SZ + Meißen
Merken

Handwerkerverein bangt um seine Zukunft

Der Förderverein Schloss Schleinitz ist überaltert. Jetzt sucht er nach einem Weg, um junge Leute zu gewinnen und auch zu halten.

Von Jürgen Müller
 3 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Mit dem 24-jährigen Timo Löwe konnte ein junges Vereinsmitglied gewonnen werden. Er hat die Tischlerei vom 78-jährigen Günter Kämpfer übernommen.
Mit dem 24-jährigen Timo Löwe konnte ein junges Vereinsmitglied gewonnen werden. Er hat die Tischlerei vom 78-jährigen Günter Kämpfer übernommen. © Jürgen Müller

Nossen. Am 31. Oktober war Schluss. An diesem Tag hatte das Handwerkermuseum in Schleinitz zum letzten Mal geöffnet. Allerdings nur für dieses Jahr. Bis Ostern ist wie stets Winterpause. Ein Grund: Das Museum ist nicht heizbar.

Es besteht allerdings die Gefahr, dass das Museum in absehbarer Zeit gänzlich schließen muss. Denn der 1994 gegründete Förderverein, der dieses Museum betreibt, jeden Sonntag von Ostern bis Ende Oktober für Besucher öffnet, jeden dritten Sonntag im Monat Schlossführungen anbietet und als Höhepunkt Anfang September das Handwerker- und Dreschfest durchführt, ist überaltert. Die Mitglieder und Helfer, die meist seit der Vereinsgründung dabei waren, sind in die Jahre gekommen. Neue Mitglieder zu gewinnen, ist schwer. Zwar gelang es in den vergangenen Jahren, einige wenige neue Interessenten zu gewinnen, doch diese wurden von der Vereinsarbeit praktisch ausgeschlossen.

Die Traktorenparade ist immer ein Höhepunkt beim Handwerker- und Dreschfest in Schleinitz.
Die Traktorenparade ist immer ein Höhepunkt beim Handwerker- und Dreschfest in Schleinitz. © Jürgen Müller
Jede dritten Sonntag im Monat organisiert der Verein von Ostern bis Ende Oktober auch Führungen durch das Schloss Schleinitz.
Jede dritten Sonntag im Monat organisiert der Verein von Ostern bis Ende Oktober auch Führungen durch das Schloss Schleinitz. © Uta Büttner
Ein Anziehungspunkt ist in jedem Jahr das Handwerker- und Dreschfest. Auch in diesem Jahr kamen rund 1.000 Besucher.
Ein Anziehungspunkt ist in jedem Jahr das Handwerker- und Dreschfest. Auch in diesem Jahr kamen rund 1.000 Besucher. © Archivfoto: Gerhard Schlechte

Der Verein stand sich quasi selbst im Weg, weil er an der Tradition festhielt, sich jeden Mittwochvormittag in Schleinitz zu treffen. Da die meisten Vereinsmitglieder im Rentenalter sind, ist das auch problemlos möglich. Doch wer im aktiven Arbeitsleben steht, kann eben am Mittwochvormittag nicht an der Vereinsarbeit teilnehmen.

Vereinsarbeit auch am Sonnabend

Diese Erkenntnis hat sich nun auch im Verein durchgesetzt. "Wir suchen dringend neue, jüngere Kräfte, wohl wissend, dass jemand, der im Berufsleben steht, an den Wochentagen anderweitig gebunden ist", so Vorstandsmitglied Edith Wohlfahrt. Deshalb wolle man ab dem kommenden Jahr versuchsweise jeden ersten Sonnabend im Monat, beginnend ab März, zusätzlich den Vereinsarbeitstag organisieren. Das sei für Interessierte eine Möglichkeit, im Verein mitzuarbeiten und auch dazu beizutragen, dass die jahrelangen Anstrengungen aus Altersgründen nicht im Nichts ausliefen.

Widrigkeiten einigermaßen überstanden

Doch auch mit anderen Problemen hat der Verein zu kämpfen. Schon das zweite Jahr in Folge kam es wegen Corona zu Einschränkungen. So konnte das Museum erst Ende Juni und damit rund drei Monate später als sonst öffnen. "Nichtsdestotrotz hat der Förderverein diese Widrigkeiten einigermaßen unbeschadet überstanden, da unsere aktive Zeit in die Sommermonate fällt", so Edith Wohlfahrt.

So konnte mit Wegfall der verstärkten Schutzmaßnahmen das Museum an jedem Sonntag geöffnet und auch das weit über die Region bekannte Handwerker- und Dreschfest durchgeführt werden, das wieder zum Besuchermagneten wurde. "Es ist für uns als Verein eine große Freude, aber auch Genugtuung, wie viele Interessenten sich jedes Mal einfinden, um auf eine Art Zeitreise zu gehen. Unseren Mitgliedern und fleißigen Helfern ist es zu verdanken, dass eine derartig aufwendige Veranstaltung über Jahre hinweg stattfinden kann", so das Vorstandsmitglied.

Damit das so bleibt, braucht der Verein aber dringend neue, jüngere Mitglieder. Die Zusammenkünfte am Sonnabend könnten dafür ein erster Schritt sein.