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Jagdinstinkt, Wissen, Ruhm?

Die Sammlung des Meissen Porzellan-Museums wurde auf großzügige Art und Weise mit Dauerleihgaben unterstützt.

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Dauerleihgaben von Sammlern bereichern seit 2020 einmal mehr den Sammlungsbestand der Meissen Porzellan-Stiftung. Dazu zählt zum Beispiel ein Teller mit dem Dekor Zwiebelmuster, der zwischen 1730 und 1740 in China gefertigt wurde.
Dauerleihgaben von Sammlern bereichern seit 2020 einmal mehr den Sammlungsbestand der Meissen Porzellan-Stiftung. Dazu zählt zum Beispiel ein Teller mit dem Dekor Zwiebelmuster, der zwischen 1730 und 1740 in China gefertigt wurde. © Meissen Porzellan-Stiftung

Von Anja Hell

Meißen. Frühe chinesische und Meissener Porzellane mit Blaumalerei, frühem Zwiebelmuster- und Strohblumendekor aus dem zweiten Drittel des 18. Jahrhunderts bereichern seit diesem Jahr die Sammlung. Sie ermöglichen es, die Geschichte des Zwiebelmusters anhand von Exponaten neu zu erzählen, die über viele Jahrzehnte festzustehen schien. Neueste Erkenntnisse zu Entstehungszeit und Motiven lassen sich anhand der Leihgaben ablesen. Die Publikation „Zwiebelmuster – Von den Anfängen bis heute“ vertieft das Wissen und dient als Fibel zur Bestimmung der eigenen Schätze im heimischen Porzellankabinett.

Doch was treibt einen Sammler eigentlich an? Der Jagdinstinkt, das Detailwissen, der Ruhm? Leidenschaftliches Sammeln liegt in der Natur des Menschen. Die Kuriositätenkabinette von Fürsten, Königen und Humanisten belegen das anschaulich. Nicht viele dieser Kunst- und Wunderkammern haben sich erhalten. Aber anhand der wenigen lässt sich das Prinzip erkennen, nämlich die Darstellung der Welt als Sammlung im Kleinen. Die Wunderkammer als Stätte der Sensationen, Raritäten und Wunderwerke. In ihnen fand sich alles von der Bildenden Kunst über wissenschaftliche Geräte, Astrologie und Medizin, Zoologie und Botanik, Gemmologie und Metallurgie, bis hin zu Esoterik und Alchemie. Die Kunst- und Wunderkammern spiegeln das Bedürfnis wider, durch Systematisierung von Dingen die Ordnungsprinzipien der Welt zu erkennen.

Einer der größten sächsischen Sammler war sicherlich August der Starke. Allein seine umfangreiche Sammlung von asiatischen und Meissener Porzellanen zeugt von seiner Maladie (de Porcelaine). Seine Porzellanobjekte befinden sich heute im Zwinger in Dresden. Darüber hinaus kann man sich im Grünen Gewölbe von der Sammelleidenschaft Augusts und seiner Vorfahren anstecken lassen. Die Begeisterung Augusts für das Porzellan war auch der Grund für die Erfindung des europäischen Porzellans in Sachsen. 

August hat den Funken der Leidenschaft weitergetragen. Alle Manufakturisten brennen für dieses Handwerk, das aus Feuer und Erde kostbares Meissener Porzellan entstehen lässt. Durch die vergangenen 310 Jahre Manufakturgeschichte verstreuten sich die wertvollsten und prächtigsten Meissener Porzellane in der ganzen Welt. Eine Vielzahl berühmter Sammlungen bewahren die schönsten Stücke Meissener Porzellans auf.

Die Sammlung der Meissen Porzellan-Stiftung entsteht während des Arbeitsprozesses der Manufaktur und dient den Modelleuren und Malern bis heute als Modellvorlage. Die historische Sammlung ist also in erster Linie eine Schausammlung. Doch nicht nur. Die Besucher treten auch in einen Austausch, in eine Auseinandersetzung mit diesen edlen, kostbaren und leicht zerbrechlichen Objekten, die sie in der Ausstellung entdecken. Im Idealfall sind sie voller Respekt und Wertschätzung und vielleicht werden Begehrlichkeiten und die Sammelleidenschaft geweckt.

Der Porzellansammler sucht mit Muße und Gelassenheit nach Porzellanen, die er ins Herz schließen und an deren Besitz er sich erfreuen kann. Ohne Sammler und ihr Detailwissen würden uns wichtige Aspekte bestimmter Serviceformen, Dekore oder Figuren fehlen. So wie die Kunst- und Wunderkammern versuchen hinter das zu gelangen, was die Welt im Innersten zusammenhält, so versucht der Sammler von Meissener Porzellan, die Hintergründe der Entstehung seiner begehrten Porzellane aufzuspüren. 

Den Sammlern ist es zu verdanken, dass teils kostbarste Porzellane der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden können, da diese in der Lage sind, diese Objekte aus eigenen finanziellen Mitteln zu erwerben. So geschehen in diesem Jahr und ab sofort zu sehen im Meissen Porzellan-Museum, 1. Etage, Vitrine 4.

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