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Meißen: Wenn das Gänsetaxi klingelt

Das zweite Jahr in Folge herrscht in den wichtigen Wintermonaten eine Umsatzflaute. Die Brauereigaststätte in Meißen hat eine Alternative gefunden.

Von Marvin Graewert
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Nach zweieinhalb Stunden im Ofen holt Köchin Franziska Hoffmann die Gans aus dem Ofen. Dann geht es auf dem schnellsten Weg zum Besteller. Das Gänsetaxi ist Gastrochef André Kreuziger ein kleiner Lichtblick.
Nach zweieinhalb Stunden im Ofen holt Köchin Franziska Hoffmann die Gans aus dem Ofen. Dann geht es auf dem schnellsten Weg zum Besteller. Das Gänsetaxi ist Gastrochef André Kreuziger ein kleiner Lichtblick. © Claudia Hübschmann

Meißen. Normalerweise gibt es in der Meißner Brauereigaststätte zwischen November und Dezember ohne Reservierung keinen Tisch: Das Restaurant ist voll mit Firmen- oder Geburtstagsfeiern. Teilweise wird die ganze Gaststätte gebucht. "Dieses Jahr sind punktgenau zum Weihnachtsgeschäft die Einschränkungen gekommen", klagt Gastrochef André Kreuziger, der zum zweiten Mal in Folge auf den Großteil der Umsätze der wichtigsten Monate im Gastronomiekalender verzichten muss. "Wir bekommen eine Stornierung nach der anderen rein: Jede Weihnachtsfeier wird abgesagt." Gäste tröpfeln nur ganz vereinzelt und in kleinen Gruppen ein. Damit es für sein Küchenpersonal trotzdem etwas zu tun gibt, gibt es nun ein Gänsetaxi.

Einen Lieferservice für servierfertige Gänse- und Enten einzuführen war keine Hauruckaktion. Bereits im letzten Weihnachtslockdown hatte Kreuziger 300 Portionen ausgefahren und vor allem Firmenfeiern und Altersheime beliefert - gewissermaßen als Ersatzgeschäft für die Ausfälle durch die Pandemie: "So konnten die Großeltern ihre Kinder und Enkel noch einmal zum Essen einladen." Die Resonanz sei sehr positiv ausgefallen, nicht nur als Alternativprogramm für die Pandemie, sondern allgemein.

Gerade sei das Unternehmen dabei, die gesamte Speisekarte online zu stellen und womöglich bald alle Gerichte nach Hause zu liefern. Natürlich nur, wenn es die Auslastung im Restaurant erlaube. Die Gäste vor Ort gingen immer vor.

Doch die werden immer weniger: Schon unter 3G sei es nicht besonders gut gelaufen: "Mit Einführung der 2G-Regel sind die Besucherzahlen dann drastisch eingebrochen", berichtet Kreuziger. Ob die Ausfälle mit staatlichen Hilfen ausgeglichen würden, sei noch völlig offen. Schließlich dürften die Gaststätten öffnen. "Aber eigentlich könnten wir zulassen, weil es sich nicht rechnet", sagt Kreuziger. "Man lässt uns am ausgestreckten Arm verhungern."

Zumindest wurde die erste Gans mit einem Rohgewicht von 5,2 Kilo bereits am Donnerstagabend ausgeliefert. Dazu gibt es Rotkohl, Rosenkohl, hausgemachte Klöße und Gänsesoße. Wer möchte, bekommt die Gans als Ganzes geliefert: "Aber wer hat im Büro schon ein Tranchierbesteck?", sagt Kreuziger, der den Braten auch tranchiert ausliefert: Um zu garantieren, dass Gans oder Ente heiß ankommen ist der Lieferradius auf fünf Kilometer beschränkt. "Im Vergleich zur Frische im Restaurant müssen die Kunden trotzdem Abstriche machen", muss Kreuziger einschränken. "Natürlich bekommt der Gast ein ofenfrisches Gericht, aber es ist natürlich ein Unterschied, ob es im Restaurant auf einem Porzellanteller serviert wird oder in einer Thermoverpackung." Bei einer Pizza sei das aber auch nicht anders.

"Alternativ können wir die Gerichte aber auch servierfertig liefern", sagt der Gastrochef. Die Gäste können sich dann zu Hause die verschiedenen Zutaten selber noch mal in den Ofen schieben. Die Soße heiß machen, das Gemüse in einen Topf geben. Eine Anleitung liegt bei, damit nichts schiefgehen kann. Der Braten ist genauso vorbereitet, dass sie kurz vor dem Garpunkt sind und nur noch 15 bis 20 Minuten in den Ofen müssen.

  • Die Lieferung kostet 135 Euro, die Abholung 130 Euro. Dazu gibt es Beilagen und einen Sechserträger Bier.