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Kreis Meißen: Corona-Nachwirkungen für Tourismus-Branche

Vor einem Jahr befanden sich Hotels und Restaurants an einem Tiefpunkt. Wie sieht es heute aus, wo Arbeitskräftemangel und fast verdoppelte Energiepreise herrschen.

Von Marvin Graewert
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An einem Wochenende hat die Parkschänke Zabeltitz mehr Anfragen, als sie bedienen kann. Die Woche warten sie auf Gäste. Die Zukunft ist ungewiss.
An einem Wochenende hat die Parkschänke Zabeltitz mehr Anfragen, als sie bedienen kann. Die Woche warten sie auf Gäste. Die Zukunft ist ungewiss. © Norbert Millauer

Kreis Meißen. Jedes Jahr dämpfen die Sommermonate den Hotelbetrieb. In den vergangenen zwei Corona-Jahren ganz besonders. Im Juli 2021 erreichte diese Entwicklung einen neuen Tiefstand.

Mit aktualisierten Daten des Tourismusatlasses lasse sich ein genaues Bild des Dilemmas der Hotelbranche im Landkreis Meißen zeichnen. Im Jahr 2019 kam 9,3 Prozent der Übernachtungsgäste aus dem Ausland. 2020 waren es nur noch 6,1 Prozent, 2021 bereits 8,3 Prozent. Allerdings lag die Bettenbelegung mit 40 Prozent im Vergleich zu vor der Pandemie und nochmal niedriger als 2019.

Die Touristen sind zurückgekommen, bei Geschäftsreisen sind Arbeitgeber allerdings zögerlicher geworden: Im Moment sei die Parkschänke Zabeltitz trotzdem ganz gut ausgebucht, an Geschäftsreisenden liege das aber nicht. Wenn überhaupt gebucht wird, dann nur kurzfristig. "Allerdings haben sich jeden Sommer weniger Firmen eingebucht", sagt Franziska Koitzsch, welche die Parkschänke Zabeltitz gemeinsam mit ihrer Mutter führt. Zumindest Monteure bräuchten immer ein Zimmer. Für eine abschließende Bewertung wäre wichtig zu sehen, wie sich der Herbst entwickelt. Aktuell sei die Bettenauslastung ein wenig schlechter als vor der Pandemie: "Das internationale Geschäft ist nach wie vor eingebrochen, das wirkt sich auch auf die Metropolregion des Dresdner Elbland aus", sagt Axel Klein, Geschäftsführer des Hotel- und Gaststättenverband Sachsen, der deshalb verstärkt auf Inlandtourismus setzt und hofft, dass die Schweiz aufgrund des Lohngefälles Deutschland als interessantes Urlaubsland für sich entdeckt.

Insgesamt gehe die Bettenauslastung allerdings wieder deutlich nach oben. Doch Sachsen habe deutlich stärker eingebüßt. Im Gegensatz zum Bundestrend lagen die Ergebnisse in Sachsen unter denen des ersten Pandemiejahres 2020. Dies begründet sich aus der hohen Nachfrage in den Sommermonaten 2020 und den längeren strengen Corona-Beschränkungen im zweiten Halbjahr 2021 im Freistaat. "Dass im Dezember die Beherbergung nicht möglich war, gab es sonst in keinem anderen Bundesland", so Klein, der deshalb zu bedenken gibt, dass der Freistaat vor einer ganz anderen Ausgangslage stand.

Preiserhöhungen unvermeidbar

Koitzsch beschäftigt im Moment vor allem, dass ihre Gäste ein sehr kurzfristiges Buchungsverhalten entwickelt hätte. "Besonders verheerend ist das, wenn wir an einem Wochenende Gäste abweisen müssen, weil es keine freien Zimmer mehr gibt", so Koitzsch. Dem würden Wochenenden gegenüberstehen, die nur schlecht ausgebucht seien.

Auch Katrin Witt vom Mercure-Hotel in Riesa kann das bestätigen: Die Buchungen würden immer kurzfristiger und spontaner – sowohl bei Geschäftsreisenden, als auch bei Privatreisenden. Doch seit die coronabedingten Beschränkungen für Beherbergungsangebote aufgehoben wurden, steigen die Besucherzahlen auch wieder. "Gerade Kultur- und Sportangebote in Mittelzentren wie Riesa funktionieren deshalb so gut, weil hier grundsätzlich auch die Übernachtungskapazitäten bestehen", sagt Witt und denkt dabei an Cheerleadingmeisterschaften oder zuletzt an die deutsche Lebensrettungsgesellschaft mit ihrer jüngsten Veranstaltung im Hallenbad.

Zwei Hotels haben die Pandemie allerdings nicht überstanden und mussten nach Daten des Statistischen Landesamts schließen. Mit Blick auf die vorherigen Jahre zuvor entpuppt sich dies allerdings als normale Entwicklung: Seit 2017 seien acht Hotels aus dem Kreis Meißen nicht mehr in Betrieb – von 140 Beherbergungseinrichtungen sind also noch 132 übrig.

Doch ob Hotels und Restaurants durchhalten, würde sich in den nächsten Monaten zeigen: "Gerade machen die fehlenden Arbeitskräfte und fast verdoppelten Energiepreise den Unternehmern am meisten zu schaffen", sagt Klein. Davon ausgenommen seien Imbissläden, die aktuell alles andere als existenzbedroht seien.

Vor großen Problemen stünden Unternehmerinnen, die lieber Gastgeber sein wollen und kein passendes Servicepersonal finden. Ein Prozess, der durch Corona beschleunigt wurde. Doch die Branche steuert gegen: Innerhalb der vergangenen zwei Jahre wurden die tarifgebundenen Löhne durchschnittlich um 28 Prozent erhöht. "Außerdem haben wir die Ausbildungsvergütung erhöht und die Inhalte überarbeitet", ergänzt Klein. So gibt es nun die Möglichkeit, mit der neuen Ausbildung Fachkraft Küche bereits nach zwei Jahren in der Küche zu arbeiten. Der kaufmännische Aspekt der Ausbildung könnte in einem zusätzlichen Jahr drangehängt werden.

Bald würden auch Gäste diese Entwicklung zu spüren bekommen. Preiserhöhungen seien unvermeidbar, da ist Klein ganz klar. Ganz besonders Wellness-Hotels würde die aktuelle Gassituation ganz besonders zu schaffen machen. Franziska Koitzsch aus Zabeltitz reichen da schon die Frühstückspreise und Energiepreise. Ihre Preise hat sie noch nicht angezogen, wird aber auch nicht darum herumkommen.

Das Radebeuler Radisson Blu Park Hotel ist da schon einen Schritt weiter, dort liege die Preissteigerung bei etwa zehn Prozent.

Wie sich die Zukunft entwickelt, könne sie nur schwer einschätzen. Es helfe nur optimistisch zu bleiben. Schließlich haben die Hotels im Kreis Meißen eine Zeit überlebt, wo die durchschnittliche Bettenauslastung von 35 Prozent im Juli 2019 auf 21 Prozent im Juli 2021 sank und dabei war sogar die Anzahl der angebotenen Betten reduziert.