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100. Patientin im Meißner Nachsorgeprogramm aufgenommen

Seit 2022 bekommen Schlaganfall-Patienten in Meißen besondere Hilfe. Das soll Rückfälle vermeiden helfen. Doch nicht jeder kann sie nutzen.

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Rosmarie Schwarz (r.u.) ist die 100. Patientin des Nachsorgeprogramms "SOS Care" in Meißen. Mit auf dem Foto: Case-Managerin Kerstin Schmidt, Oberarzt Dr. med. Johannes Etzrodt (r.) und der Leiter der Leitstelle "SOS-Care", Uwe Helbig.
Rosmarie Schwarz (r.u.) ist die 100. Patientin des Nachsorgeprogramms "SOS Care" in Meißen. Mit auf dem Foto: Case-Managerin Kerstin Schmidt, Oberarzt Dr. med. Johannes Etzrodt (r.) und der Leiter der Leitstelle "SOS-Care", Uwe Helbig. © Elblandkliniken

Meißen. Patienten, die nach einem Schlaganfall gut versorgt sind, finden besser ins Leben zurück. "Eine gewissenhafte Nachsorge nach überstandenem Schlaganfall beeinflusst sowohl die Rehabilitation als auch die Rückfallquote enorm", schreiben die Elblandkliniken in einer Mitteilung. Am Meißner Klinikum wurde für eben jene Nachsorge das Programm "SOS-Care" ins Leben gerufen. Nach etwas mehr als anderthalb Jahren wurde dort die 100. Patientin aufgenommen.

Das "SOS-Care"-Nachsorgeprogramm besteht seit dem Frühjahr 2022 am Zentrum für Neurologie und Geriatrie im Elblandklinikum Meißen. Das Pilotprojekt wurde ursprünglich durch das Universitätsklinikum Dresden entwickelt. Die Finanzierung ermöglichte die Krankenkasse AOK Plus.

Lotsin begleitet die Reha

Das Nachsorgeprogramm gewährleistet eine sichere, individuelle und lückenlose Nachsorge von Schlaganfall-Betroffenen. So wie etwa von Rosmarie Schwarz, die nun als 100. Schlaganfall-Patientin aufgenommen wurde. Im Rahmen der Nachsorge wird Frau Schwarz nun eine Schlaganfall-Lotsin des Universitätsklinikums Dresden zur Seite gestellt, die sich nach dem Stand der Nachbehandlung erkundigt. Laufen die Rehabilitationsmaßnahmen? Wurde eine fachärztliche Weiterbehandlung initiiert? Ist die Hilfsmittelversorgung ausreichend? Viele Fragen gilt es zu beantworten.

Weitere Gespräche werden alle drei Monate bei Frau Schwarz zu Hause stattfinden. Ihr soll dabei geholfen werden, ihre Risikofaktoren für weitere Schlaganfälle zu reduzieren und die Therapietreue zu verbessern. Unter anderem gehöre dazu etwa die Motivation zur selbsttätigen Blutdruckmessung und regelmäßigen Einnahme ihrer Medikamente.

Vier speziell ausgebildete "Case-Manager" beraten die Betroffenen und ihre Angehörigen regelmäßig telefonisch und bei Hausbesuchen. Eine von ihnen ist Kerstin Schmidt: "Trotz guter hausärztlicher Versorgung fallen immer noch zu viele Patienten nach der Entlassung in eine 'Lücke' und verlieren wichtige Behandlungsziele wie Blutdruckeinstellung oder Cholesterinsenkung aus dem Blick", erklärt sie. "Auch die Hilfsmittelversorgung und andere Unterstützungsangebote werden oft aus Unwissenheit oder aufgrund persönlicher Hemmungen nicht optimal genutzt. Hier helfen die speziell geschulten Schlaganfalllotsen."

Daten aus Dresden zeigen erste Erfolge

Die Nachsorge zeigt offenbar Wirkung. Erhebungen am Universitätsklinikum Dresden hätten gezeigt, dass sich damit das Risiko eines erneuten Schlaganfalls senken lasse, so der Leiter der Schlaganfallstation in Meißen, Dr. med. Johannes Etzrodt.

Obwohl Schlaganfall-Patienten nachweislich von dem Nachsorgekonzept profitieren, können derzeit nur Versicherte der AOK Plus in wenigen Modellregionen diese Unterstützung in Anspruch nehmen. "Bedauerlicherweise bestehen noch immer zu starre Grenzen zwischen stationärer und ambulanter Versorgung", sagt Martin Wolz, Chefarzt des Zentrums für Neurologie und Geriatrie. Die eigentlich so wichtige Sekundärprävention erhalte nicht die finanzielle Ausstattung, die es bräuchte, um erneute Erkrankungen nachhaltig zu vermeiden. Wolz kündigt auch einen Ausbau des Projekts an: "Perspektivisch soll auch eine Schlaganfall-Lotsin direkt vom Elblandklinikum Meißen aus tätig werden, sofern das Projekt weiterhin durch die Kostenträger finanziell unterstützt wird." (SZ)