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Nach Mord an Nossener Hotelchefin: Staatsanwalt schließt die Ermittlungsakte

Im Juni wurde die Chefin des Nossener Hotels "Stadt Dresden" ermordet. Die österreichische Staatsanwaltschaft hat den Todesabend rekonstruiert, mit eindeutigem Ergebnis.

Von Ines Mallek-Klein
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Die Nossener Hotelchefin Franziska F. wurde am 13. Juni tot in einem Haus in Österreich gefunden.
Die Nossener Hotelchefin Franziska F. wurde am 13. Juni tot in einem Haus in Österreich gefunden. © Claudia Hübschmann

Nossen. Das Ermittlungsverfahren ist eingestellt. Die Akte geschlossen. Für die Angehörigen von Franziska F. bleiben dennoch viele Fragen offen. Die Chefin des Nossener Hotels "Stadt Dresden" war am Nachmittag des 13. Juni 2023 in einem abgelegenen Haus in der Gemeinde St. Peter am Kammersberg gefunden worden, offenbar getötet von zwei Schüssen. In benachbarten Zimmern lagen die Leichen ihres Bekannten Robert K. und dessen in Trennung lebender Frau Edith K.

Die ermittelnde Staatsanwaltschaft Leoben hat die Tat nachgestellt, um die Abläufe zu rekonstruieren. "Es ist aufgrund der umfangreichen Ermittlungsergebnisse davon auszugehen, dass der Beschuldigte zuerst seine Bekannte und im Anschluss seine Ehegattin mit gezielten Schüssen tötete und sich im Anschluss selbst das Leben nahm", erklärte der Sprecher der Staatsanwaltschaft Andreas Riedler auf Nachfrage.

Zu dem Tatmotiv gäbe es keine ergänzenden Hinweise. Vieles deutet aber darauf hin, dass zwischen Franziska F., die ihren Ehemann nach einer Krebserkrankung verloren hatte, mit dem österreichischen Berufsschullehrer eine Liebesbeziehung verband. Der47-Jährige war mehrfach in Nossen zu Gast. Mitarbeiter des Hotels beschreiben ihn als sehr aufmerksam und freundlich.

Viele offene Fragen

Franziska F. und Ralf K. sollen vor der Tat einige Tage gemeinsam im Urlaub gewesen sein. Warum sie dann zu ihm nach St. Peter am Kammersberg fuhren, bleibt offen. Auch, wie genau das Zusammentreffen mit seiner Frau abgelaufen ist, von der sich Ralf K. getrennt hatte, man aber weiter zusammen in dem Haus am Waldesrand wohnte.

Die Tat wurde erst bekannt, nachdem Arbeitskollegen Ralf K. als vermisst gemeldet hatten. Der sehr zuverlässige Pädagoge war zwei Tage in Folge nicht zur Arbeit erschienen. Daraufhin durchsuchte die Polizei das Haus und stieß auf die drei Toten. Da unter ihnen auch der mutmaßliche Täter ist, hat die Staatsanwaltschaft die Ermittlungsakte nun geschlossen. Die Angehörigen, darunter auch Neffe Florin Gruber, wurden nach einiger Aussage nicht über das Ende der Ermittlungen informiert. "Für uns bleiben viele Fragen offen", so Gruber.

Erben suchen Käufer für Hotel

Währenddessen läuft der Hotelbetrieb weiter. Die zwölf Zimmer seien gut gebucht und bis auf eine Mitarbeiterin, die sich beruflich neu orientiert habe, sei das Personal noch vollzählig. Das Restaurant habe weiter geschlossen. Bewirtet werden ausschließlich die Hotelgäste und - bei vorheriger Anmeldung Reisegruppen, die beispielsweise mit einem Bus kämen, so Florian Gruber.

Seine Tante, Franziska F., war 1996 von Bayern nach Nossen gekommen. Sie hatte zuvor ein Ausflugslokal geleitet, ihr Mann war Koch. Gemeinsam übernahmen sie das Hotel "Stadt Dresden" und schafften es über die Jahre, die Zahl der Stammkunden zu erhöhen, waren Partner von Busreiseunternehmen und bot Dienstreisenden, die in den nahen Gewerbegebieten unterwegs waren, eine Unterkunft. Das Restaurant war beliebt, auch bei den Einheimischen, die dort gerne ihre Familienfeste feierten. Für den Nossener Bürgermeister Christian Bartusch ist das Hotel eine feste Größe in der Stadt, deren Erhalt wichtig sei.

Das wissen auch die Erben von Franziska F., allein keiner von ihnen habe Erfahrung im Beherbergungs- oder Gastronomiebetrieb, gibt Florian Gruber unumwunden zu. Das Hotel solle weiter bestehen, deshalb sei man auf der Suche nach einem Käufer. Den für ein so kleines, bislang familiengeführtes Haus zu finden, außerhalb der großen Zentren, gestalte sich aber herausfordernd.