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Still ruht der Gellertberg

Der erneute Lockdown trifft Kulturveranstalter Hagen Pelz hart. Corona ist nicht sein einziges Problem.

Von Jürgen Müller
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Vorzeitig winterfest gemacht: Freilichtbühne am Gellertberg in Niederau ruht still.
Vorzeitig winterfest gemacht: Freilichtbühne am Gellertberg in Niederau ruht still. © Claudia Hübschmann

Niederau. Ein Blick auf die Homepage des Kulturhauses Niederau ist derzeit nicht vergnügungssteuerpflichtig: Halloween-Party: abgesagt. Glühweinparty auf dem Gellertberg - abgesagt. Martinsgans-Essen - abgesagt. Faschingsveranstaltung: abgesagt. Ü30-Party: abgesagt. Nicht abgesagt, aber zum zweiten Mal verschoben ist die Mühlenparty. "Die momentane unsichere Lage lässt eine Durchführung der Veranstaltungen in gewohntem Umfang im Dezember leider nicht zu. Aus diesem Grund sind wir leider gezwungen, die Veranstaltung nochmals auf Ostersonnabend, den 3. April 2021, zu verlegen", sagt Veranstalter und Kulturhausbetreiber Hagen Pelz. Ob dieser Termin gehalten werden kann, da ist er sich aber auch nicht sicher. Und hat vorsichtshalber einen weiteren Termin im Auge. Es ist der 18. Dezember 2021. Alle bereits gekauften Tickets behalten ihre Gültigkeit. "Wir sind sehr traurig über die wiederholte Verlegung der Veranstaltung, da wir unser 25. Jubiläum mit viel Liebe und Leidenschaft geplant haben", so Hagen Pelz.

Bisher war es sein Trost, dass er neben dem Kulturhaus auch den Gellertberg betreibt. Doch auch dort sind jetzt keine Veranstaltungen wie die Glühweinparty mehr möglich. "Das war's dann für dieses Jahr. Den Gellertberg haben wir deshalb vorzeitig winterfest gemacht", sagt er.

Faschingsverein springt ab

Hagen Pelz hat neben Corona ein anderes Problem. Der Niederauer Faschingsverein, der viele Jahre im Kulti seine Veranstaltungen durchführte, hat sich vom Acker gemacht. Er wird künftig in Großdobritz feiern. Denn Hagen Pelz will schon seit einiger Zeit das Kulturhaus verkaufen. "Herr Pelz konnte uns nicht zusichern, dass wir unsere Veranstaltungen im Januar und Februar nächsten Jahres im Kulti in Niederau durchführen können. Deshalb mussten wir uns nach einer Alternative umsehen", sagt Torsten Lachmann, der Präsident des Niederauer Karnevalsclubs. Ob es die insgesamt sieben Faschingsveranstaltungen aber geben wird, ist sehr unsicher. "Wir hoffen zwar immer noch darauf, aber so richtig glaube ich angesichts der Entwicklungen nicht daran", sagt der Präsident.

Derzeit können weder die Funkengarden trainieren noch der Elferrat zusammenkommen. "Derzeit stehen bei uns alle Räder still. Spätestens bis Ende Dezember muss die Regierung eine Entscheidung treffen, ob Fasching gefeiert werden darf oder nicht, ansonsten müssen wir absagen", so Torsten Lachmann. Dies würde den Verein wohl eine vierstellige Summe kosten. Im Gegensatz zu anderen Vereinen gibt es bei den Niederauern keinen Kartenvorverkauf. Die Eintrittskarten werden an nur einem Tag im Januar an die Interessenten gebracht. Ein aufwendiges Prozedere mit Rückerstattungen entfällt dadurch.

Hagen Pelz ist verwundert über die Absage. "Ich habe das auch gehört, aber gesprochen hat mit mir deswegen noch niemand. Ich halte das für überstürzt", sagt er, zumal der Verkauf des Kulturhauses nicht vorangeht. Es gab zwar Interessenten, doch keine konkreten Angebote für das Haus, das im Internet mit einer mittleren sechsstelligen Summe aufgerufen ist. "Ich hänge sehr an dem Haus und habe einen Traum. Den Traum, dass sich in Niederau ein Fest- und Heimatverein gründet, bei dem alle Vereine unter einem Dach arbeiten. Und dass dieser Verein das Haus nutzt, ich es weiter betreiben kann", sagt er.

"Dann hätten wir ein Riesenproblem"

Da Hagen Pelz den Kulturbetrieb im Kulti und auf dem Gellertberg im Nebenjob betreibt, trifft ihn der Lockdown nicht so hart wie andere Kulturschaffende. Er hat noch einen "richtigen" Job mit Festanstellung, auch seine Frau ist als Friseurin jetzt fest angestellt. Bis dahin war sie selbstständig mit einem Salon im Kulti. "Wenn meine Frau und ich ausschließlich von dem Kulturbetrieb leben müssten, dann hätten wir jetzt ein Riesenproblem", sagt er.