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Lommatzsch gehen die Tagesmütter aus

Von einst fünf Betreuerinnen bleibt bald nur noch eine übrig. Bekommt die Stadt dadurch ein Problem bei der Kinderbetreuung?

Von Jürgen Müller
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Die Lommatzscher Tagesmutter Eleonore Straub wird Ende Januar nächsten Jahres in Rente gehen. Vertretungsweise betreut sie dann aber weiter bis zu fünf Mädchen und Jungen.
Die Lommatzscher Tagesmutter Eleonore Straub wird Ende Januar nächsten Jahres in Rente gehen. Vertretungsweise betreut sie dann aber weiter bis zu fünf Mädchen und Jungen. © Gerhard Schlechte

Lommatzsch. Tagesmütter galten noch vor wenigen Jahren als ein Königsweg. Spätestens als der gesetzliche Anspruch für jedes Kind auf einen Krippenplatz eingeführt wurde, bekamen manche Städte und Gemeinden ein Problem. Wenn alle oder zumindest sehr viele von diesem Recht Gebrauch machen und dieses notfalls gerichtlich einklagten, reichten die Betreuungsplätze nicht mehr als. Dann war guter Rat vor allem eines: teuer. Viele Einrichtungen konnten kaum oder gar nicht erweitert werden, ein Neubau ist nicht nur langwierig, sondern kostet vor allem viel Geld. Und er wäre spätestens dann unnötig, wenn die Kinderzahl wieder abnimmt.

Die Lösung waren Tagesmütter, also Frauen, die in ihrem Haus oder ihrer Wohnung Mädchen und Jungen im Alter von null bis drei Jahren betreuen. Die Kosten dafür sind exakt die gleichen wie in städtischen Kindereinrichtungen.

Bald nur noch eine Tagesmutter

Bis zu fünf Tagesmüller, die jeweils maximal fünf Kinder betreuen können, hatte Lommatzsch. Doch jetzt gehen ihr die Tagesmütter aus. Inzwischen sind es nur noch drei, bald nur noch eine. Denn zwei der Tagesmütter gehen demnächst in Rente.

Bekommt die Stadt damit ein Problem bei der Betreuung von Krippenkindern? Bürgermeisterin Anita Maaß (FDP) sieht keine Probleme. "Wir haben in unserer Kindertagesstätte "Sonnenschein" an der Raubaer Straße noch freie Plätze. Derzeit ist die Einrichtung im Krippenbereich zu etwa 80 Prozent ausgelastet", sagt sie, räumt aber zugleich ein, dass die freien Kapazitäten die vorhandenen Räumlichkeiten betreffen. Beim Personal sieht es anders aus. Nicht berücksichtigt ist hierbei auch, ob, wie viele und wie lange eventuell Flüchtlingskinder aus der Ukraine betreut werden müssen.

Bessere Vertretung im Krankheitsfall

Die Veränderungen werden genutzt, um die Vertretungssituation in der Kindertagespflege weiter zu verbessern, da künftig für den Krankheitsfall der Tagesmutter für alle betreuten Kinder die Ersatzbetreuung gesichert werden kann. Petra Martin, die im Juli dieses Jahres in Rente geht, wird bis spätestens Ende Januar 2023 die Vertretung übernehmen. Danach wird Eleonore Straub nach dem Renteneintritt am 31. Januar 2023 die Tagespflegestelle auf unbestimmte Zeit ausschließlich für die Ersatztagespflege weiterführen. Sie springt dann ein, wenn die verbliebene Tagesmutter Peggy Rieck krank wird, kann dann bis zu fünf Kinder betreuen, also alle. Außerdem muss sie dafür keine eigenen Räume mehr vorhalten. Denn die vertretungsweise Betreuung wird sie in den Räumen der "regulären" Tagesmutter durchführen.

"Eine Vertretung für planbare Ausfallzeiten der Tagespflegeperson wie Urlaub oder Fortbildung ist nach wie vor nicht vorgesehen", sagt Ilka Heimann, die in der Stadtverwaltung für Rechtsangelegenheiten zuständig ist. In solchen Fällen müssen sich die Eltern selbst um eine Betreuung kümmern oder ihren Urlaub mit dem der Tagesmutter abstimmen, sodass ausnahmsweise für wenige Tage und einzelne Kinder eine Vertretung benötigt wird.

Laut der Bürgermeisterin sei nicht geplant, künftig eine weitere Tagesmutter zu beschäftigen, es gäbe auch keine Bewerbungen. Das Modell hat, so scheint es, zumindest in Lommatzsch ausgedient.