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Gaskrise: Manufaktur Meissen fährt Produktion hoch

Das Traditions-Unternehmen sorgt fürs Weihnachtsgeschenk vor. Es schafft beinahe eine schwarze Null.

Von Ulf Mallek
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Manufaktur-Geschäftsführer Tillmann Blaschke (59) kann für die Porzellanproduktion die Abhängigkeit vom Gas aktuell nicht groß verringern. Aber das Unternehmen zieht die Produktion durch aktuell längere Arbeitszeiten und Samstagsarbeit vor.
Manufaktur-Geschäftsführer Tillmann Blaschke (59) kann für die Porzellanproduktion die Abhängigkeit vom Gas aktuell nicht groß verringern. Aber das Unternehmen zieht die Produktion durch aktuell längere Arbeitszeiten und Samstagsarbeit vor. © Claudia Hübschmann

Meißen. Einem drohenden Gasmangel im Herbst und den dann drastisch steigenden Preisen versucht die staatliche Porzellan-Manufaktur Meissen mit Sonderschichten und Arbeit an Samstagen zu begegnen. Das sagte Geschäftsführer Tillmann Blaschke der Sächsischen Zeitung. So sollen die Lager für das Weihnachtsgeschäft gefüllt werden und mögliche Produktionsausfällen im Herbst wegen Gasmangels begegnet werden.

Die Manufaktur benötigt etwa 1,5 bis zwei Millionen Kilowattstunden Gas im Jahr. Das ist etwa so viel wie 100 Einfamilienhäuser jährlich benötigen. Während bei Heizung und Strom Einsparungen und alternative Energiequellen möglich sind, geht das bei den sechs Gas-Brennöfen für das Porzellan in der Manufaktur nicht. Blaschke: "Beim Brennen der Weißprodukte ohne Gas käme nur gelbes oder braunes Porzellan heraus. Für den Brand ist ein bestimmtes Milieu nötig, welches das Gas schafft.“

Nach den endgültigen Zahlen für das Jahr 2021 konnte die Manufaktur den Umsatz um etwa drei Millionen Euro auf 29,6 Millionen steigern. Im operativen Geschäft wurde der Verlust trotz Corona auf 0,8 Millionen Euro deutlich verringert (Vorjahr: minus 3,3 Millionen). Das ist der geringste operative Verlust der Manufaktur in den letzten zehn Jahren.

Das Gesamtergebnis nach Zinsen und Steuern liegt bei minus 1,4 Millionen Euro. Erhebliche Verluste im Auslandsgeschäft und im Tourismus wegen Corona stehen Erfolge beim Ausbau des Online-Geschäfts gegenüber. Die der Pandemie angepasste Planung sah das Erreichen der schwarzen Null für 2023 vor. Ob das mit dem Ukraine-Krieg und Energiekrise noch möglich sein wird, kann Blaschke nicht vorhersagen. Ebenso sei ein temporärer Rückschritt möglich.

Dennoch, so Blaschke, sei der neue Kurs richtig und werde erfolgreich sein. „Wir konzentrieren uns auf unsere DNA, auf das Porzellan“, so Blaschke. „Dabei bleiben wir nicht stehen, sondern versuchen, neue Käuferschichten für unsere Produkte zu begeistern.“ Vielleicht war die Manufaktur in der Vergangenheit etwas zu verstaubt mit ihren Produkten. Sie werden jetzt moderner. Blaschke: „Wir möchten uns verjüngen, die Marke frischer machen.“

Verluste im Auslandsgeschäft, insbesondere in China wegen dessen Null-Covid-Politik und in Russland wegen der Sanktionen, möchte die Manufaktur mit einem neuen Anlauf in den USA versuchen zu kompensieren. Die aktuelle Parität des Euro zum Dollar verschafft dem Unternehmen beim Export in die USA einen großen Rabatt. Der Umsatz der Manufaktur verteilt sich je zur Hälfte auf das In- und Ausland.

Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) hat wiederholt betont, zuletzt auf dem Sommerfest des Landkreises Meißen im Juli in der Lommatzscher Pflege, dass der Freistaat hinter der Manufaktur steht.