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Wie geht es den Unternehmen im Landkreis Meißen, Herr Dienel?

Die Firmen lavieren zwischen Auftragsrückgängen, Fachkräftemangel, Teuerung und der Ungewissheit, was die Zukunft angeht. Dennoch gibt es Grund zum Optimismus.

Von Ines Mallek-Klein
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Der oberste Wirtschaftsförderer des Landkreises Meißen, Sascha Dienel, bemerkt ein deutliches Absinken der Investitionsfreude bei den Unternehmen.
Der oberste Wirtschaftsförderer des Landkreises Meißen, Sascha Dienel, bemerkt ein deutliches Absinken der Investitionsfreude bei den Unternehmen. © SAE Sächsische Zeitung

Herr Dienel, was sind die größten Herausforderungen, vor denen die Firmen im Landkreis Meißen in diesen Tagen stehen?

Die wirtschaftliche Unsicherheit ist ein Thema, die gestiegenen Kosten ein weiteres. Aber es gibt noch andere Herausforderungen: Die eine ist die Suche nach geeigneten Fachkräften. Viele Unternehmen nutzen deshalb die Möglichkeit, sich bei Ausbildungsmessen im Landkreis, bei der Fachkräftemesse oder bei der Berufsorientierungswoche Schau rein! als Arbeitgeber vorzustellen.

Eine beachtliche Anzahl von Unternehmen im Landkreis ist außerdem gerade dabei, die Nachfolge vorzubereiten oder sogar zeitnah umzusetzen. Das „Gutachten Unternehmensnachfolge im Freistaat Sachsen“ vom September letzten Jahres nennt die Zahl von 590 Unternehmen im Landkreis, bei denen der Unternehmenslenker bzw. die -lenkerin bereits 55 Jahre oder älter ist. Dies betrifft im Landkreis Meißen somit 6.900 Arbeitsplätze.

Wie gestaltete sich das Ansiedlungsgeschäft für Sie als Wirtschaftsförderer, gibt es aktuell überhaupt noch Anfragen?

Hier kommen einige Punkte zusammen. Auch wenn im letzten Jahr eine interessante Ansiedlungsfläche in Nossen-Deutschenbora neu hinzugekommen ist, so haben in den vorhergehenden Jahren die Flächenangebote stark abgenommen. Flächenbereitstellungen benötigen mehrere Jahre Vorbereitungen und verlangen von den Kommunen Gelder und auch Mitarbeiter, die sich darum kümmern. Die Kommunen sehen sich allerdings aktuell ebenfalls ganz anderen Herausforderungen ausgesetzt.

Wird weiter investiert wie bisher, oder werden Investitionen und Erweiterungen vermehrt aufgeschoben?

Glücklicherweise erweitern sich einige Unternehmen oder erwerben neue Maschinen. Die Investitionen in neue Anlagen, Maschinen und Gebäude sind allerdings über alles betrachtet stark rückläufig. Das hängt nach unserer Einschätzung nicht nur mit den gesunkenen Fördersätzen für den Landkreis Meißen zusammen. Unternehmen investieren nur dann, wenn sie positive Zukunftserwartungen haben. Dies scheint aktuell häufig nicht der Fall zu sein. Hinzu kommen gestiegene Baukosten und ein höheres Zinsniveau.

Der Landmaschinenhersteller Lomma hat bereits Erfahrungen mit Insolvenzen, er durchläuft gerade seine vierte. Für eine Fortführung des Geschäfts wurden immer Investoren gefunden und so soll es auch diesmal sein.
Der Landmaschinenhersteller Lomma hat bereits Erfahrungen mit Insolvenzen, er durchläuft gerade seine vierte. Für eine Fortführung des Geschäfts wurden immer Investoren gefunden und so soll es auch diesmal sein. © C. Hübschmann

In Klipphausen wird noch immer über die Zukunft des Windanlagenbauers Eickhoff verhandelt, sehen Sie noch andere Firmen im Landkreis auf der Kippe?

Da bereits eine Nachnutzung für die Fläche und Hallen von Eickhoff Wind Power gesucht wird, sehen wir hier keine Tendenzen zur Fortführung. Wir hoffen, dass sich eine Lösung für die Lomma Sachsen findet und somit dieses Unternehmen weitergeführt werden kann. Andere größere Insolvenzfälle oder Standortschließungen kennen wir aktuell nicht.

Von der Krise in der Baubranche ist die Rede, als wie robust schätzen Sie Branchenvertreter im Landkreis ein?

Hier haben wir nur einen bedingten Einblick, gehen aber davon aus, dass die nächsten Jahre für die Branche nicht einfach werden. Die Bautätigkeiten der Unternehmen sind rückläufig.

Welche anderen Branchen haben es aus Ihrer Sicht momentan besonders schwer?

Neben der Baubranche sind offenbar auch viele Unternehmen aus dem Gastronomiebereich oder auch Bäckereien betroffen. Natürlich gibt es Folgewirkungen für den Bereich, der dem Bau verbunden ist, zum Beispiel die Glasindustrie.

Der Landkreis hat eine sehr inhomogene Firmenstruktur, ist das ein Vorteil in dieser Zeit?

Ja, das war auch schon bei früheren Krisen der Fall. Wir sind auch froh darüber, dass so viele verschiedenen Branchen im Landkreis zu Hause sind. Üblicherweise sind die Branchen bei Krisensituationen unterschiedlich betroffen und zusätzlich bieten die Branchen ganz verschiedene Beschäftigungsmöglichkeiten für die Landkreisbewohner.

Die Großansiedlung von Rheinmetall in Großenhain war vor einem Jahr Thema und ist mittlerweile Geschichte. Bleibt es dabei, dass sich weiterhin der Freistaat Sachsen um die Vermarktung der größten zusammenhängenden Gewerbefläche im Landkreis kümmert?

Der Freistaat Sachsen ist Eigentümer der Industriefläche und betreibt auch die Flächenbereitstellung. Somit wird der Freistaat auch bei der Vermarktung – zusammen mit der Wirtschaftsförderung Sachsen – vorangehen. Wir kümmern uns mit den betreffenden Kommunen im Landkreis darum, dass auch ausreichend Ansiedlungsflächen für mögliche Zulieferbetriebe vorhanden sind.