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Mehr Kultur für die Meißner

Sara Engelmann ist neu im Rathaus. Dass sie hierher kam, hat auch mit einem Weinberg in der Nähe zu tun.

Von Harald Daßler
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Die ganze Stadt kreativ erobern: Sara Engelmann ist die neue Kulturreferentin im Meißner Rathaus.
Die ganze Stadt kreativ erobern: Sara Engelmann ist die neue Kulturreferentin im Meißner Rathaus. © Claudia Hübschmann

Meißen. Einfach schön! Das ging Sara Engelmann als Erstes durch den Kopf, als sie im Juni auf dem Weg ins Meißner Rathaus war. Der Blick auf das Burgbergensemble, das Treiben in den Gassen  – „hier möchte ich gern arbeiten“, erinnert sich die 39-Jährige an das, woran sie beim Gehen durch die Altstadt dachte. Sie war eine von zwei Bewerbern, die es in die letzte Runde des Auswahlverfahrens geschafft hatten. Über 100 Bewerbungen waren für die neu ausgeschriebene Stelle eines Kulturreferenten eingegangen.

Mitgebracht hatte sie Ideen für das im Jahr 2029 anstehende Stadtjubiläum. Das war die Hausaufgabe, die sie aus der Meißner Stadtverwaltung erhalten hatte. Ihr Vorschlag, das 1.100-jährige Bestehen Meißens als Bürgerfestspiele zu feiern, überzeugte – seit dem 1. August arbeitet Sara Engelmann nun im Rathaus. „Ich möchte, dass es hier wieder mehr Angebote für die Meißner gibt, nicht nur für die Besucher“, beschreibt sie ihren Anspruch an ihre neue Arbeit als Kulturreferentin in Meißen. Deshalb nimmt sie sich viel Zeit für Gespräche. Sie ist in allen Teilen der Stadt unterwegs, stellt sich vor.

Mit dem Elbland ist Sara Engelmann, die aus dem Vogtland stammt und in Chemnitz aufwuchs, seit längerem verbunden. In einem Weinladen, in dem sie während der Studienjahre in Leipzig jobbte, lernte sie nicht nur ihren Mann kennen. Hier bahnte sich auch die Liebe zum Weinbau an, die im Kauf eines kleinen Weinbergs in Diesbar mündete.

Für Sara Engelmann und ihre Familie war dieser Weinberg mit ausschlaggebend dafür, sich in Meißen zu bewerben. Nach fast zwölf Jahren, die sie als Dramaturgin und Lektorin in Berlin gearbeitet hatte, suchte sie nach einer neuen Herausforderung – und nach einem  Wohnort für sich, ihren Mann und die beiden sieben und zwei Jahre alten Kinder außerhalb der Großstadt. Im Dresdner Umland fanden sie ihn.

Eine Menge zu bieten

„Diese Stadt hat eine Menge zu bieten“, lautet ihr Fazit nach den ersten Wochen in Meißen. Die Stadt soll für den Einzelnen erlebbar werden. Dazu will sie die Stadtteile „kreativ erobern“. Kultur soll nicht nur im Theater stattfinden oder auf dem Burgberg, sondern überall in der Stadt. Neben dem Angebot an Höhepunkten will sie kleine Offerten etablieren – etwa Straßenkunst wie die Freitagskonzerte am Heinrichsplatz in diesem Sommer. Oder leere Schaufenster verwandeln, indem sie mithilfe kreativer Ideen zu echten Hinguckern werden.

Natürlich geht es auch um kreative Angebote an die jungen Leute in der Stadt. Sara Engelmann hat sich mit dem Jugendstadtrat verabredet, um herauszufinden, was gewünscht ist und was erwartet wird. Hier bringt sie auch eigene Erfahrungen aus ihrer Schulzeit an einem Gymnasium mit musischem Schwerpunkt in Chemnitz mit ein. Auch aus der Arbeit im Verlag Felix Bloch Erben in Berlin, wo sie vor allem das junge Publikum im Blick hatte, kann sie schöpfen.

Das Stadtjubiläum in neun Jahren ist eine gute Möglichkeit, „neue Themen und Formate“, wie sie es nennt, zu entwickeln. Kulturelle Höhepunkte will sie noch breiter in der Stadt verankern – wie es bei der Langen Nacht der Kunst, Kultur und Architektur bereits gelingt. Die Idee einer Gartenschau, wie sie Linken-Stadtrat Ingolf Brumm ins Gespräch gebracht hat, findet sie „Klasse“. Das könnte eine nachhaltige Entwicklung für die Stadt anstoßen. Es müsste gelingen, Ideen zu den Themen Naturlandschaft sowie Kulturlandschaft zu finden und umzusetzen. 

Die Akteure zusammenbringen

Auch deshalb geht es ihr in den ersten Wochen ihrer Amtszeit vor allem darum, die Akteure zusammenzubringen. Für Anfang Oktober bereitet sie eine Runde mit den Kulturschaffenden der Stadt vor. Ein solches Kulturgespräch, das es in Meißen schon einmal gab, soll wieder fester Bestandteil im Kalender der Verwaltung werden.

Damit Kultur die Menschen erreichen und begeistern kann, müssen zuweilen Hürden überwunden werden. Auch das gehört zu den Aufgaben der Kulturreferentin. Vor allem die Finanzierung und Förderung. Die Corona-Pandemie in diesem Jahr hat das deutlich gemacht – zugleich aber auch gezeigt, dass die Leute bereit sind, Kulturschaffende zu unterstützen. Die Zuhörer der Freitagskonzerte zum Beispiel haben sich nicht lumpen und es beim Hutgeld ordentlich klingeln lassen.

Um Künstler und Vereine in der Stadt unterstützen zu können, will sie „neue Denk- und Spielräume“ eröffnen, sagt Sara Engelmann. Aus Berlin bringt sie außer zahlreichen Kontakten das Wissen um Strukturen mit. Das ist wichtig, um das zuweilen bürokratische Instrumentarium der Kulturförderung umfassend in Anspruch nehmen zu können.

Für das nächste Jahr ist ihre Stelle innerhalb des Amtes für Stadtmarketing, Tourismus und Kultur mit einem Basisbudget von 20.000 Euro ausgestattet. Das ist im Entwurf für den nächsten Haushalt bereits verankert. Hinzu kommen zunächst 30.000 Euro zur Vorbereitung der Jubiläumsfeierlichkeiten, wie Amtsleiter Christian Friedel informiert. Klar, dass er sich über die Verstärkung in seinem Amt freut. Nicht zuletzt im Hinblick auf das Stadtjubiläum steht es Meißen gut zu Gesicht, dass es im Rathaus wieder jemanden gibt, der sich ausschließlich um die Kultur kümmert.

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