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Moritzburger Wildgehege startet die Wisentzucht mit Bullen-WG

Das ehemalige Elchgehege in Moritzburg bekommt neue Bewohner. Zwei Wisente ziehen diese Woche ein, ein weiterer Bulle folgt bald.

Von Ines Mallek-Klein
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Die zwei jungen Bullen habe ihre Wisent-WG in Moritzburg schon bezogen. Bald soll ein drittes Tier dazukommen.
Die zwei jungen Bullen habe ihre Wisent-WG in Moritzburg schon bezogen. Bald soll ein drittes Tier dazukommen. © Norbert Millauer

Moritzburg. Das Wildgehege in Moritzburg hat Zuwachs bekommen. Seit einigen Tagen stehen zwei Wisente in einem abgezäunten Gehege. Ihr dichtes Fell schützt sie vor der Kälte. Sie sollen sich eingewöhnen, sagt der Leiter des Wildgeheges Ronald Ennersch. In wenigen Tagen schon werden die im Juli 2021 und im Frühjahr 2022 geborenen Bullen in das Elchgehege umziehen. Vorerst bleiben sie zu zweit. Ein dritter Bewohner ihrer Bullen-WG ist bereits ausgesucht und wird etwas später einziehen, so Ennersch.

Dort, wo einst die Elche gegrast haben, leben nun also Wisente. Sie können auf einer Fläche von 2,5 Hektar auf Futtersuche gehen, haben inmitten des Waldes und der Büsche aber auch genügend Rückzugsmöglichkeiten. Die beiden Tiere haben bisher im Wildpark Schorfheide (Brandenburg) und im Wildpark Saarbrücken (Saarland) gelebt. Sie sollen Teil eines großen europaweiten Zuchtprogramms werden, das unter anderem die Wiederansiedlung der Wisente im Kaukasus zum Ziel hat. "So stellt beispielsweise der Zoo Berlin eine Gruppe von Kälbern zusammen, die in den Kaukasus oder nach Rumänien gebracht werden sollen. Was ihnen dann noch fehlt, ist ein Bulle und der könnte hier aus Moritzburg stammen", so der Chef des Wildgeheges.

Irrtümliche Namensgebung

Wisente sind in der Regel ab dem Alter von 6 Jahren geschlechtsreif und werden 20 bis 25 Jahre alt. "Wir hoffen, dass keines der Tiere so viele Jahre bei uns verbringt, sondern den Weg in die freie Wildbahn findet", so Ennersch. Man habe sich bewusst für eine Bullengruppe entschieden. Dass es Stress unter den Tieren gäbe, sei nicht zu erwarten, zumindest so lang kein Weibchen auftauche.

Das neue Zuhause der Wisente wurde bis vor gut zwei Jahren von Elchen bewohnt. Nachdem mehrere Tiere mutmaßlich infolge einer Parasitenerkrankung gestorben waren, gab Moritzburg die Elchzucht auf. Endgültig sei diese Entscheidung aber nicht, betont Ronald Ennersch. Der Leiter des Wildgeheges kämpft weiter dafür, das auch Elche in die Gehege zurückkehren. Allerdings sind die beim Futter sehr anspruchsvoll und bräuchten eine sehr intensive Betreuung. Nach mehreren Todesfällen unter den Tieren hatte man das Gehege nach möglichen Giftpflanzen abgesucht, eigens gekalkt und neue Trinkwasseranschlüsse gelegt. Die Tiere wurden sogar individuell gefüttert, mit frischen Laubholzzweigen.

Das alles half nicht, im Dezember 2020 verstarb mit Oskar der letzte, erst dreijährige Elch. Er war auch das Wappentier des Wildgeheges, das fortan von einem Luchs repräsentiert wird. Doch Ronald Ennersch bleibt hartnäckig. Er glaubt an die Elchzucht, weiß aber auch, dass er dafür deutlich mehr Personal benötigen würde.

Ennersch hat unterdessen auch in den Geschichtsbüchern geblättert und ist auf einen interessanten Fakt gestoßen. Wisente gab es in der Region rund um Moritzburg schon einmal. Sie wurden vor 300 Jahren dort gehalten, wo sich heute der Ortsteil Auer befindet. Der kam übrigens durch einen Irrtum zu seinem Namen. Denn die Einheimischen hielten die Wisente für Auerochsen.

Wer die neuen Bewohner des Moritzburger Wildgehege besuchen möchte, ist an den Wochenenden und Feiertagen von 9 bis 16 Uhr herzlich willkommen. Das Gehege hat auch am Buß- und Bettag geöffnet.