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Lommatzscher Bürgermeisterin vor Wechsel nach Dresden?

Anita Maaß soll in der Landeshauptstadt Finanzbürgermeisterin werden. Doch die Pläne von Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) sind umstritten.

Von Jürgen Müller
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Seit 2005 ist Anita Maaß (FDP) Bürgermeisterin von Lommatzsch. Geht sie jetzt in die Landeshauptstadt?
Seit 2005 ist Anita Maaß (FDP) Bürgermeisterin von Lommatzsch. Geht sie jetzt in die Landeshauptstadt? ©  Archivfoto: Claudia Hübschmann

Lommatzsch/Dresden. Verlässt die Lommatzscher Bürgermeisterin Anita Maaß (FDP) die Kleinstadt und wechselt in die Landeshauptstadt? Das sehen jedenfalls die Pläne vom gerade wiedergewählten Dresdner Oberbürgermeister Dirk Hilbert vor. Hilbert, der zwar als Parteiloser zur Wahl antrat, jedoch der FDP angehört, möchte seine Parteifreundin zur Finanzbürgermeisterin machen. Damit müsste der bisherige Amtsinhaber Peter Lames (SPD) seinen Posten räumen. Er soll nach Hilberts Plänen neuer Bürgermeister für Ordnung und Sicherheit werden. Der Dresdner OB will gleich mehrere Bürgermeisterposten neu besetzen.

Das stößt insbesondere bei der SPD auf breiten Widerstand. Sie wie auch Linke, Grüne und CDU verweisen auf eine Vereinbarung, nach der diese Posten an ihre Parteien gehen. Daran wollen sie nicht rütteln.

"Nicht vor Verantwortung drücken"

Gewählt werden sollen die neuen Bürgermeister am Donnerstag. Der Ausgang scheint völlig ungewiss. Dass Anita Maaß aber Lommatzsch früher oder später verlassen wird, wird spätestens kolportiert, seit sie im November vorigen Jahres zur sächsischen FDP-Vorsitzenden gewählt wurde.

Ein Wechsel in die Landes- oder gar Bundespolitik stehe derzeit nicht in ihrer Lebensplanung, hatte sie der SZ in einem Interview im November 2021 gesagt, schloss diesen aber nicht kategorisch aus. "Sollte sich die Situation ergeben und ich gefragt werden, bin ich niemand, der sich vor der Verantwortung drückt", sagte sie auch.

Schuldenstand drastisch reduziert

Jetzt hat sie offenbar jemand gefragt, und sie hat nicht abgelehnt. Zwar ist die 46-Jährige, die Rechtswissenschaft, Kommunikationswissenschaft und Geschichte in Berlin, Dresden und Bordeaux studierte und später auch promovierte, keine gelernte Finanzexpertin, hat allerdings in Lommatzsch seit ihrem Amtsantritt 2005 den gigantischen Schuldenstand der Stadt drastisch reduziert. Der lag damals bei 750 Euro pro Kopf, Ende vorigen Jahres betrug er noch 293 Euro. Bis 2024 soll er auf 50 Euro je Einwohner sinken.

Freunde hat sie sich mit dem rigiden Sparkurs nicht nur gemacht. Dass das Terence-Hill-Freibad geschlossen wurde, die Stadt kein Geld für eine Reparatur hat und die laufenden Kosten zu hoch wären, nehmen ihr viele in der Stadt übel.

Für eine Stellungnahme war die Lommatzscher Bürgermeisterin am Mittwoch nicht zu erreichen. Sie befindet sich derzeit im Urlaub.

Die verheiratete Mutter zweier Töchter war bei ihrem Amtsantritt 2005 als hauptamtliche Bürgermeisterin der Stadt Lommatzsch die jüngste Bürgermeisterin einer Stadt in Sachsen. Sie wurde 2012 mit 79,89 Prozent der Stimmen in ihrem Amt bestätigt. Am 1. September 2019 wurde sie mit 93,0 Prozent der Stimmen erneut in ihrem Amt bestätigt. Die Wahlbeteiligung lag bei rund 65 Prozent.

Sie steht seit 2008 dem Verein für Heimat und Kultur in der Lommatzscher Pflege vor und ist stellvertretende Kreisvorsitzende des FDP-Kreisverbands Meißen. Bei der Kommunalwahl 2009 wurde sie in den Kreistag Meißen gewählt, dem sie bis heute angehört.