bauherrenpreis der Stadt Meißen“. Diese Sanierung machte eine Förderung möglich, welche allerdings für die „Sonne“ in weiter Ferne liegt. Zwar liegt das Haus im Sanierungsgebiet „Historische Altstadt“, aber die Töpfe für die Förderung von Denkmalen sind erstmal leer.

Lieber Gott, lass die Sonne bald wieder im alten Glanze erstrahlen ...