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Lommatzsch: Stadtbadsanierung genialer Plan oder Hirngespinst?

Mit Fördermitteln des Bundes soll auch das Gebäude der Freilichtbühne umgebaut werden. Doch das Hauptproblem bliebe ungelöst.

Von Jürgen Müller
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Still ruht das Terence-Hill-Freibad in Lommatzsch. Und das nun schon seit Jahren. Jetzt gibt es einen neuen Anlauf, die Anlage zu sanieren.
Still ruht das Terence-Hill-Freibad in Lommatzsch. Und das nun schon seit Jahren. Jetzt gibt es einen neuen Anlauf, die Anlage zu sanieren. © Claudia Hübschmann

Lommatzsch. Die Stadt hat ihr Interesse bekundet, am Bundesprogramm „Sanierung kommunaler Einrichtungen in den Bereichen Sport, Jugend und Kultur“ teilzunehmen. Mit diesem Programm werden bis zum Jahr 2027 investive Projekte der Kommunen in den Bereichen Sport, Jugend und Kultur mit besonderer regionaler Bedeutung und mit hoher Qualität im Hinblick auf ihre energetischen Wirkungen und Anpassungsleistungen an den Klimawandel gefördert, heißt es in der Ausschreibung. Insgesamt stellt der Bund dafür 476 Millionen Euro zur Verfügung.

Mithilfe der erwarteten Fördermittel in Höhe von 45 Prozent sollen das Gebäude an der Freilichtbühne zur Sportstätte umgebaut und das seit Jahren geschlossene Terence-Hill-Freibad saniert werden. Gesamtkosten für beide Maßnahmen nach derzeitigem Stand: 4,25 Millionen Euro. Davon müsste die Stadt bis 2027 rund 2,3 Millionen Eigenmittel bereitstellen, das wären rund 500.000 Euro pro Jahr.

Bad soll CO²- neutral werden

Das Freibad soll energetisch saniert werden. So ist der Bau einer Fotovoltaikanlage und einer Solarheizung zur Erwärmung des Beckenwassers geplant. Die einst von Terence Hill gesponserte Großwasserrutsche soll aufgearbeitet, neue, energieeffiziente Pumpen und eine Filter- sowie eine Chlorgas- oder Granulatanlage eingebaut werden. Geplant ist, die Wasserfläche zu verkleinern und die Außenanlage neu zu gestalten. Das Freibad soll CO²- neutral und in den nächsten 25 Jahren ohne großen Aufwand betrieben werden können.

Auch das vorhandene Gebäude der Freilichtbühne soll umgebaut und um Kabinen, Duschen und Toiletten, einen Versammlungsraum, einen Technikraum sowie Schiedsrichterraum erweitert werden. Dabei steht eine energetisch Sanierung im Vordergrund. Geplant ist eine Integrierung von Umkleidekabinen, Sanitär- und Duschanlagen, Integrierung erneuerbarer Energien in Form einer Erdwärmepumpe sowie einer PV-Anlage mit Stromspeicher. Denkbar ist auch die Installation einer Solaranlage zur Warmwassergewinnung für die Duschen.

Eingebracht haben den Antrag die Stadträte Peter Rennert, Annett Rennert (beide CDU) und Christine Gallasch (fraktionslos). Bürgermeisterin Anita Maaß (FDP) hält das Vorhaben für nicht umsetzbar. Die Stadt könne die Eigenmittel überhaupt nicht aufbringen. Erst in diesem Jahr habe die Rechtsaufsicht der Stadt eine Kreditaufnahme in Höhe von 425.000 Euro für Freizeitanlagen versagt.

"Wer so viele Eigenmittel aufbringen will, muss auch sagen, wo wir die 500.000 Euro im Jahr herausquetschen sollen, welche Maßnahmen dann gestrichen werden müssen", so die Bürgermeisterin. Private Sanierungsmaßnahmen wie an der Königsstraße fielen weg, die Straße in Zöthain könne nicht gebaut werden, sämtlich Brückenbaumaßnahmen müsse man sich sparen, sagte sie.

Janine Grellmann (FDP) monierte, dass das künftige Sportgebäude nicht öffentlich zugänglich sei. "Die Bürger haben nichts davon", sagte sie. Vor allem aber sei das Hauptproblem des Fußballvereins dadurch nicht gelöst. Ein Kunstrasenplatz fehle immer noch. Für den sei dann erst recht kein Geld mehr da.

"Klimaziele nicht ansatzweise erreicht"

Christine Gallasch schlug vor, die 600.000 Euro Eigenmittel, die für die Sanierung und den Umbau des Bürgerhauses Wachtnitz eingeplant sind, umzuschichten. Das Problem: In dem Haus sollen auch neue Räume für die Feuerwehr entstehen. "Wenn wir der Feuerwehr keine Perspektive geben, gibt es in Wachtnitz bald keine Wehr mehr", so Anita Maaß, woraufhin sich Annett Rennert empörte, die Bürgermeisterin würde alles kaputt reden, was andere machen wollten.

Diese konterte: "Über die Finanzierung des Freibades ist schon vor Jahren wegen der Haushaltslage entschieden worden. Der Haushalt gibt das einfach nicht her. Wir sollten keinen Hirngespinsten hinterherlaufen. Alle müssen sich über die Konsequenzen klar sein. Ich appellierte an die Vernunft und die Verantwortung der Stadträte, das Wohl der gesamten Stadt im Blick zu haben und nicht unrealistischen Dingen hinterherzulaufen", sagte sie.

Letztlich entschieden neun Stadträte, sich für das Bundesprogramm zu bewerben, fünf waren dagegen bei einer Enthaltung. Auch am Tag nach der Entscheidung war die Bürgermeisterin noch ärgerlich: "Leider waren einige vernünftige Stadträte nicht da. Dann regiert eben die Unvernunft. So machen wir alles, was wir uns in den vergangenen Jahren in der Stadt mühsam aufgebaut haben, kaputt", sagte sie.

Nach ihrer Auffassung würden mit den Projekten die geforderten und geförderten Klimaziele nicht ansatzweise erreicht. Wenn das so ist, kommt eine Aufnahme ins Förderprogramm ohnehin nicht infrage.